© Anais Mitchell

Eine Frau, eine Gitarre - mehr braucht es nicht für ganz ganz großes Kino. Anais Mitchell gastiert inmitten ihrer ausgedehnten Tour durch die USA und Europa für ein Parcours d’amour-Special im Odeon Kino in Mannheim, verzaubert ihre Zuschauer und macht das nasskalte Dezemberwetter fast vergessen.

Die Tatsache, dass Anais Mitchell bereits beim Maifeld Derby 2012 dabei war, genügt eigentlich als Qualitätsbeweis. Wer doch noch mehr Überzeugung braucht, dass diese Frau wirklich was drauf hat, der muss sich nur mal die letzten paar Jahre ihrer Karriere anschauen.

Preise und Lobeshynmen

2010 erschien ihr gefeiertes Album "Hadestown", eine Folk-Oper basierend auf der Orpheus-Saga. Justin Vernon alias Bon Iver wirkt unter anderem auf der Platte mit. Ihr Album "Young Man In America" folgt 2012 und wird ebenso hochgelobt wie ihre EP "Child Ballads", die sie gemeinsam mit Jefferson Hammer veröffentlicht. Für den Song "Willie Of Winsbury" können die beiden 2014 sogar den BBC Folk Award für "Best Traditional Song" gewinnen.

Jetzt ist Mitchell mit ihrem neuen Album "xoa" solo auf Tour. Mit einer Mischung aus neuen und bisher unveröffentlichten Versionen von alten Songs (darunter einige Tracks von "Hadestown") macht sie natürlich auch in Mannheim halt und lässt ihren Parcours d’amour-Auftritt von vor zwei Jahren wieder aufleben.

Besondere Atmosphäre

Für so eine tolle Künstlerin braucht man natürlich ein ganz besonderes Venue. Und was wäre da besser geeignet als ein kleiner intimer Kinosaal? Auf diese Weise können die Konzertbesucher die Sängerin an diesem Abend wirklich hautnah erleben.

Anderthalb Stunden schafft es Anais ihre Zuschauer zu verzaubern. Stark ist vor allem zu Anfang "We Build The Wall" aus ihrer Folk-Oper, aber auch mit "Wedding Song" oder "Young Man In America" vermag sie zu überzeugen. Mit ihrer einzigartigen sanften Stimme und nur "bewaffnet" mit ihrer Gitarre, entführt sie das Publikum Lied für Lied in wunderschöne Klangwelten.

Musikalische Deutschstunde

Die Sängerin überzeugt nicht nur mit ihren Liedern, sondern auch mit ihrem sympathischen Auftreten. Nebenbei bessert sie noch ihre Deutschkenntnisse auf. Vor jedem Song gibt sie einen kurzen Einblick in den Entstehungsprozess des Liedes oder erzählt eine kleine Anekdote. Das ermöglicht den Zuschauern, die Sängerin und ihr Werk ein bisschen besser kennenzulernen. Und da Anais an der Uni auch mal deutsch gelernt hat, versucht sie es soweit möglich immer auf Deutsch und sorgt so für einige Lacher im Publikum.

Anais ist ganz für ihre Fans da, die sie sogar auffordert, Lieder zu wünschen! So spielt sie extra für einen Fan, der nach kurzer Zeit die Gelegenheit beim Schopfe packt und ganz aus dem Häuschen ist "Come September". Dann kündigt sie auch schon das letzte Lied an, was von eben bereits erwähntem Fan mit einem verzweifelten Aufschrei aufgenommen wird.

Doppelte Zugabe

Doch natürlich gibt es noch eine Zugabe, und die hat es in sich. Nachdem Anais kurz verschwunden ist, kommt sie noch mal wieder, und performt direkt vor der ersten Reihe einen weiteren Song. Sie fordert die Besucher wieder auf, mitzusingen, und bei der schönen Musik wird das natürlich auch sofort gemacht. 

Ein weiteres kurzes Verschwinden, dann folgt ein letztes Lied, mit dem sie für eine Überraschung und einen wunderschönen Abschluss sorgt. Nicht eines ihrer bekannten Lieder spielt sie hier, sondern ein traditionell ägyptisches Lied, das sie bei einem Studienaufenthalt gelernt hat. Klingt anders, interessant, und einfach zauberhaft.

Insgesamt steht Anais Mitchell knapp anderthalb Stunden auf der Bühne, nimmt sich nachher noch extra Zeit um CDs zu signieren. Wie nicht anders zu erwarten ein zauberschöner Abend. Wer nicht da war, hat was verpasst.