Long Distance Calling (live in Weinheim, 2015) © Alex Schäfer
Die Besucher erwartet beim Eintritt in das Café Central eine muckelige Wärme. "An evening with Long Distance Calling" ist angekündigt und viele folgen dem Ruf. Die Stimmung unter den Fans ist aufgelockert und familiär, man unterhält sich und genießt die reichhaltige Bierauswahl an der Theke.
Das Publikum ist alterstechnisch sehr durchmischt. Einen Generationenkonflikt muss man an diesem Abend wohl aber nicht befürchten, eint doch alle die Begeisterung für Long Distance Calling.
Überzeugend
Diese betreten dann auch pünktlich um neun unter Applaus die kleine Bühne der Lokalität und greifen gleich in die Saiten. Zwei Lieder werden gespielt – für Long Distance Calling sind das etwa zwanzig Minuten – bevor eine erste, kurze Ansage erfolgt. Während dieser Eröffnung kann man zwei Dinge feststellen. Zum einen ist die Band fantastisch abgemischt! Die Bässe sind kraftvoll, die Gitarren gut definiert und auch die Abnahme des Schlagzeugs lässt nichts zu wünschen übrig. Das gesamte Klangbild präsentiert sich angemessen laut, aber dennoch differenziert und dynamisch.
Andererseits merkt man, dass die Band hungrig aufs Konzert ist. Jeder Handgriff sitzt, hier sind Profis am Werk. Es ist das letzte Konzert auf der kleinen Tour, die Musiker sind eingespielt. Und auch die Fans machen mit. Alles in allem findet man im Café Central die perfekte Mischung für ein Konzert vor, anders könnte es auch nicht im Lehrbuch stehen.
Durch die Dekade
Mit Ansagen sind die Münsteraner verhältnismäßig zurückhaltend. Hin und wieder ertönt ein enthusiastisches "Dankeschön" oder das obligatorische "Seid ihr noch da?", aber auf unterhaltsame Anekdoten wartet man hier vergebens. Das ist jedoch in keinster Weise schlimm, denn Long Distance Calling überzeugen durch ihre Musik! In bald zehn Jahren Bandgeschichte entstand eine Menge Material, durch das man sich durcharbeiten muss.
Und so liefert die Band einen Querschnitt ihres Schaffens. Klassiker wie "Aurora" oder "Jungfernflug" vom Debüt "Satellite Bay" finden ebenso Platz, wie Stücke des aktuellen Albums "The Flood Inside" oder sogar neue Songs von einem noch nicht veröffentlichten Album. Letztere begeistern durch bisher ungewohnt kraftvolle Riffs, die dank der Mische durch Mark und Bein gehen. Von den Fans werden sie ebenso begeistern aufgenommen, wie die früheren Stücke, in denen sich die Gitarre auf einem dunklen, schleppenden Bass- und Rhythmusbett in sphärische Höhen schraubt.
Ein Abend unter Freunden
Nach einer guten Stunde erfolgt eine zehnminütige Pause, damit alle sich ein wenig abkühlen können. Durch die Vorheizung im Café Central ist die Temperatur während des bisherigen Auftritts vor allem vor der Bühne in die Höhe gestiegen. Die Gelegenheit wird zur Erfrischung an der Bar und zur Teerung der Atemwege genutzt, bevor es weitergeht.
Insgesamt spielen Long Distance Calling inklusive Zugabe gut zwei Stunden, bevor sie ihre Fans in den Abend entlassen. Es war ein gutes Konzert, das keine Wünsche offen gelassen hat und vor allem durch seine familiäre Stimmung überzeugen konnte. Ein Abend unter Freunden, "An evening with Long Distance Calling" eben.
