© Big Machine Records

Am Freitagabend entführte Superstar Taylor Swift bei der ersten Show ihres Doppelkonzerts in der Kölner Lanxess-Arena rund 16.000 Fans in ihre perfekte Welt aus Glitzer und Pop.

Sie nennt sieben Grammys ihr Eigen und findet sich auf der Time Magazine-Liste der hundert einflussreichsten Menschen der Welt. Ihr aktuelles Album "1989" wurde in den USA gleich mit fünffachem Platin ausgezeichnet und kletterte in 95 Ländern dieser Welt auf Platz 1 der iTunes-Charts.

Man kann sagen, was man will – Taylor Swift ist momentan der wohl hellste Stern am Pophimmel.

Von nah und fern: Swift-Fans

Während sich vor der Halle in Köln finstere Regenwolken auftürmen, macht sich im Inneren eine Stimmung breit, die von freudiger Aufregung geradezu aufgeladen ist. Vor dem Merchandise-Stand tummeln sich allerhand kostümierte Mädchen: Verkleidet als Cheerleader, als ihr Idol oder in wilden Konstruktionen aus bunten Lichterketten nennen sich die Fans selbst "Swifties".

Ohne sich in Klischees verbeißen zu wollen, ist offensichtlich, dass der Mammutanteil der Gäste weiblich ist und die männlichen Begleiter etwas weniger euphorisch wirken. Das Publikum scheint dabei nicht nur aus ganz Deutschland angereist zu sein, viele haben wohl eine weite Anfahrt aus dem europäischen Ausland hinter sich. Logisch, denn die Chance das Popsternchen auf Europa-Tour zu sehen, hat man nach Köln sonst nur noch in den Niederlanden, Großbritannien und Irland.

Mäßig beachteter Support: James Bay

Bevor sich der Star des Abends die Ehre gibt, betritt jedoch erst einmal Opener James Bay die Arena-Bühne. An seiner Single "Hold Back The River" kam in den vergangenen Wochen keiner vorbei, der auch nur gelegentlich ein Radio aufdreht. Der britische Singer-Songwriter spielt ein paar mehr oder weniger bekannte Lieder und man hat das Gefühl, seine Show wäre einem amerikanischen Highschool-Film der neunziger Jahre entnommen.

Dabei genießt der Jungstar allerdings nur die geteilte Aufmerksamkeit des Publikums. Schnell wird klar: Die Leute sind wegen Taylor hier. Als das Vorprogramm mit besagtem Hit endet, wird dann aber trotzdem ausreichend geklatscht, gejubelt und geschrien. Doch es bleibt der Verdacht, dass die schrillen Freudenschreie eher einer stetig steigenden Spannung auf den Auftritt Swifts geschuldet sind.

Jung und erfolgreich: Taylor Swift

Um halb neun ist es dann endlich so weit: Licht aus, Gekreische an. Begleitet von einer Armada männlicher Tänzer eröffnet das blonde Goldkehlchen vor einer strahlenden Skyline mit "Welcome to New York" die Show. Im Zuschauerraum schießt der Dezibel-Pegel schier durch die Decke und tausende Hände fliegen in die Luft. Ferngesteuerte LED-Armbänder, die den Zuschauern am Eingang ausgeteilt wurden, machen die Halle zu einem funkelnden Lichtermeer.

"Gute Nacht! I’m Taylor Swift! Ich liebe Deutschland! And there’s one thing you should know about me: I was born in 1989!". In Anbetracht der Tatsache, dass die junge Dame mit der nach ihrem Geburtsjahr benannten Tour laut Billboard bislang rund 17 Millionen Dollar eingespielt hat, fragt man sich als Anfang-Zwanziger im Publikum, was man im eigenen Leben vielleicht falsch gemacht haben könnte.

Egal – fliegende Outfitwechsel und die wild umher wirbelnden Tänzer des US-Superstars lassen keine Zeit für Selbstzweifel. Swift performt Hits wie "Blank Space" und "I Knew You Were Trouble". Es bleibt nur zu hoffen, dass die anwesenden Zehnjährigen nicht hinterfragen, was ihr Idol eigentlich meint, wenn sie singt "Boys only want love if it’s torture" und dabei lasziv mit einem Golfschläger herumfuchtelt.

Ganz oben – und doch ganz nah

Dass sie lange Zeit das Image des vorzeigbaren Country-Starlets trug, daran erinnern nur noch die Momente, in denen Swift selbst zur Akustik-Gitarre greift. Als sie zum Song "You Are In Love" dann auf einem anhebbaren Catwalk gut fünf Meter über den Hallenboden hinauffährt und das ferngesteuert blau erleuchtete Publikum zum Echo-Konzert auffordert, gibt das ein äußerst imposantes Bild ab und gipfelt in nicht enden wollendem Kreisch-Alarm.

Vor der Ballade "Clean" spricht Swift den Teenie-Seelchen ihrer Fans Mut und Selbstvertrauen zu und hofft, dass die Musik ihnen durch schwere Zeiten helfe, so wie es auch für sie selbst der Fall sei. Ach, wie schön so eine saftige Portion Kitsch doch sein kann, wenn sie ein Strahlen in tausende Mädchenaugen zaubert.

Perfekte Inszenierung: Popstar und Freundin

Zurück am Boden singt und tanzt Swift zu ihrer aktuellen Single "Bad Blood", das im Feature mit Kendrick Lamar derzeit – wer hätte es gedacht – die US-Singlecharts regiert. Wenn sie wieder einmal durch ein Loch im Bühnenboden verschwindet, um sich einem etwas längerem Kleiderwechsel zu widmen, zeigt die Videoleinwand Stars wie Selena Gomez und Cara Delevingne, die dem immer wieder aufschreiendem Publikum berichten, was für eine coole Socke diese Taylor doch ist. Die Inszenierung der perfekten besten Freundin ist vollkommen, als Swift in Videoaufnahmen dann auch noch ihre Katzen präsentiert ("Kreisch! Süß!").

In einer Robe aus Tüll und abertausenden Pailletten von der Marke "Mädchentraum" geht der Popstar dann an einem überdimensionalen Flügel auf die Zielgerade. Mit schießenden Konfetti-Kanonen endet die Show schließlich mit "Shake It Off". Die Performance wird zu einer riesigen Party, bei der es selbst die letzte elterliche Begleitperson vom Sitzplatz reißt und die Sängerin auf der Hebebühne noch einmal hoch über ihre Fans hinauf schwebt. Ein passendes abschließendes Bild für die Erfolgsgeschichte der Taylor Swift: Sie ist ganz oben im Pop-Olymp angekommen. Das Kreischen der Swifties gibt ihr Recht.

Setlist

Setlist: Welcome to New York / New Romantics / Blank Space / I Knew You Were Trouble / I Wish You Would / How You Get The Girl / I Know Places / All You Had To Do Was Stay / You Are In Love / Clean / Love Story / Style / This Love / Bad Blood / We Are Never Ever Getting Back Together / Wildest Dreams / Enchanted/Out Of The Woods / Shake It Off

 

Aufgrund der riesigen Nachfrage wird sich das Spektakel am Samstag bei einem Zusatzkonzert gleich noch einmal wiederholen.

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