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The Kooks (live beim Deichbrand Festival 2015) © Falk Simon

Drei Tage absoluter Ausnahmezustand an der Nordsee inklusive einem Flunky-Ball-Match mit Kraftklub, Schnaps trinken mit Feine Sahne Fischfilet und einer Unwetterwarnung, trotz derer im strömenden Regen noch zu Fettes Brot abgetanzt wurde. Diese und viele weitere Highlights bot das Deichbrand Festival im Jahr 2015.

Über 90 Bands und Künstler, die im Verlauf des Wochenendes verteilt auf vier Bühnen auftraten, konnten die Besucher des diesjährigen Deichbrand Festivals vom 17. bis 19. Juli erleben. Dabei handelte es sich zum größten Teil um die angesagtesten Acts Deutschlands, bekannte UK-Größen und aktuelle Newcomer.

Mit dem Line-up bewiesen die Veranstalter ihren guten Riecher, denn das Festival war restlos ausverkauft. Einzig für Sonntag gab es noch eine Handvoll Tagestickets, die aber nach kurzer Zeit vergriffen waren.

Vielversprechend mit viel Sonne

Am Freitag startete das Deichbrand vielversprechend mit viel Sonnenschein und fast 30 Grad im Schatten. Wer sich Acts wie Itchy Poopzkid, Zebrahead oder The Subways ansehen wollte, musste sich der prallen Sonne aussetzen. Das führte schon am ersten Tag zu einigen verbrannten Nasen und Rücken.

Passend zum Wetter war auch Jennifer Rostock-Frontfrau Jennifer Weist gewohnt leicht bekleidet und eröffnete die große Sause am Abend auf der Fire Stage. Vielleicht als Reaktion auf Kritik einer SPON-Kolumne von Sibylle Berg rief Weist ihre männlichen Fans auf, die Kleidung fallen zu lassen. Zuvor hatten die Donots mit ihrer energiegeladenen Live-Performance für ordentlich Wirbel auf der Nebenbühne gesorgt und die Meute schon warm gerockt.

Den größten Andrang an diesem Abend gab es jedoch bei den Beatsteaks. Ein Durchkommen zur Bühne war schier unmöglich. Sänger Arnim Teutoburg-Weiß heizte die Menge mit Hits wie "Let Me In", "Meantime" und "Hand In Hand" sowie vielen Songs vom aktuellen Album gewaltig an.

Tanzen bis zum Umfallen mit Fritz Kalkbrenner

Wer sich nach dem Auftritt der Berlin Rock-Band noch weiter die Füße wund tanzen wollte, war an der Water Stage bei DJ Fritz Kalkbrenner genau richtig. Der legte bis 2 Uhr nachts für alle Feierwütigen auf. Doch auch danach ging es im Palastzelt noch bis in die frühen Morgenstunden weiter. Dort war man auch geschützt vor dem plötzlichen Regenguss, der über das Gelände zog und es binnen weniger Minuten in ein riesiges Matschfeld verwandelte.

Durch den anhaltenden Sonnenschein am Samstag trocknete das Gelände jedoch sehr schnell, so dass auf Gummistiefel verzichtet werden konnte. Zum Frühstück gab es am zweiten Festivaltag Stoner-Grunge von God Damn und deftigen Punk-Rock von Feine Sahne Fischfilet, die die noch müden Besucher mit ihren harten Klängen wieder munter machten.

Apropos Feine Sahne Fischfilet, die konnte man auch bei einer Autogrammstunde am Visions-Stand antreffen, doch wurde aus der Autogrammstunde eher eine Trinkstunde. Zur Freude der Fans gab es bei dem Signing nämlich für jeden Besucher einen Schnaps und Freibier sowie zahlreiche Schnap(s)schüsse und Gesangseinlagen mit der Band.

Indie von Taymir, Bilderbuch und The Kooks

Ruhiger wurde es dann beim Auftritt von den Niederländern Taymir, die mit ihren Indie-Pop-Rock-Songs nicht nur den 60er Jahren entflohen sind, sondern auch ein wenig an die Strokes oder auch die Arctic Monkeys erinnern und so etwas internationales Flair mit sich brachten.

Neben den österreichischen Durchstartern Bilderbuch standen auch The Kooks am frühen Abend auf der Water Stage und brachten besonders die weiblichen Festivalgänger mit Songs wie "Oh Lala", "Naive" und "Junk Of The Heart" mit ihrem britischen Charme zum Dahinschmelzen.

Im zweiten Teil: der Samstag-Abend mit Kraftklub und Regen am letzten Tag

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Anschließend betraten Kraftklub als Headliner die Bühne der Fire Stage. Und denkt man jetzt, man hätte von den Chemnitzern schon genug gesehen, bewiesen die fünf Jungs aus Karl-Marx-Stadt, dass sie noch viel Luft nach oben haben und legten für ihren Auftritt noch eine Schippe an Energie drauf: So gab es ein Medley aus den Songs des ersten Albums "Mit K" bei dem es geradezu auf der Bühne zischte und knallte. Immer wieder schoß Feuer hoch, Pyro wurde gezündet oder ein feuerwerkartiger Konfetti-Regen, der auf die Bühne runterrieselte, versetzten das Publikum in Ekstase.

