Uli Jon Roth (Pressebild, 2014) © concertteam.de
Auftakt macht die Band Crystal Breed aus Hannover, die dem Publikum in der Alten Seilerei einheizen soll, was jedoch etwas missglückt. Es ist nicht leicht eine halbvolle Halle zum Mitsingen zu motivieren, doch geben die Jungs nicht auf und versuchen einen Chor zu einem ihrer Songs anzustimmen. Netter Versuch...findet auch die Band. "Es war zwar nicht schön, aber es hatte Ausdruck."
"Wir wollen keinen Applaus"
Allgemein klingt der Sound nach Patchwork – etwas Progressive, etwas Rock, etwas Pop und manchmal auch etwas Metal – doch leider nicht stimmig im Ganzen. Auch springt der Funken aufs Publikum nicht ganz über; Ein Rock-Konzert ist was anderes!
Kein Rock-Konzert ohne Bier, dachten sich wohl die Meisten, denen jedoch die Lust ebenso schnell wieder verging, wie sie gekommen war, denn das Bierholen wurde zum reinsten Ansteh-Marathon an der Bar. Einmal hinten an der Reihe anstellen, bitte! Nach dem Ende ihres Sets verabschiedet sich die Band mit den Worten: "Wir wollen keinen Applaus, der moderne Künstler will Likes, also alle ganz fleißig unsere Facebook-Seite liken."
Phänomenale Gitarrensoli
In der Umbaupause wird so gut wie nichts auf der Bühne umgebaut, so ist es nach einer kurzen Wartezeit auch nicht verwunderlich, Sänger und Gitarrist Niklas Turmann und Keyboarder Corvin Bahn von der Vorband wieder auf der Bühne zu sehen, die Uli Jon Roth und seine Band unterstützen. "Guten Abend Mannheim, ich bin hier nicht so oft, aber es wurde mal wieder Zeit", ruft Uli ins Mikrofon und beginnt sein Set mit dem ersten alten Scorpions-Song "All Night Long".
Im Gegensatz zur Vorband sind Ulis Songs durchaus stimmig und zudem ein Hörgenuss, denn jeder Song wird mit einem phänomenalen Gitarrensolo verlängert. Auf seiner Sky Guitar spielt er mit viel Feingefühl und kann durch die vorhandenen sieben Saiten auch höhere Noten spielen, was dem Sound einen unvergesslichen Touch gibt.
Die guten alten Zeiten
Roth gilt nicht umsonst als ein vollendeter Improvisator auf der Bühne und so stellt er sein Können vor ca. 200 Menschen unter Beweis. Dabei wirkt er manchmal wie in Trance und es herrscht häufig andachtsvolle Stille während seiner Solos. Jedoch spätestens bei dem Scorpions-Song "In Trance" fällt die Menge wieder aus ihrer Starre und singt den Song lauthals mit – wie in den guten alten Zeiten eben. Gekonnt bringt Uli Jon Roth den Sound der 70er Jahre zurück in die Alte Seilerei und somit auch einige Köpfe zum Wippen.
Der Hardrock bringt den Boden zum Beben doch alles in gemütlicher Form. Kaum zu glauben, dass eine Rock-Legende, die früher Hallen füllte, heute in einem halbvollen Club spielt. So wie damals als er mit KISS zusammenspielte. "Manche Songs sind schon so alt, wie dieser hier, den ich mal mit KISS vor vielen Jahren im Rosengarten gespielt habe", so Uli und stimmt "We'll Burn The Sky" an.
Altbekannte Songs neu interpretiert
Den Gesang von Klaus Meine übernimmt fast ausschließlich Niklas Turmann. Glücklicherweise gab er sich keine Mühe Meine zu ähneln. Man kann auch sagen: Gott sei dank! So waren es altbekannte Songs, die neu interpretiert wurden. Ab und zu übernimmt Uli Jon Roth einen Gesangs-Part, der jedoch unter dem gitarrenlastigen Sound eher untergeht.
Alles in allem war es ein gelungener Abend, der einen in die späten 70er-Jahre zurück katapultierte. Der musikalische Genuss litt jedoch unter kleinen technischen Problemen wie einem übermäßig übersteuerten Sound. Für die Highlights sorgte der glänzend aufgelegte Uli Jon Roth, dessen Gitarrenspiel man einfach live erleben muss. Und besonders die Zugabe wurde zu einem Highlight, denn Uli Jon Roth schloss sein Set mit Bob Dylans "All Along The Watchtower" und zwei Jimi Hendrix Covern.
Setlist
All Night Long | Longing for Fire | Crying Days | The Sails of Charon | Sun in my Hand | We'll Burn the Sky | In Trance | Fly to the Rainbow | I've Got to be Free | Hell Cat | Dark Lady | Pictured Life | Catch your Train | All Along The Whatchtower | If Six Was Nine | Little Wing
