Tab Two bei Palatia Jazz (2014)

Tab Two bei Palatia Jazz (2014) © Josh von Staudach

Palatia Jazz hat sich in den letzten Jahren zu einem Kleinod unter den deutschen Jazzfestivals entwickelt. Die Entscheidung des Hauptsponsors Skoda, die Kulturförderung einzustellen, bedroht die Zukunft des Festivals, das an verschiedenen Spielorten in der Pfalz stattfindet.

Auf achtzehn erfolgreiche Jahre kann Palatia Jazz inzwischen zurückblicken, davon zehn Jahre in Kooperation mit dem zum VW-Konzern gehörenden Automobilhersteller Skoda. In den letzten drei Jahren hatte Skoda sein Engagement deutlich ausgeweitet und das Festival präsentiert. Auf diese Weise konnte Palatia Jazz Konzerte mit hochkarätigen Künstlern wie Charles Lloyd veranstalten.

Förderung von 60.000 Euro fällt weg

Von besonderer Bedeutung für Palatia Jazz war und ist der Fahrservice. Künstler und Bands wurden mit Skoda-Automobilen vom Flughafen abgeholt und zu den Hotels bzw. Veranstaltungsorten transportiert. Was sich harmlos anhört, ist mit einem gewaltigen logistischen und finanziellen Aufwand verbunden, denn für eine Band aus Übersee, die mit Instrumenten anreist, werden für den Transport bis zu einem halben Dutzend Fahrzeuge benötigt – und das teilweise zu nachtschlafender Zeit.

Dazu kamen weitere Leistungen wie die Finanzierung von Kleidung für die Festivalangestellten, Sitzkissen für die Besucher und andere Merchandiseprodukte. Am Ende betrug der Gesamtumfang der Sponsoringaktivitäten von Skoda 60.000 Euro.

Statt Kultur- nun Sportförderung

Skoda Deutschland erklärt, das Unternehmen werde "seine Markenaktivitäten vom kommenden Jahr an neu ausrichten", weshalb die "nationale Jazzförderung bis Ende 2015" eingestellt werde. Anstatt kulturelle Events zu fördern, setzt Skoka zukünftig auf Sportförderung, besonders im Eishockey- und Radsport-Bereich, um den weltweiten Bekanntheitsgrad der Marke zu steigern. 

Nicht nur Palatia Jazz ist von dieser Entscheidung betroffen, sondern noch zahlreiche weitere Festivals und Veranstaltungen, die bislang in den Genuss von Zuschüssen kamen. Dazu zählen das Moers Festival und die Bundesbegegnung Jugend Jazzt, ein bundesweiter Jazz-Wettbewerb für Nachwuchsmusiker.

Schneller Ersatz gesucht

Festivalorganisatorin Yvonne Moissl muss nun schnell Ersatz für den abgesprungenen Sponsor finden oder Palatia Jazz für das nächste Jahr völlig neu konzipieren. Anders als andere Jazzfestivals, die in mittleren oder großen Städten der Region konzentriert sind, organisiert Palatia Jazz Jazzkonzerte in malerischen Spielorten in der dichtbesiedelten, aber kleinräumigen Pfalz. Dieses Konzept ist akut bedroht.

Dabei handelt es sich nicht um kleine Herausforderungen, denn eigentlich gibt es keinen Grund, das erfolgreiche Grundkonzept von Palatia Jazz zu verändern. Die finanzielle Lücke zu schließen, die Skoda hinterlassen hat, stellt die Organisatorin aber vor keine leichte Aufgabe. Besonders Großunternehmen verfügen über ein ausgefeiltes Sponsoringkonzept, das darüber bestimmt, an wen sie ihre Gelder verteilen. Für spontane Entscheidungen und kurzfristiges "Einspringen" ist in diesem System nur wenig Platz.

Die Zukunft von Palatia Jazz steht auf dem Spiel

Yvonne Moissl hofft auf ein verstärktes Engagement des Landes Rheinland-Pfalz oder auf die Bereitschaft bereits existierender Sponsoren, ihr Engagement auszuweiten. Allerdings verhehlt sie nicht die Ernsthaftigkeit der Lage: Im Augenblick existieren nur mündliche Zusagen der übrigen Sponsoren, viele Details müssen noch in Gesprächen geklärt werden.

Selbst wenn die übrigen Sponsoren weitermachen: Palatia Jazz steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Drei Festangestellte haben bereits ihren Arbeitsplatz verloren. Die Anzahl der Spielorte und die Ausgaben für die Künstlergagen müssen nach aktuellem Stand ebenfalls reduziert werden.

Auf Unterstützung der kleinen Kommunen ist kaum zu hoffen, denn deren Kulturaktivitäten beschränken sich häufig auf traditionelle Veranstaltungen und Ad-Hoc-Fördermaßnahmen. Eine die Pfalz umfassende Koordination fehlt leider, was zeigt, wie bedeutsam eine stärkere Rolle der Metropolregion Rhein-Neckar wäre. Aber das ist Zukunftsmusik. Im Augenblick geht es für Yvonne Moissl um nicht weniger als die Zukunft ihres Festivals.

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