Richard Thompson (2015)

Richard Thompson (2015) © Annaliese-Moyer-Tassano

Bei seinem Auftritt im Frankfurter Zoom beweist Richard Thompson seine einsame Klasse als Sänger, Songwriter, Liveperformer und natürlich als Gitarrist.

Ein kleiner Club, ein paar hundert Zuschauer, das ist das Umfeld, in dem Richard Thompson in Deutschland auftritt. In den USA füllt er hingegen richtig große Hallen. So schön es auch ist, ihn in einem kleinen Club wie dem Frankfurter Zoom zu erleben, als einer der herausragenden Songwriter und Gitarristen der Gegenwart hätte er mehr Publikum verdient.

Alte Bekannte

Richard Thompson weiß natürlich, was ihn erwartet. Das letzte Mal spielte er 2008 im Zoom, das damals noch Sinkkasten hieß. Viel geändert hat sich nicht, Thompson erkennt sogar Zuschauer wieder, klar. Man kennt sich, manchmal seit Jahrzehnten.

Diesmal spielt er aber kein Solokonzert, sondern hat sein neues elektrisches Trio mit Davey Farragher am Bass und Michael Jerome am Schlagzeug dabei. Schnell zeigt sich, dass die neue Band auch live vollständig überzeugt. Farragher übernimmt auch die Background-Vocals, die er sogar bei den Richard & Linda Thompson-Songs kompetent erledigt. 

Gitarrenexkursionen

Zu Beginn des Konzerts spielen Thompson und Band die Lieder relativ geradlinig. Mit zunehmender Dauer folgen dann aber ausgedehnte Versionen wie beispielsweise "Hard On Me", die Thompson nutzt, um sein Können auf der elektrischen Gitarre zu zeigen.

In dieser Hinsicht besonders beeindruckend ist die Vielfalt seiner Ausdrucksformen: zwischen rockigen, verzerrten Klängen und swingenden, klaren Jazz-Tönen beherrscht er alle Nuancen. Ob ein Lied wie "Guitar Heroes" aber dennoch notwendig ist, das genau diese Vielfalt in einer Komposition auf die Spitze treibt, bleibt zweifelhaft.

Alt und neu geht gut zusammen

Ansonsten ist das Konzert voller Highlights: Das tragische "1952 Vincent Black Lightning" ist stets ergreifend, während das abgründige "Did She Jump or Was She Pushed?" das Publikum verstummen lässt. Dazu gibt es sozial- und Thatcher-kritische Töne in "Al Bowlly's in Heaven" und natürlich unverzichtbares wie "Wall Of Death".

Die neuen Songs fügen sich insgesamt gut in das Gesamtwerk ein, das gilt beispielsweise für die beiden Lieder, die das Konzert eröffnen. Ebenso sorgt der schallende Trotz von "Patty Don't You Put Me Down" in Kombination mit dem thematisch ähnlichen "Tear Stained Letter" für eine äußerst gelungene 1. Zugabe.

Gelungene Dramaturgie

Das verdeutlicht Thompsons Fähigkeit ein Konzert zu gestalten, eine Dramaturgie zu entwerfen, die den Zuschauer mitreißt und begeistert. Ein Klassiker wie "Meet On The Ledge" mit seinem Sing-along-Stil steht gut zwischen Rockgitarre-Exkursionen und Folk-Storytelling. Andere Songs wie "Pushed" oder "Dry My Tears And Move On" nehmen Tempo aus dem Konzert und sorgen sozusagen für nachdenklich-intensive Momente.

Knapp 110 Minuten spielt sich Thompson durch sein imposantes Gesamtwerk. Als das Konzert mit einer schönen Version von "Take A Heart" schließt, sind beim Publikum keine Wünsche offengeblieben, außer vielleicht dem persönlichen Lieblingssong, den er diesmal nicht gespielt hat. Beim nächsten brillanten Richard-Thompson-Konzert gibt es eine neue Chance.

Setlist

All Buttoned Up / Sally B / Broken Doll / For Shame of Doing Wrong / Hard On Me / Meet on the Ledge / 1952 Vincent Black Lightning / Beatnik Walking / Al Bowlly's in Heaven / Guitar Heroes / Did She Jump or Was She Pushed? / I'll Never Give It Up / Wall of Death / If Love Whispers Your Name // Patty Don't You Put Me Down / Tear Stained Letter // Dry My Tears And Move On / Fork in the Road / Take A Heart

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