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Roger Cicero (live in Mannheim, Rosengarten, 2014) © Akis Konstantinidis

Mit der Jazz Experience hat sich Roger Cicero ein zweites, beeindruckendes Betätigungsfeld erschlossen. Statt der bekannten Swingmusik mit deutschen Texten interpretiert er auf Englisch die Songs von Weltstars und Perlen der Jazzmusik.

Zum Auftakt im Wormser betreten die drei Musiker der Jazz Experience auf die Bühne und spielen direkt los. Mit der musikalischen Begleitung eines Jazz-Standards erscheint kurz darauf auch Roger Cicero. Zuerst singt er mit kraftvoller Stimme, um dann im Scat-Stil die Tonleiter rauf und runter zu gehen. Alles klingt wie eine sehr lässige Improvisation, für die Roger Cicero direkt Szenenapplaus erhält.

Bei James Taylors Song "Shower The People" gibt er stimmlich Vollgas, tritt aber zwischendurch immer wieder zur Seite, um der großartig aufspielenden Band genügend Raum zur Entfaltung zu geben. Bei "Moodys Mood", einem Song des legendären Saxophonisten James Moody, übernimmt er beim eigentlich gemischten Duett auch die weibliche Stimme und erntet erneut verdienten Applaus.

Die großen Songwritertitel

Für den nächsten Block kündigt Roger Cicero die Interpretation dreier großer Songwriter an. Den Anfang macht Paul Simons Titel "50 Ways To Leave Your Lover", das nach lautem Beginn fast zart gehaucht endet und vom Publikum mit Riesenapplaus quittiert wird. Weniger begeistert nimmt das Publikum hingegen "Keep It Loose, Keep It Tight" von Amos Lee auf. Dagegen ruft "From The Morning" des viel zu jung verstorbenen Nick Drake einen wahren Begeisterungssturm hervor.

Während die Band weiter durch ihre Solos glänzt, wagt sich Roger Cicero in die für ihn fremde Welt des Reggaes. Natürlich muss Bob Marley herhalten, diesmal mit "Is This Love". Auch wenn Reggae nach Ciceros eigenen Worten nicht seine Kernkompetenz ist, schafft er es wieder, dem Song seine eigene Note zu geben, die stilistisch zum Rest des Abends passt. Der Hauptblock endet mit Stevie Wonders "Boogie On Reggae Woman" unter Standing Ovations.

Die Kassette als Running Gag

Das Publikum verblüfft Roger Cicero, als es bei der Erwähnung verschiedener Tonträger viel enthusiastischer auf die Kassette als auf die Schallplatte reagiert. Daraus entwickelt sich der Running Gag des Abends, indem Cicero immer wieder auf Kassetten anspielt und das Publikum zu immer lauterer Zustimmung treibt: zuerst mit der Kassette, dann mit dem Kassettenrecorder und schließlich mit dem Walkman. "Es muss einen Kassettenladen in dieser Stadt geben – und ich werde ihn finden", erklärt er schließlich dem amüsierten Publikum.

Der Konzertabend endet mit "Waltzing Mathilda". Noch einmal hebt Roger Cicero die Zuschauer aus den Sitzen, als er fast ohne Begleitung nur mit seiner Stimme das Theater füllt. Die begeisterten Zuschauer im zu zwei Dritteln gefüllten Theater verabschieden die vier großartigen Musiker voller Dankbarkeit für diese Jazz Experience mit Standing Ovations.

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