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Es ist unglaubliche 27 Jahre her, dass Holly Johnson zuletzt eine Tour durch Deutschland absolviert hat. Nun präsentiert der ehemalige Frontman von Frankie Goes To Hollywood seinen Fans alte und neue Hits. Dabei versprüht er selbst bei den Pannen am Anfang einen begeisternden Charme und verzaubert sein Publikum.

Im Sound eines echten Gewitters betritt Holly Johnson die Bühne. Stylisch gekleidet mit schwarzem Oberteil und riesiger Sonnenbrille beginnt er eine Show, die zunächst von Soundpannen geprägt ist. Zunächst werden die dennoch enthusiastischen Fans bei "Atomic City" mit einem Sound konfrontiert, bei dem die Höhen viel zu blechern klingen und im Verhältnis zu den anderen Soundelementen viel zu laut sind.

Soundprobleme

Den Fans scheint es egal zu sein. Vor allem, als Holly Johnson mit dem ersten von drei Klassikern der Ära Frankie Goes To Hollywood beginnt. Bei "Warriors Of The Wasteland" singen die Zuschauer gemeinsam das Wort "Warriors" im Refrain mit, während Holly Johnson sichtbar darum bemüht ist, seinen Rhythmus für den Abend zu finden. Als Ausgleich wendet er sich auf deutsch ans Publikum: "Danke schön. Es ist schön, in Stuttgart zu sein". 

Nun wandert der Pannensound zum Gesangsmikro. Nachdem die Höhen richtig eingestellt sind, macht nun das Gesangsmikro Ärger. Neben einer unangenehmen Rückkopplung klingt die Stimme von Holly Johnson über das Mikro seltsam verzerrt. Das irritiert den Sänger merklich bei der Performance von "Welcome To The Pleasuredome". Er wendet sich mehrfach nach hinten und gestikuliert anscheinend mit den Technikern.

Erinnerungen

Also versucht er es wieder mit Konversation und fragt: "War irgendjemand hier 1987 in der Schleyer-Halle?" Es war das Jahr, in dem Holly Johnson bei Frankie Goes To Hollywood ausstieg. Das zahlreiche "Yeaah" als Antwort ist ein Fingerzeig auf das überwiegend höhere Alter der Konzertbesucher. 

So überspielt Holly Johnson mit seinem sympathischen Auftreten die anfänglichen Pannen. Mit "Rage Hard" bietet der Sound nun endlich Konzertgenuss. Jetzt beginnt die Reise in die Musikgeschichte.

Leicht irritiert

Eine Tatsache wird schnell offensichtlich. Holly Johnson kann seine Songs den Alben nicht mehr zuordnen. Gleich dreimal kündigt er an, jetzt einen Song aus seinem Soloalbum "Blast" zu spielen. "Love Train" stammt von "Blast", aber den Song meint er nicht. "Follow Your Heart" kann es nicht sein, denn der ist auf seinem gerade erschienenen Album "Europa" enthalten. So kommt er schließlich an bei "Heaven's Here". Jetzt hat er den Song gefunden und offenbar auch seine Anfangsnervosität abgelegt.

Ein Klassiker, den alle Fans komplett mitsingen können, ist "Americanos". Sofort steigt die Stimmung in der Halle und die Backgroundsängerin zeigt, dass sie nicht nur verdammt gut aussieht, sondern auch richtig Power in der Stimme hat. Am Ende gibt es Riesenapplaus vom gut gelaunten Publikum.

Tanz durch die Jahrzehnte

Die Frage "Are You Ready To Dance?" wird mit lautem Jubel beantwortet und jetzt beginnt ein Ritt durch die Jahrzehnte. "Disco Heaven" klingt wie ein klassischer Disco-Song aus den 1970er Jahren und verbreitet beste Partystimmung. Bei "Dancing With No Fear" kommt der Bass ins Spiel, der zusammen mit der dominanten Leadgitarre eher an die 1980er Jahre erinnert.

Mit "Penny Arcade", dem einzigen Song aus dem Album "Dreams That Money Can't Buy", wird Johnson dann topaktuell, denn 2014 ist das Comebackjahr des Saxophons. Nicht weniger als fünf Songs aus der Club- und Houseszene haben es 2014 mit einem dominanten Saxophon in die Jahrescharts der Singles geschafft. Dieser Song mit seinem Saxophonsolo passt also perfekt.

Frankie's Last Stand

Exakt mit dieser Überschrift läutet Holly Johnson den Schluss ein. Es folgen vier Songs aus der FGTH-Ära. Nach "Watching The Wildlife" fragt Holly Johnson, ob das Publikum mit dem Begriff "Money Shot" etwas anfangen kann. Diese kleine anzügliche Anspielung ist das Intro für die Hymne der Band. Mit einem riesigen Handscheinwerfer bewaffnet eröffnet er die Performance von "Relax" und jetzt tobt die Halle komplett. Der Song wird komplett mitgesungen und gigantisch abgefeiert. Zweifellos das Highlight des Konzerts.

Nach einem kurzen Bühnenabgang gibt Holly Johnson direkt nochmal Vollgas mit "Two Tribes", bevor er den Abend mit seiner berühmten Powerballade beendet. Auch den Text von "The Power Of Love" können alle mitsingen und so endet das Konzert mit einem emotionalen Hochgefühl.

Schön, ihn wieder zu haben 

Eine Live-Pause von 27 Jahren ist in der Musikbranche eine Ewigkeit. Viele Künstler sind seit damals in Vergessenheit geraten. Holly Johnson ist aber wieder da und seine Bühnenpräsenz ist immer noch grandios. Auch wenn er anscheinend am Anfang des ersten Konzerts seiner Solotour sehr nervös war, so gewinnt er mit Unterstützung seiner Fans im Verlauf des Abends immer mehr Sicherheit. Sein hinreißender Charme und seine anfängliche Nervosität machen ihn sympathisch und menschlich.

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