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Eros Ramazzotti (live, SAP Arena Mannheim, 2014) © Akis Konstantinidis

Er gehört wohl zu den wenigen italienischen Musikern, die in fast ganz Europa bekannt sind: Selbst 20 Jahre nach dem Höhepunkt seiner Karriere kann der mittlerweile 51-jährige Eros Ramazzotti immer noch ganze Stadien füllen. Während seines Konzerts in der SAP Arena in Mannheim spielt der junggebliebene Frauenschwarm viele bekannte Hits der 90er, aber leider auch einige Songs seines neuen Albums, das nicht so ganz "perfetto" ist.

Man kann es kaum glauben, aber Eros Walter Ramazzotti hat seine komplette Diskographie auch in Spanisch aufgenommen. Da stellt sich doch die Frage, weshalb die Deutschen bislang nicht in Genuss eines Albums in ihrer Nationalsprache gekommen sind. Vermutlich ist es aber gerade der italienisch singende Ramazzotti, der mit "amore" und "emozione" die Sehnsucht der Deutschen nach dem Land im Süden stillt.

Schwierige Verständigung

Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Sänger – auch wenn sein Zweitname das Gegenteil vermuten ließe – schlichtweg kein Deutsch kann. Das wiederum beruht auf Gegenseitigkeit, denn das Publikum in der gut gefüllten, aber nicht ausverkauften SAP Arena in Mannheim kann zwar einzelne Liedpassagen mitsingen, allerdings kommen dabei nicht immer grammatikalisch fehlerfreie Sätze heraus. Dieses Italienisch ist aber auch nicht leicht.

Doch geht es bei der Musik des aus Rom stammenden Musikers nicht vielmehr um Gefühle, um pure Lebensfreude? Deshalb scheut sich Ramazzotti auch nicht, die sprachlichen Barrieren gleich von Beginn an zu überwinden. "Ich freue mich, hier zu sein", presst er mit starkem Akzent heraus, um gleich danach das sitzende Publikum auf den Arm zu nehmen, indem er leicht seine Knie beugt und scherzend fragt: "Ehh...sitzen?". Die Lacher sind auf seiner Seite, das Eis ist gebrochen.

Aufwändige Videoinszenierung

Durch große Gesten versucht Ramazzotti, die Gefühle seiner Lieder besonders den Zuschauern zu vermitteln, die des Italienischen nicht mächtig sind. Die meisten seiner Landsleute würden vermutlich beim Hören seiner Lieder von Emotionen übermannt schluchzend zu Boden sinken.

Um eine annähernd gleiche Wirkung bei den ausländischen Zuhörern zu erzielen, werden sehr aufwändige und wahrscheinlich sehr teure Videosequenzen auf der riesigen Leinwand gezeigt. Das Emotionale driftet allmählich ins stark Kitschige ab. Irgendwann ist ein Klavier mit Flügeln zu sehen, das langsam quer über dem Bildschirm seine Bahnen zieht. Das ist zu viel, selbst für die ganz zart Besaiteten.

Auf Tuchfühlung

Trotz großer Gefühle fällt auf, dass besonders in der ersten Hälfte die starken Momente fehlen. Die Songs von Ramazzottis neuem Album "Perfetto" können einfach nicht überzeugen. Da hilft kein lauter Disco-Beat oder die recht hübsch anzuschauende weiß-durchsichtige Wand vor der Bühne, die sich hin und wieder hebt und senkt. Nur die eingestreuten bekannten Hits bringen die Zuschauer zum Aufstehen und lautem Mitklatschen.

Dies ändert sich schlagartig ab der Mitte des Konzerts: Ein Hit folgt dem nächsten. Zur guten Stimmung trägt sicherlich auch bei, dass Eros Ramazzotti insgesamt viermal von der Bühne herabsteigt und mit dem Publikum in direkten Kontakt tritt. Jedes Mal wird er von kreischenden, mit Smartphones bewaffneten Frauen umringt, die unbedingt eine Nahaufnahme mit dem Sänger ergattern wollen. In der letzten halben Stunde stehen schließlich alle.

Endlich ein Mitsing-Part

Die hervorragende Band in seinem Rücken heizt die Stimmung nochmals um einiges auf. Besondere Highlights sind die Soli des Saxophonisten Joe Leader und die Duette mit den Sängerinnen Roberta Montanari und Monica Hill. Natürlich darf da auch ein Mitsing-Teil nicht fehlen: Damit auch wirklich jeder mit einstimmen kann, wiederholt der sympathische Sänger nach "Un'emozione per sempre" nochmals den Vers. Doch anstelle des normalen Textes deklamieren alle zusammen ein "La" auf jeder Silbe. Endlich können alle lauthals mitsingen. Immerhin ist dies für einige leichter als der ursprüngliche italienische Text.

Mit "Fuoco nel Fuoco" in einer interessanten Latin-Version und "Più bella cosa" endet das beinahe zweistündige Konzert schließlich. In dessen Verlauf musste Eros immer wieder mal einen Blick auf den Teleprompter werfen, um kein falsches Wort zu singen. Doch die Zuschauer haben längst verstanden: Bei Eros Ramazzotti geht es um die ganz großen Emotionen – und die versteht man auch ohne große Worte.

Setlist

L'ombra del gigante / Il tempo non sente ragione / Perfetto / Alla fine del mondo / Stella gemella / bandando / Se bastasse una canzone / Rosa nata ieri / Più che puoi / Terra promessa / Vivi e vai / Esodi / Tra vent'anni / Una storia importante / Adesso tu / L'aurora / Dove c'è musica / Il viaggio / Un'altra te / I Belong to You (Il ritmo della passione) / Sei un pensiero speciale / Un'emozione per sempre / Cose della vita / Musica è // Un angelo disteso al sole // Sei un pensiero speciale // Fuoco nel fuoco // Più bella cosa

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