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Sido (live SAP Arena Mannheim, 2015) © Akis Konstantinidis

Auch wenn in der SAP Arena nur rund 3000 Hip-Hop Fans erscheinen, bringt Sido eine clever durchdachte und audiovisuell beeindruckende Show mit hohem Unterhaltungswert aufs Parkett. Maske...äh Hut ab!

"Zu nett für das Ghetto und zu ghetto für die Spießer". Sido, der ehemalige Rüpelrapper mit der Totenkopfmaske, ist erwachsen geworden. Mittlerweile Mitte 30, hat der Berliner seine ikonische Kopfbedeckung an den Nagel gehängt und sein skandalträchtiges Image gegen ein intaktes Familienleben eingetauscht.

Zwischen Ghetto und Spießer

Keine Fuffies mehr im Club. Aggro war gestern. Ganz schön spießig, könnte man meinen. Bei seiner Show in der SAP Arena schafft Sido als gereifter Entertainer den selbstironischen Spagat zwischen Ghetto und Spießer jedoch erstaunlich gut.

So präsentiert der Berliner in der ersten Hälfte mit dem Opener "Für Ewig", "Löwenzahn" und "Selfie" drei Tracks aus der aktuellen Platte "VI", um seine Fans danach immer weiter auf eine Reise in seine eigene Vergangenheit mitzunehmen. Der Fokus liegt allerdings klar auf dem gereiften Sido. Die Aggro-Zeit wird größtenteils in einem Medley abgehakt. "Leute, ich bin mittlerweile erwachsen", witzelt der 35-Jährige.

Hip-Hop Hurra

"Das hier ist übrigens eine Hip-Hop-Show", betont Sido mehrmals am Abend – und was für eine. Was hier audiovisuell mit der Multmedia-Bühne an Effekten aufgefahren wird, ist wirklich beeindruckend. So muss ein arenataugliches Hip-Hop-Spektakel aussehen!

Durch riesige LED-Leinwände, auch an den zwei DJ-Pulten, verwandelt sich die Bühne mal in einen Theatersaal bei "Augen auf" oder in ein versifftes Männerklo. Bei "Gürtel am Arm" werden fallende Spritzen visualisiert, bei "Mein Testament" Sidos eigener Grabstein.

Die Visuals sind perfekt auf die Songs abgestimmt. Auch soundtechnisch gibt es nichts zu meckern. Der Bass ballert ordentlich. Im späteren Verlauf kommen noch Backgroundsänger, Akustikgitarre und sogar ein Flügel zum Einsatz, was dem Konzert eine poppige Note verleiht. Raptechnisch wird Sido immer wieder von seinen Supports B-Tight, STK und Joka unterstützt. Einen Butler für zwischendurch hat er sich mittlerweile auch gegönnt, der feine Herr. Kollegah und Alligatoah lassen grüßen.

Gegen jeden Widerstand

"Ich weiß, die Halle ist nicht ganz voll geworden, aber hier ist 'ne Stimmung wie bei 80 000!", ruft Sido in die Menge. Auch wenn diese beschriebene Stimmung erst langsam im Verlauf des Abends entsteht, bleibt der Berliner Rapper hartnäckig. Denn dass das textsichere Publikum im Innenraum fleißig mitbounct, reicht Sido noch lange nicht.

"Also, die da unten sind meine Gang", stichelt er gegen die Sitzenbleiber auf den Rängen. "Man sieht euch sehr gut faulenzen!". Was ein wenig liebevolle Provokation so alles bewirken kann... Spätestens bei "Mein Block" hat der Berliner die gesamte Arena auf seiner Seite. Zur Belohnung gibt es als Zugabe "Bilder im Kopf" und den vehement geforderten "A****song aus den guten alten Aggro-Zeiten. Irgendwo ist Sido eben doch noch der Junge von der Straße.

Setlist

Intro / Für ewig / Löwenzahn / Selfie / Schlechtes Vorbild / Augen auf / Goldjunge / Strassenjunge / Fuffies im Club / Hol doch die Polizei / Ackan / Mama ist stolz / Arbeit / Liebe / Meine Jordans / Steig ein! / Mein Block / Einer dieser Steine / Gürtel Am Arm / Herz / Zu Wahr / Mein Testament / Der Himmel soll warten / Zuhause Ist Die Welt Noch In Ordnung / Eier / Zu Strasse / Astronaut / Boombidibyebye // Bilder im Kopf / Arschficksong

 

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