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Auf ihrer aktuellen Tour machen Marathonmann Halt im Berliner Magnet Club. Trotz dürftiger Kulisse setzen die Bayern ein energiegeladenes Post-Punk-Ausrufezeichen und beweisen, dass sie auch im kleinen Rahmen zu Großem fähig sind.

Wer sich dieser Tage mit musikalischen Überfliegern des Jahres beschäftigt, der stolpert irgendwann zwangsläufig über den Namen Marathonmann. Die Münchner Post-Punk-Frischlinge können bereits zwei Jahre nach ihrer Bandgründung auf einen Erfahrungsschatz verweisen, für den die meisten Newcomer-Bands normalerweise ein ganzes Jahrzehnt benötigen.

Flächendeckende Support-Tourneen, jede Menge Festival-Highlights und zwei Studioalben ("Holzschwert", "…Und wir vergessen was vor uns liegt"), die in der nationalen Musik-Szene für viel Aufsehen sorgten, katapultierten die vier Sprintgegner aus Bayern in Windeseile ins Rampenlicht. Und das völlig zu Recht.

Wird der Hauptact ein bisschen Leben in die Bude bringen?

Umso unverständlicher ist es, dass sich am gestrigen Abend gerade mal knapp 200 Fans in den Berliner Magnet-Club verirren, um sich von den Live-Qualitäten des Quartetts zu überzeugen. Und das, obwohl die Band für ihre aktuelle Winter-Tour mit den Wiener Rockern von The Gogets und dem niedersächsischen Alternative-Trio Finder sogar noch zwei energiegeladene Support-Häppchen mit an den Start bringen.

Die haben auch sichtlich Mühe, das überschaubare Berliner Häufchen vor der Bühne auf Temperatur zu bringen. Und so schüttelt schon der eine oder andere Marathonmann-Eingefleischte um kurz vor zehn frustriert den Kopf. Wird der Hauptact wenigstens ein bisschen Leben in die Bude bringen?

Der Bar-Mann kann sich schnell verabschieden

Bereits nach dem eröffnenden "Alles auf null" ist klar: Die Bayern haben kein Problem mit vermeintlich unterkühlten Hauptstädtern, ganz im Gegenteil. Mit immenser Spielfreude, sympathischem Gepose und einem musikalischen Bulldozer-Mix aus dreckigem Hinterhof-Post-Punk und melodiösem Alternativ-Rock, sorgen die vier Verantwortlichen auf der Bühne innerhalb kürzester Zeit dafür, dass sich der Bar-Mann in seine wohlverdiente Pause verabschieden kann.

Keinerlei Berührungsängste

Der Laden ist zwar nur halbvoll, doch die, die da sind, drängen sich ohne Berührungsängste in Richtung Bühnenrand. So entsteht im Handumdrehen der Eindruck eines ausverkauften Happenings der schweißtreibenden Sorte. Mit weiteren Karacho-Perlen à la "Wir sind immer noch hier", "Holzschwert" und "Räume" kippen die Süddeutschen weiter fleißig Öl ins Feuer, so dass der  immer wieder durch die PA gejagte Satz  "Berlin, ihr seid geil!" von Frontmann Michael Lettner weit mehr ist als nur eine Standard-Phrase.

Man nimmt der Band die Freude über die wilden Aktivitäten vor der Bühne problemlos ab. Das stetige Grinsen der Musiker ist echt. Hier präsentiert sich eine Band, den der schnelle Erfolg noch nicht zu Kopf gestiegen ist, und die jeden mitklatschenden Fan am liebsten persönlich um den Hals fallen würde.

Im nächsten Jahr platzt der Laden hoffentlich aus allen Nähten

Freundschaft, Zusammenhalt und bedingungsloses Miteinander sind Dinge, die bei den Marathonmännern ganz oben auf Wohlfühl-Liste stehen. Das wissen jetzt auch die 200 durchgeschwitzten Berliner Fans der Band, die sich nach einem nochmal alles in den Schatten stellenden Zugabe-Part zufrieden, glücklich und mit wackeligen Knien in die Hauptstadt-Nacht verabschieden. Heute werden sie dann hoffentlich ihren Freunden und Bekannten Bericht erstatten, damit ein Laden wie der Magnet-Club spätestens im nächsten aus allen Nähten platzt. 

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