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Helene Fischer (live in Frankfurt, Festhalle, 2014) © Akis Konstantinidis

Helene Fischer, die Königin des Schlagers, gastiert in der Quadratestadt und alle kommen. Zwei ausverkaufte Shows an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, das schafft nicht jeder. Wer ein Ticket besitzt, erlebt ein Spektakel, das sich vor den Shows großer US-Stars nicht verstecken muss und teilweise sogar besser ist.

Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Und am schönsten ist es für die Zuschauer beim Konzert von Helene Fischer in der SAP Arena Mannheim, als die Schlagergigantin auf dem Rücken eines riesigen Metallvogels durch die Halle schwebt und Celine Dions Titanic-Kracher "My Heart Will Go On" singt.

Drei Stunden Show

Wer aber hier die Halle verlässt (und einige wenige sitzen bereits wie auf heißen Kohlen, da sie nach der mittlerweile dreistündigen Show zum Auto wollen, um dem unvermeidbaren Stau auf dem Parkplatz zu entrinnen), verpasst Helene Fischers Überhit "Atemlos". Und bei dem steht die gesamte Halle und klatscht sich fast in Trance.

Vor dem Ende mit diesem großen Knall zieht Fischer ein riesiges Bühnenprogramm auf, das sich vor den Shows der US-Stars nicht verstecken muss. Ganz im Gegenteil, denn im Gegensatz zu Britney und Co. tanzt Helene Fischer nicht nur wie von Sinnen und zeigt sich immer wieder in neuen Verkleidungen, sondern singt auch stets live. Und das nicht so selbstverständlich, wie man glauben könnte.

Die Fischer kriegt sie alle

Mit auf der Bühne: eine große Band und zwölf Tänzerinnen und Tänzer, die mit ihrer Chefin während der Show in immer exotischere Kostüme schlüpfen und tanzen, als gäbe es kein Morgen mehr. Vor der Bühne hat sich ein bunt gemischtes Publikum versammelt, von 8 bis 88 ist jede Altersklasse vertreten und der Gelegenheits-Radiohörer trifft auf den "Helene Fischer Ultra" mit eigenem Shirt.

Die Fischer kriegt eben alle. Schlagerfans mit ihren eigenen Songs, Familien mit ihrer Version von "Lass jetzt los" aus dem Disney-Film "Die Eiskönigin" und gestandene Männer mit einer dosierten Portion Rock im zweiten Teil.

Werde auch du Teil der Kiss Army!

Die Rockeinlage läutet nach einer Pause den zweiten Teil des Konzerts ein und bringt Helene Fischer mit Kiss-Shirt und Flammenweste auf die Bühne (vielleicht ist sie ja auch heimlich Teil der berühmt-berüchtigten Kiss Army, dem offiziellen Fanclub der Rocker).

Cover von John Farnhams "You're the Voice", Van Halens "Jump" und "Livin' on a Prayer" von Bon Jovi zeigen auf jeden Fall die andere Seite des Schlagerstars. Das darf man natürlich nicht bierernst nehmen, sonst wäre man als Van Halen-Fan vielleicht leicht beleidigt, aber Helene Fischer steht auch immer mit einem Augenzwinkern auf der Bühne. Und das Bon Jovi-Cover klingt sowieso besser als das Original.

Mit "Purple Rain", einem Cover des grandiosen Prince, und einem Glitzerregenschauer endet das rockige Intermezzo. "Mit keinem Anderem", "Ich will immer wieder dieses Fieber spür'n" oder "Die Hölle morgen früh" haut Frau Fischer dann noch mehr Songs aus ihrem mittlerweile sechs Alben umfassendem Repertoire raus.

Wie Nils Holgersson und Martin, nur weitaus ansehnlicher

Dazwischen steigt Helene Fischer aus einer Blüte und singt "Caruso" von Lucio Dalla oder schwebt wie besagt durch die Halle wie Nils Holgersson auf seiner Gans Martin. Nur dass Fischers Vogel eben mehrere Meter groß, golden und aus Metall ist und auf den Namen "Birdy" hört.

Die Bühne besteht aus einer riesigen Leinwand, auf der sich mit vielen Animationen das Thema der Farbenspiel-Tour durch den ganzen Abend zieht: eine Reise durch die vier Jahreszeiten. In einem Rund mitten in der Bühne stehen einige Edelfans in weißer Kleidung und dienen als Projektionsfläche für die bunte Lichtshow.

Viel Zeit für die Fans und deren Blumenmeer

Eine schöne, wenn auch natürlich voll eingeplante kurze Passage widmet sich den Fans und ihren zahlreichen Geschenken an Helene Fischer. Am Bühnenrand nimmt sich die Sängerin kurz Zeit für jeden einzelnen Besucher, der ihr einen Strauß Blumen oder andere Kleinigkeiten überreichen will. Am Ende kommt hier so viel zusammen, dass zwei Helfer mehrmals vollbepackt von der Bühne laufen müssen, um alle Präsente in den Backstagebereich zu bringen.

Auch sonst nimmt sich die Fischer Zeit für ihr Publikum und erzählt hier und da etwas oder lacht über (immer männliche) "Helene"-Zwischenrufe. Für die Lokalpatrioten vergisst sie nicht, im goldenen "I love Mannheim"-Trikot auf die Bühne zu kommen. Zwar hätte so manchem wohl eher ein Waldhof-Blau-Schwarz als ein BVB-Gelb gefallen, aber man kann auch nicht alles haben.

Atemlos in die Nacht

Nach der Zugabe entlässt Helene Fischer ihr Publikum "atemlos" in die Nacht. Das hat in drei Stunden eine toll durchchoreografierte und vor allem klischeefreie Show erlebt, was nicht jeder deutsche Star hinbekommt. Aber, ehrlich gesagt: Anders hatten wir es von der aktuellen Schlagerkönigin auch nicht erwartet.

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