Simply Red (live in Mannheim 2015) Fotostrecke starten

Simply Red (live in Mannheim 2015) © Rudi Brand

Es tut gut, Simply Red wieder als Gesamtkunstwerk live auf der Bühne zu sehen. Denn nicht immer ist es allein der Sänger, der eine Band ausmacht. Mick Hucknall begeistert mit seinem Gesang. Aber auch seine Band trägt viel zu diesem gelungenen Konzert bei.

Um die Halle in Stimmung zu bringen, darf als Support Act zunächst Nicole Bernegger ihr Können zeigen. Die erste Siegerin von "The Voice of Switzerland" aus dem Jahr 2013 hat zwar noch wenig eigenes Songmaterial. Aber dennoch schafft es die energetische Soulsängerin, die Zuschauer in der SAP Arena mit Interpretationen von Songs wie Nina Simones "Feeling Good", mit dem auch schon Michael Bublé große Erfolge hatte, zu begeisterndem Beifall anzustacheln.

30 Jahre auf der Bühne

Als gegen 21 Uhr die Lichter in der Arena ausgehen, sind alle Zuschauer in der fast ausverkauften SAP Arena bereit für das große Comeback von Simply Red. Zum Jubiläum von 30 Jahren Bandgeschichte gibt es als Einstimmung zunächst auf der Videoleinwand einige Bilder aus dieser langen Zeit zu sehen.

Dann betritt die Band unter frenetischem Beifall die Bühne und Mick Hucknall startet das Konzert mit einer akustischen Version von "Holding Back The Years". Seine Stimme ist soulig und fesselnd wie immer. Seine Bläser Ian Kirkham am Saxophon und Kevin Robinson an der Trompete setzen feine Akzente für dieses emotionsgeladene Opening. Einem kurzen: "Guten Abend, Mannheim" folgt die Einladung auf eine musikalische Zeitreise: "Welcome to celebrate 30 years of Simply Red."

Dieser Einladung folgen die Zuschauer gerne, wenn auch noch etwas zaghaft. Alle bleiben brav sitzen, während die Band einige Ohrenschmeichler spielt. Der sanfte Soul in der Stimme von Mick Hucknall lässt bei Songs wie "For Your Babies" so manchen Zuschauer immer noch dahinschmelzen. 

Der Damm bricht

Der Knotenlöser des Konzerts ist die Ankündigung von "Night Nurse". Plötzlich springen die Zuschauer im Innenraum auf und stürmen nach vorne. Bis zum Ende bleibt der Innenraum ein Stehplatzkonzert, bei dem es endlich richtig abgeht. Der Reggaesound von "Night Nurse" lässt die Zuschauer tanzen und klatschen. Sie singen den Refrain hier ebenso mit  wie sie kurz danach den nächsten Ohrwurm "It's Only Love" abfeiern.

Bei "Your Mirror" darf dann Gitarrist Kenji Suziku mit seinem Solo zeigen, wie gut die Musiker von Simply Red sind. Die brachialen, elektrisierenden Riffs sind nur ein Beispiel dafür, warum Simply Red eben mehr ist als nur Mick Hucknall. Andere Songs wie "Stars" leben dagegen eindeutig von Mick Hucknalls grandioser Stimme und seiner extrovertierten Gestik, mit der er das Publikum zum Mitsingen und Tanzen bringt.

Mit vollem Körpereinsatz

Je länger die Show dauert, desto mehr steigert sich Mick Hucknall in den Abend hinein. Sein körperbetonter Tanz und die angedeutete Zigarette bei "Fake" zeigen, das er den Song nicht nur singt, sondern auch durchlebt. Die ausgebreiteten Arme bei "Sunrise" sind wie die Strahlen der Sonne, wenn sie am Morgen über dem Horizont erscheint. Wer bis hierhin noch nicht emotional mittendrin ist, ist es spätestens bei "Money's Too Tight". Die ganze Halle singt "We Talk About Money, Money" und mit diesem Song verabschieden sich die Musiker von der restlos begeisterten Halle vor der ersten Zugabe.

Der erste Song der Zugabe "Shine On" ist zugleich der einzige Song des neuen Albums "Big Love". Man merkt auch schnell, dass dieser Song noch nicht die Herzen der Fans erobert hat wie etwa "Fairground". Hier drehen die Bläser nochmal voll auf. Mit Saxophon und Trompete pushen sie das Publikum in der Halle hoch und wieder gehen sie im Applaussturm von der Bühne.

Zwei Songs gehen noch

Einige denken wohl, es ist vorbei und rennen zum Ausgang. Falsch gedacht, merken sie schnell und bleiben stehen, als Simply Red für zwei weitere Songs nochmals die Bühne stürmen. Mit "Something Got Me Started" gibt der ganze Saal nochmal Vollgas. Der Refrain "I'd Give It All Up For You (Yes I Would)" ist der emotionale Höhepunkt einer gelungenen Comebackshow. Der abschließende Song "If You Don't Know Me By Now" ist dann eher der Kuschelsong für Paare.

Damit verabscheidet sich Mick Hucknall von der Bühne, aber nicht ohne den traditionellen Abschluss mit den Worten: "Meine Damen und Herren, Simply Red". Die Zuschauer applaudieren der ganzen Band mit Standing Ovations und freuen sich über das gelungene Konzert.

Fast so gut wie beim "Abschied"

Als Simply Red 2010 ihren Abschied verkündeten, waren die Emotionen beim vermeintlichen Ende besonders groß. Vielleicht war der Auftritt bei der Final Farewell Tour 2010 in Frankfurt deshalb so speziell. Bereits mit dem ersten Song standen alle Zuschauer auf und setzten sich bis zum Ende nicht wieder hin. Simply Red wurde abgefeiert wie selten und es war ein unvergessliches Konzert.

An diesen Auftritt kommt Simply Red 2015 in Mannheim nicht ganz hin. Das liegt vor allem an der Setlist, die am Anfang sehr viele Balladen anbietet. Es dauert rund 30 Minuten, bis das Konzert mit "Night Nurse" so richtig in Fahrt kommt. So ist es ein sehr gutes, aber in der Gesamtheit kein überragendes Konzert. Mick Hucknall singt toll und seine Soulstimme hat immer noch diesen außergewöhnlichen Touch. Aber es gab auch schon Momente, in denen er noch mehr brilliert hat. 

Setlist:

Intro (mit Videosequenz) / Holding Back The Years / Home / Say You Love Me / For Your Babies / So Not Over You / You've Got It / Enough / Never Never Love / Night Nurse / A New Flame / It's Only Love / Thrill Me / Your Mirror / Stars / Right Thing / Fake / Come To My Aid / Sunrise / Money's Too Tight // Shine On / Fairground // Something Got Me Started / If You Don't Know Me By Now

Alles zum Thema:

simply red