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James Last (live in Mannheim, 2015) © Daniel Glaser

Wenn eine Legende wie James Last auf seine wahrscheinlich letzte Tour kommt, sind die Erwartungen entsprechend groß. Diese Erwartungen konnten bei seinem Konzert in Mannheim nicht vollständig erfüllt werden.

Mit einem Orchester von 30 Personen sowie zwei Sängern und drei Sängerinnen beginnt die Show, die zur würdigen Abschiedstournee der Legende James Last werden soll.

Der Dirigent und Komponist steht seit 70 Jahren auf der Bühne und hat unzählige Welthits und unvergesslichen Melodien geschrieben. Beim Opening spielt die Band eine Auswahl seiner bekannten Melodien, während der große Star die Bühne betritt

Stimmungsprobleme

James Last übernimmt das Kommando und richtet nach "Thanks For The Prayers" die ersten Worte an das Publikum. Er verspricht auf Zuruf, dass es noch Tempo geben wird. Aber auch das wird zunächst nicht helfen, um die gedämpfte Stimmung in der SAP Arena wirklich anzuheizen. Obwohl die Oberränge abgehängt sind und die Halle dadurch optisch verkleinert wurde, sind speziell die Seitenränge nur spärlich besetzt und auch im Innenraum gibt es erkennbare Lücken in den Sitzreihen. So wirkt die Band vor allem zu Beginn irgendwie verloren in der zu großen Arena. 

Da helfen auch keine bekannten Filmtitel wie "Rocky" oder "Fluch der Karibik". Die Band spielt super und mehrere Einzelkönner wie der Solotrompeter bei "Now We Are Free" zeigen ihr Können. Es bleibt jedoch dabei, dass die Zuschauer meist nur bedächtig lauschen und nach jedem Song artig applaudieren.

Mit Gesang geht's besser

Die fünf Sänger und Sängerinnen sorgen dann für eine erste Stimmungsverbesserung. Nach "Roar" von Katy Perry sorgt Sänger Simon als Chorleader mit dem One Direction-Hit "Story Of My Life" für das erste kleine Highlight. Das Präludium von Johann Sebastian Bach, das die Band in einer schnelleren Up-Tempo Version dann auflegt, hat für James Last eine besondere Bedeutung. Dies hat er vor 70 Jahren schon gespielt und was davon geblieben ist, meint er: "Der Rest steht hier".

Getanzt werden soll natürlich auch. Der Platz vor der Bühne soll genutzt werden für den Wiener Walzer zu den "Geschichten aus dem Wiener Wald". Einige Paare trauen sich endlich und langsam kommt Bewegung vor die Bühne und in die Gänge der ersten Hallenhäfte. Auch die Polka "Wien bleibt Wien" sorgt für etwas Schwung. 

Aufschwung und Bruch

Dann jedoch kommt es wieder zu einem Bruch. Die Instrumentalversion von Christina Aguileras Song "The Voice Within" an der Gitarre ist toll gespielt. Aber dadurch verfällt das Publikum wieder in das andächtige Lauschen. Erst die Blues-Bombe "Give Me One Reason" der Sängerin Ingrid heizt so richtig ein und sorgt für den größten Applaus des ersten Teils. 

Das Deutsche Medley ist eine Mischung aus dem Robin Schulz Remix "Prayer In C" und verschiedenen deutschen Titeln, die immer abwechselnd mit dem Remix gespielt werden. Der Abschluss des ersten Teils bringt bei "Mombasa" den zu erwartenden Trommelwirbel.

Die bessere zweite Hälfte

Nach der Vorstellung mehrerer Bandmitglieder richtet James Last noch einige Worte ans Publikum und verdeutlicht, dass der Bereich vor Bühne noch mehr gefüllt sein darf: "Hier vorne war schon mal mehr los." Fast ironisch meint er dann noch: "Nächstes Mal wieder". So ganz scheint er seinen Abschied von der Bühne noch nicht vollzogen zu haben.