Als Sänger Felix Brummer der Menge später noch einen Antrag macht gib es kein Halten mehr. "Deichbrand wir wollen uns mit euch veloben, denn vor zwei Jahren haben wir schon hier gespielt und damals holte ich einen Fan auf die Bühne, der seiner Freundin einen Antrag gemacht hatte. Das war so romantisch, das wir uns heute offiziell mit euch verloben wollen. Deichbrand, wollt ihr meine Frau werden?", schreit der Frontmann der Band ins Mikrofon und erntet zahlreiche schrille "Ja"-Rufe.

Eine große Kraftklub-Gang

Als Kraftklub später auf einem Wagen in die Megen rollen und "Deine Gang" präsentieren, haben die Chemnitzer das Publikum restlos auf ihrer Seite und können sich anschließend in einem Wettstreit von der Menge zur Bühne zurücktragen lassen. Gekrönt wird der Auftritt nur noch durch einen unglaublichen Konfetti-Regen, der bei "Songs für Liam" auf die Besucher niedergeht. Wer sich am Nachmitttag übrigens auf dem Zeltplatz befindet, hat die Chance, an einem Flunky-Ball-Match mit den Jungs von Kraftklub teilzunehmen. Wie schon im Clip zur aktuellen Single "Blau" kann man gegen die Band antreten und sie dabei ganz aus der Nähe erleben.

Nach dem Auftritt der Chemnitzer ist man bestens warm gepogt für Deichkind, die die Water Stage fast komplett abreißen. Dank der perfekt durchchoreografierten Show und einem Hit nach dem anderen dreht das Publikum komplett durch und legte in mehren Moshpits Feuer, die die Security mit viel Einsatz zu löschen hat. Auch Deichkind beweisen Fannähe und rollen wie schon zuvor Kraftklub in die Menge, jedoch in einem riesigen Fass. Dort feiern sie zusammen mit den Besuchern die Show und lassen ein durchgeschwitztes und glückliches Publikum zurück.

Sonntag: Pogen im Matsch

Am Sonntag ist der Wetter-Gott jedoch nicht so gnädig gestimmt wie an den Vortagen und es regnet fast den ganzen Tag. Doch das schreckt die Festivalgänger nicht ab, es wurde sogar noch im schlammigen Moshpit bis zum Umfallen gepogt. Beim Auftritt von Mando Diao zeigt sich aber ab und an die Sonne. Das muss wohl an den Klassikern liegen, die die Band auch mit neuem Gitarristen und ohne Gustaf Noren perfekt rüber bringt.

Die Auszeichnung bestes Intro des Festivals geht eindeutig an Thees Uhlmann, oder auch seit Sonntag "Game Of Uhls" genannt, der mit dem Titelsong der beliebten Serie eröffnet und sofort alle auf seiner Seite hat. Sympathisch mit vielen Gesprächseinlagen spielt der Musiker sein Set und holt sich bei "Und Jay-Z singt uns ein Lied" nicht Casper auf die Bühne sondern Fettes Brot. "Casper hatte heute leider keine Zeit aber krass ich stand grad mit Fettes Brot auf einer Bühne", ruft Uhlmann euphorisch ins Mikrofon und erblickt im nächsten Moment einen über zwei Meter großen Fan, der im Schlamm wie wild zu den Songs abgeht. "Du da im Moshpit, du tanzt so gut, hinterlass mir nachher deine Adresse und Kontaktdaten du wirst nie wieder für ein Thees Uhlmann Konzert zahlen müssen", bietet ihm der Sänger an. Quasi ein goldenes Thees-Uhlmann-Tickets fürs ganze Leben.

Unwetterwarnung bei Fettes Brot

Beendet wird der Abend vom letzten Headliner Fettes Brot, die im strömenden Regeln spielen müssen. Schon zu Beginn des Auftritts wird eine Unwetterwarnung herausgegeben, dadurch ziehen die Hamburger Hits wie "Nordisch By Nature" und "Jein" im Set vor, falls der Auftritt früher abgebrochen werden müsste. Das ist jedoch nicht der Fall und die Pop-Rapper können ihr Set wie geplant zu Ende spielen. Doch merkt man bei dem Konzert, dass schon viele Besucher frühzeitig abgereist ist. Wahrscheinlich auch aufgrund der Wetterbedingungen zieht der letzte Headliner nicht so viele Besucher an wie zuvor die Beatsteaks und Kraftklub.

Nichtsdestotrotz lassen sich die Anhänger der Band nicht lumpen und tanzen im Matsch und Regen bis zum Ende durch. Wer nach dem Auftritt von Fettes Brot das Festival immer noch nicht verlassen will, kann sich im Palastzelt noch bis 2 Uhr nachts ZSK und Le Fly ansehen und dort auch vor dem Regen Unterschlupf suchen.

Was bleibt, ist neben matschigen Schuhen ein großartiges Wochenende mit einem hochkarätigen Line-up, das trotz der hohen Deutsch-Quote komplett überzeugte. Die Veranstalter wissen wohl, dass es für eine große Open-Air-Sause keiner großen internationalen Namen bedarf, sondern einzig großartiger Festival-Bands, die wir hierzulande zur Genüge haben.

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