Northcote (2014)

Northcote (2014) © Northcote

Northcote, früher nur der Künstlername des kanadischen Singer/Songwriters Matt Goud, ist mittlerweile zu einem Bandprojekt herangewachsen, dessen Mitglieder unlängst von The Gaslight Anthem zur gemeinsamen US-Tour geladen wurden. Zu verdanken haben sie das neben ihrem musikalischen Können vor allem ihrem charmanten Frontmann.

Für die meisten, die sich im Punkrock- und Holzfällerhemden-Universum bewegen, ist Northcote schon längst kein Fremder mehr. 2013 tourte Matt Goud, damals noch ohne Band, zusammen mit Dave Hause durch Deutschland; 2014 kehrte er zurück, um niemand Geringeren als Chuck Ragan durch Europa zu begleiten.

Auf beiden Tourneen machte sich Goud mit seinem spitzbübischem Charme und den sympathischen Anekdoten aus seiner kalten Heimat sehr viele Freunde. Genug Freunde, um Ende 2014 mit einer Band und einer kleinen Headliner-Tour nach Deutschland zurückzukehren.

John Allen bietet nichts Neues

Den Anfang im Gleis 22 macht allerdings der deutsche Musiker John Allen, der dieses Jahr sein Debütalbum "Sophomore" veröffentlicht hat. Das große Problem, das John Allen live sowie auf Platte hat und das auch schon andere Magazine wie zum Beispiel das VISIONS angekreidet haben, ist, dass er sich lediglich das Beste aus der Musik seiner großen Vorbilder (Chuck Ragan, Frank Turner, Bruce Springsteen) rauspickt und neu zusammensetzt.

Weder zuhause vor der eigenen Anlage noch vor der Bühne erwarten den Zuhörer Überraschungen in Form von spannenden neuen Themen, Bildern, Zeilen oder Melodien. Die einzige Überraschung, die im Gleis 22 einschlägt, ist der Fakt, dass ein John Allen-Refrain melodisch nahezu 1:1 einem Frank Turner-Refrain gleicht.

Ode an das Münsterland

Um kurz nach zehn betreten Northcote die Bühne, Matt Goud mit klassischer Unterstützung von Musikerkumpels an Bass, Schlagzeug und zweiter Gitarre. Dem Fakt, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben in Nordrhein-Westfalen befindet, widmet Goud – natürlich nicht ohne sein typisches Schlitzohr-Grinsen auf den Lippen – erstmal einen kleinen improvisierten Song. Danach spielt er sich mit seiner Band systematisch durch die Songs seiner aktuellen selbstbetitelten Platte und kredenzt seinen Fans auch schon einen neuen, vielversprechenden Song vom voraussichtlich 2015 erscheinenden nächsten Album.

Eine Akustikeinlage in der Mitte des Sets nutzt Goud dazu, um seinem Freund Dave Hause, der ihn seinerzeit dem deutschen Publikum erstmals vorgestellte, sein Cover des Songs "Melanin" zu widmen und sich bei allen zu bedanken, die ihn schon seit dem letzten Jahr begleiten.

Northcotes neue Freunde

Wieder einmal beweist Goud an diesem Abend, dass es bei Northcote um weit mehr als um eine bloße Show in irgendeiner fremden Stadt geht: Vor dem Konzert hilft er dem Thekenteam und schenkt Bier aus, auf der Bühne bedankt er sich bei allen, die an diesem Abend arbeiten müssen und nicht nur zum Trinken und Tanzen da sind und widmet einen Song den Fans, die er schon auf mehreren Konzerten begrüßen durfte. Wer bis zum heutigen Abend nicht schon längst Northcote-Freund war, der dürfte es spätestens an diesem Dezember-Abend geworden sein.

Nach einer Zugabe bestehend aus zwei Northcote-Songs und einem Cover von Chuck Ragans "Do You Pray" endet die Headlinertour der Kanadier im beschaulichen Münsterland. Wer sich allerdings von Northcotes Können auch noch schnell live überzeugen will, dem seien die drei verbliebenen Termine wärmstens ans Herz gelegt, an denen sie das Vorprogramm der Broilers bestreiten werden.

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