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Royal Blood (live in Hamburg, 2015) © Rainer Merkel

Groovende Rhythmen, satte Riffs und Hooks ohne Ende: Mit einem kurzen aber heftigen Auftritt im ausverkauften Berliner Astra, zementieren Royal Blood ihren derzeitigen Status als ungekrönte Könige der Alternative-Branche.

Wer sich dieser Tage mit aktuellen Speerspitzen der Alternative-Branche beschäftigt, der stolpert irgendwann zwangsläufig über den Namen Royal Blood. Das High Energy-Duo von der Insel wirbelt momentan den meisten Staub auf, wenn es um kantige Sounds aus der Handmade-Schatulle geht.

In der Kürze liegt die Würze

Das Debütalbum der beiden RB-Verantwortlichen Mike Kerr und Ben Thatcher schoss vergangenen Sommer geradewegs an die Spitze der britischen Album-Charts. Auch live wissen die beiden Rock’n’Roll-Newcomer seit gut zwei Jahren regelmäßig zu überzeugen.

Dabei lautet das Motto stets: In der Kürze liegt die Würze; denn mit exzessiven Jams, minutenlangen Konversationen zwischen den Songs und programmfüllenden Extras aus dem Cover-Archiv haben die beiden Briten nichts am Hut.

Keine Verschnaufpausen

Ein kurzes "Guten Abend, Motherfuckers!", und dann geht's auch schon ans Eingemachte. Im ausverkauften Berliner Astra fliegen bereits nach den ersten Akkorden des Openers "Come On Over" dutzende Plastikbecher durch die Luft. Nur Minuten später folgen bereits verschwitzte Leiber. In den ersten Reihen herrscht Ausnahmezustand. Es wird gejohlt, gepogt und gehüpft.

Mit einem satten Sound im Schlepptau walzen sich die beiden Hauptprotagonisten durch die Innereien ihres energiegeladenen selbstbetitelten Debütalbums. Songs wie "You Can Be So Cruel", das groovige "Figure It Out" oder das nicht weniger in die Beine gehende "Little Monster" lassen selbst halbvolle Biergläser in den hinteren Bar-Bereichen auf- und ab hüpfen. Verschnaufpausen gibt es kaum.

Gitarreneffekte und Schlagzeug-Beserker

Einzig das Umschalten der Effekte zwischen den Songs, gönnt der tosenden Meute den einen oder anderen Lufthol-Moment. Frontmann Mike Kerr hat aber auch Zeug am Start, mein lieber Herr Gesangsverein! Drei Amps und jede Menge Pedals vor den Füßen sorgen für ein voluminöses Bass-meets-Gitarre-Spektakel, für das so manch fünfköpfige Band da draußen viel üben muss.

Mit wahlweise atmosphärischen oder trocken rockenden Vibes zaubert der Sänger jedem Anwesenden in der Halle ein dauerhaftes Grinsen ins Gesicht. Auch sein Partner an den Kesseln weiß die präsentierte Kunst seines Kollegen zu schätzen. Wie ein Berserker trommelt sich Ben Thatcher durch die bluesig angehauchten Garagen-Rock-Drei- und Vierminüter.  

Irritation – und Dankbarkeit

Die Band rockt, die Massen jubeln. Alles dufte. Zumindest fünfzig Minuten lang. Dann sind die beiden Briten plötzlich wieder verschwunden. Das Licht geht an. Das war’s. Der Frust bei den Fans währt aber nicht lange. Man ist dankbar für das, was präsentiert wurde. Derart intensiv gelebte Dezibel-Kost bekommt man selbst in der Hauptstadt nicht an jeder Ecke serviert.

Und so verabschieden sich hunderte klitschnasse Berliner in die Nacht; in der Hoffnung, irgendwann noch einmal vom königlichen englischen Blut kosten zu dürfen. Dann haben Royal Blood sicher auch ihr zweites Album am Start, sodass man sich beim nächsten Aufeinandertreffen sicherlich auf ein etwas längeres Happening freuen darf. 

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