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Marina And The Diamonds (live in Hamburg, 2015) © Falk Simon

Als Marina Diamandis das letzte Mal in Deutschland war, stand sie als die Kunstfigur Electra Heart auf der Bühne, die ihrem damals aktuellen Album Titel und Konzept gab. Zweieinhalb Jahre später ist Electra Heart Geschichte und Marina empfängt ihre Diamonds im Rahmen der "Froot"-Tour ganz ungefiltert in der Kölner Essigfabrik.

Die Diamonds nämlich sind nicht, wie oft angenommen, Marinas Band, sondern ihre Fans. Die empfangen die griechisch-stämmige Waliserin euphorisch, als sie die Show mit "Bubblegum Bitch", dem Opener von "Electra Heart" beginnt. So verabschiedet sie die alte Ära gleich zu Beginn angemessen, bevor sie die des neuen Albums einleitet.

"Froot" verspricht den Fans 100 Prozent Marina. Ließ sie sich beim Vorgänger noch von namhaften Produzenten wie Rick Nowels (Lana Del Rey, Lykke Li) oder Dr. Luke (Katy Perry, Nicki Minaj) unter die Arme greifen, komponierte sie das neue Album im Alleingang und co-produzierte es zusammen mit David Kosten selbst. "I’ve put my money where my mouth is / for the first time in my life" singt sie dann auch in "Forget", dem ersten neuen Song des Abends.

Mitreißender Pop vor euphorischen Fans

Anfangs hat die Band noch mit dem dumpf dröhnenden Sound der Halle zu kämpfen, der sich im Lauf des Abends aber deutlich bessern wird. Dennoch bietet die Essigfabrik bei weitem keine so passende Atmosphäre wie bei der letzten Tour das Gloria Theater, das in seinem Kino-Look wunderbar in die bunte Pop-Welt von Marina and the Diamonds passte. Dagegen wirkt die größere Halle der Essigfabrik eher kalt. Was die Raumtemperatur angeht, entsprach das allerdings sehr schnell nicht mehr der Wahrheit.

Von Sound und Hitze unbeeindruckt, wird das Publikum nicht müde, den Star des Abends zu feiern. Die "Diamonds" mögen nicht so zahlreich sein wie Lady Gagas "Little Monsters", doch ihrem Einsatz nach zu urteilen, könnte man meinen, Marina Diamandis habe bereits einen ähnlichen Popularitätsgrad. Den hätte sie sich auch verdient: Ihre direkte Art und durchdachte Herangehensweise produzieren mitreißenden Pop. Frech und clever, aber nie langweilig.

Auch beim ruhigen "Happy" singen die Fans lautstark mit und übernehmen dabei sogar die Backing Vocals der Studio-Version, ehe "Froot" die Halle zum Dancefloor erklärt. In diesen beiden Songs finden sich dann auch die beiden Pole, zwischen denen sich das neue Material bewegt: Selbstzufriedenheit und Verführung.

Teaser statt Ende

Als Frontfrau nutzt Marina die ganze Bühne, der Spagat zwischen Unnahbarkeit und natürlichem Auftreten gelingt ihr außergewöhnlich gut. Im weiteren Verlauf des Konzerts spielt sie Publikumslieblinge wie "Hollywood" oder "Radioactive", die die Stimmung weiter anheizen. Etwas überraschend kommt da der plötzliche Abgang: Nach 15 Songs verlassen Marina und ihre Band die Bühne. Zugaben gibt es keine.

Das ist zu verschmerzen, wenn man bedenkt, dass Zugaben selten einen wirklichen Zusatz bieten, sondern fest eingeplant sind. Dennoch war die Setlist deutlich kürzer als die der letzten Tour, sodass große Teile des Publikums auch dann noch warten, als die Crew mit dem Abbau beginnt. In ihrer Verabschiedung hatte Marina eine weitere Tour Ende des Jahres angekündigt. So fühlte sich der Abend im Nachhinein ein wenig wie ein Teaser an, aber immerhin nicht wie ein Ende. Die "Froot"-Ära hat gerade erst begonnen.

Setlist

Bubblegum Bitch / Forget / Mowgli's Road / I Am Not a Robot / Savages / Obsessions / Happy / Froot / Can't Pin Me Down / Hollywood / Primadonna / Blue / I'm a Ruin / Radioactive / How to Be a Heartbreaker

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