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Curse (live in Mannheim, 2015) © Simon Fessler

Er ist wieder da und hat kein Stück an Biss verloren: Deutschrap-Urgestein Curse meldet sich nach langjähriger Pause wieder zurück und präsentiert in der Alten Feuerwache in Mannheim einen Mix aus alten Klassikern, neuen Songs und ganz viel Lebensweisheit.

Deutscher Rap ist total hip, das hat mittlerweile der letzte Dorftrottel verstanden. Was die junge nouvelle vague der "Rapper mit Hirn" allerdings in den letzten Jahren erschaffen hat, ist ganz sicher nicht die Neuerfindung des Rades, denn: Lange lange vor Casper und Co., nämlich seit Ende der 90er, kommt Curse bereits sehr gut ohne die lästigen Deine-Mutter-Schmähungen und Goldketten-Metaphern aus.

Bei seinem Konzert in der Alten Feuerwache in Mannheim zeigt sich der mittlerweile 36-jährige locker, tiefenentspannt und extrem publikumsnah, teilweise kommt er aus dem Erzählen gar nicht mehr heraus. Zwischen vielen Songs vom neuen Album "Uns" liefert er immer wieder lustige Anekdoten aus mittlerweile weit über 15 Jahren Musikgeschichte.

Diese reichen von vollgekotzten Mülleimern im Backstage und seinem Lampenfieber bis hin zu absurden Interviewfragen und seinem neunjährigen Sohn, für den er sich sogar das Fluchen verkneift: "Ich hab' heute Abend so oft "scheiße" gesagt, zu Hause wären das schon 5€ für die Schimpfwortkasse!"

"Ist Helene Fischer wirklich glücklich? Reich auf jeden Fall."

Die vergangenen Jahre haben Curse anscheinend etwas entspannter werden lassen, denn mittlerweile kann er auch Songs darüber schreiben wie es sich anfühlt, glücklich zu sein. "Ich habe ziemlich viel Zeit damit verbracht, sehr angepisst zu sein. Das war aber auch ein Motor für meine Musik. Welche Musik macht man aber, wenn man glücklich ist?" Die Antwort aus dem Publikum kommt prompt: "Atemlos...".

Für Curse hört sich Glücklich-Sein allerdings nicht nach Helene Fischer an, sondern in etwa wie sein aktueller Song "Tatooine". Ob die blonde Nervensäge neben stinkreich auch wirklich glücklich ist, das ist nur einer der tiefgründigen Denkanstöße, zu denen der Rapper wohl durch seinen Salbeitee beflügelt wird, den er auf der Bühne hingebungsvoll schlürft.

Bei so viel philosophischem Tiefgang könnte man fast den Hauptgrund vergessen, weswegen sich das bunt durchmischte Publikum an diesem Abend in der Alten Feuerwache versammelt hat, und der ist immer noch die Musik. Mit seinen zwei Schlagzeugern und einem Pianisten liefert Curse eine beeindruckende Show ab, vor allem die Percussion-Parts, für die der Rapper dann selbst noch die Pauke bearbeitet, heizen dem Publikum gehörig ein.

Gänsehautstimmung beim musikalischen Andenken

Seine Doubletime-Parts hauen noch genauso rein wie in den früheren Jahren, doch auch die leisen Töne beherrscht Curse perfekt: Bei dem Song "Kristallklarer Februar", der seinem verstorbenen Freund und Musikerkollegen Patrick Ahrend gewidmet ist, steht das Publikum vollkommen regungslos und ergriffen da, nach den letzten Takten hätte man für einen kurzen Moment eine Stecknadel fallen hören können.

Den gemeinsam mit Ahrend geschriebenen Song "Was ist jetzt?" interpretiert er im Anschluss genau so, wie ihn die beiden damals konzipiert haben: "Nur mit Rap und Klavier. Mein Manager hat uns für verrückt erklärt." Ein weiterer Gänsehaut-Moment.

Alles in allem liefert Curse eine extrem gelungene Show ab, auch wenn einige Zuschauer von seiner geschwätzigen Art irritiert, vielleicht sogar genervt sind. Diese stehen aber glücklicherweise weiter hinten, deshalb übersteht er auch die Zugabe inklusive Stagediving-Einlage unbeschadet.

Setlist

Warum nich // Hassliebe // Herz zurück // Tatooine // Millionen mal schon // Sie fallen // Wenn ich die Welt aus dir erschaffen könnte // November // Denk an mich // Soulmusik // Ich lebe für Hip Hop // Curse ist zurück // Wahre Liebe // Du träumst wie ich // Wir brauchen nur uns // Erst seit ich da bin // Kristallklarer Februar // Was ist jetzt // Widerstand // Ende // Lass uns doch Freunde sein // 10 Rap Gesetze

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