Maxim ist mit "Staub" bereits zum dritten Mal auf Tour und spielt ein solides Konzert in der Alten Feuerwache, bei dem der Funke jedoch erst gegen Ende überspringt. Geht da noch was oder sind das etwa die ersten Abnutzungserscheinungen?

Wie oft kann man mit einem einzigen Album auf Tour gehen? Diese Frage stellt sich bei Maxim, der bereits das dritte Mal mit seiner vierten Platte "Staub" unterwegs ist.

Wer den Singer-Songwriter also schon letztes Jahr in der halle02 in Heidelberg gesehen hat, den erwartet nichts neues. Statt eines neuen Albums hat Maxim seinen Tourmarathon im September dieses Jahres auf dem Livealbum "Staub (Live)" verewigt.

Immer wenn sein Herz ruft

Die Alte Feuerwache ist dennoch gut gefüllt, vor allem in der vorderen Hälfte. Das überrascht selbst Maxim. "Danke, dass ihr immer wieder kommt!" Das Publikum ist demographisch gesehen ein gemischtes, tendenziell im Studentenalter und aufwärts.

Die melancholischen Songs mit den tiefgreifenden Texten sind eben nicht auf die Teenies ausgelegt. Seinen jüngsten Fan am heutigen Abend holt er aus der ersten Reihe direkt auf die Bühne. "Du wirst jetzt dein ganzes Leben meine Musik gut finden müssen", scherzt er und streicht dem kleinen Jungen dabei durch die Haare.

Bittere Melancholie

Live wird Maxim von einer vierköpfigen Band begleitet, die auf den Alben in dieser Konstellation nicht zu hören ist, mit der er allerdings schon mehrere Jahre zusammenarbeitet. Daher sind Maxim und Band ein eingespieltes Team, das sich in Mannheim souverän durch die Setliste spielt.

Der Bandsound gerät unterm Strich etwas zurückhaltend. Vor allem Keyboarder Marvin Beranek ist im Vergleich ein wenig zu leise. Dabei macht gerade die Mischung aus Pop, Reggae und Elektro den Sound von Maxim aus. So beginnt das Konzert sehr schleppend mit "1980-2010" und "Schaufenster" – beides Mid-Tempo-Songs, maximal zum Kopfnicken geeignet.

Zuhören statt Tanzen

Erst als Maxim auch selbst in die Gitarrensaiten und Schlagzeuger Lukas Berg auf die Becken haut, beginnt die Menge zu jubeln und zu klatschen. Doch die Grundstimmung des Abends entspricht der Melancholie, die Maxim mit seinen Songs und seiner Reibeisenstimme transportiert. Hier ist mehr Mitsingen als Tanzen angebracht – und vor allem Zuhören. Applaudiert wird dennoch reichlich.

Mit seinem letzten Album "Staub" hat Maxim seinen Stil vollkommen verändert, sich sozusagen neu erfunden. Vom Offbeat hat er sich verabschiedet, doch die Reggae-Vergangenheit hat er nicht komplett hinter sich gelassen. Ältere Songs wie "Alles versucht" oder "Lieber bluten als frieren" wurden dem neuen Stil angepasst und neu arrangiert. Der Gesang ist allerdings geblieben. In Maxim's Phrasierungen werden die Reggae-Wurzeln hörbar, wodurch eine ungewöhnliche Kombination entsteht.

Wie du und ich

Maxim präsentiert sich bodenständig. Sein authentisches Auftreten und kleinerer Small-Talk zwischen den Songs schaffen Nähe zum Publikum. Zu Mannheim hat er ein ganz besonderes Verhältnis. "Ich habe mich damals bei der Popakademie beworben. Die Theorieprüfung war mir aber zu schwer. Ich kann noch immer keine Noten lesen", verrät er.

Der Song "Vielleicht in einem anderen Leben" dreht sich um die "hässliche Frage 'War's das schon?'", wenn man nie zufrieden mit dem ist, was man bekommt. "Mir geht es genauso", erzählt Maxim. Besagter Song wird ganz minimalistisch solo präsentiert.

War's das schon?!

Alles in allem ist Maxim nach wie vor ein großartiger Künstler, der einen außergewöhnlichen Mix erfunden hat, in dem er Vergangenheit und Gegenwart kombiniert. Sein ganzes bisheriges Schaffen mündet in "Staub".

Da ist es verständlich, den Erfolg der Platte so lange es geht auszuschöpfen. Dennoch wird es langsam an der Zeit, sich an neues Material zu wagen, damit dieser Stil seinen frischen Charakter nicht verliert. Die passende Jahreszeit für melancholische Songs haben wir ja bereits.

Setliste

1980-2010 | Schaufenster | Wut | Rückspiegel | Übermensch | Staub | Hier | Pfennig ohne Glück | Vielleicht in einem anderen Leben | Meine Worte | Alles versucht | Immer einen Kopf | Einen Winter noch | Lieber bluten als frieren || Einsam sind wir alle | Haus aus Schrott | Meine Soldaten

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