Aber so langsam kommt die Halle doch in Fahrt. Das Trompetensolo bei "Somewhere" liefert den Anheizer für das Trompetenquartett in der Jazzperformance von "A Night in Tunisia". Daran schließt der Sängerchor mit Pharrell Williams Song "Happy" an.

Endlich echtes James Last Feeling

Eine Abschiedstournee hätte eine Art Best Of des Lebenswerks von James Last bieten können. Lange ist davon nichts zu spüren, dann aber dann geht es los: Das erste Medley aus drei Songs zeigt sofort Wirkung, die Hallenstimmung brandet hoch. Dann kommt es zur grandiosesten Performance des Abends. Beim Wunschvoting des Publikums vor der Tour landeten zwei Songs ganz vorne. Platz 2 belegte der "Der einsame Hirte", das Panflötenlied, das durch Quentin Tarantinos Film "Kill Bill" weltberühmt wurde. Die Performance des gesamten Orchesters ist so grandios, dass mancher Zuschauer eine Träne im Auge hatte. 

Der Toptitel beim Voting ist "Biscaya". Diese Performance zeigt, wie sehr James Last die Musik nicht nur Deutschlands, sondern der Welt beeinflusst hat. Die Komposition erweist sich als der Dammbrecher, denn jetzt trauen sich tatsächlich immer mehr Zuschauer, vor zur Bühne zu kommen. Dadurch wird das Publikum endlich kompakter und die Stimmung kommt endlich auf das Niveau, was von Beginn an hätte da sein müssen.

Ein Abschied für immer?

Mit "Reel Express" und "Orange Blossom" gibt es fetzige Songs. Dann kommt wieder zur Abwechslung ein ruhiger Pianosong, wie ihn das Orchester oft nach der Show in der Hotelbar zum Ausklang hört. Joe Cockers "You Are So Beautiful" ist diesmal kein Stimmungstöter, sondern das Intro für die rassige Soulnummer "How I Got Over".

Das Finale wird eingeleitet von der Melodie "Guten Abend, Gute Nacht" und endet mit der starken Performance von Keshas "Timber" und dem Mix "Party Rock Anthem" von LMFAO, in das wie schon beim Deutschen Medley andere Melodien wie der Schlagersong "Rosamunde" eingebettet werden. Dann verabschiedet sich James Last winkend von seinem Publikum. Leider wohl für immer.

Die falsche Location

Manchmal ist ein Konzert in der falschen Location der Grund für fehlende Stimmung. In diesem Fall erwies sich die SAP Arena schlichtweg als zu groß für James Last und sein Orchester. Die vielen freien Plätze auf den Seitenrängen tragen sicher dazu bei, dass in weiten Teien des Konzerts keine echte Partystimmung aufkommen wollte.

Erst als Zuschauer auch von den Seitenrängen nach vorne zur Bühne strömten und sich das Publikum "verdichtete", verbesserte sich die Stimmung. An der musikalischen Qualität hat es zu keiner Zeit gefehlt. Aber das Konzert in Mannheim wäre sowohl vom Ambiente wie von der Hallengröße vermutlich im Rosengarten besser aufgehoben gewesen und hätte auch James Last einen schöneren Abschied ermöglicht.  

Setlist

Teil 1: Opening / Thanks For The Prayers / Theme From Rocky / Now We Are Free / Pirates Of The Caribbean / Roar/ Story Of My Life / Präludium / Geschichten aus dem Wiener Wald / Polka - Wien bleibt Wien / The Voice Within / Sabre Dance / Give Me One Reason / Deutsches Medley / Mombasa

Teil 2: Prolog / Somewhre / A Night In Tunisia / Happy / James Last Medley / Der einsame Hirte / Biscaya / Reel Express / Orange Blossom / You Are So Beautiful / How I Got Over // Guten Abend, Gute Nacht / Auf Wiedersehen / Glad You Came / Timber / Party Rock

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