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Blumfeld (live in Hamburg, 2014) © Falk Simon

Blumfeld beweisen bei ihrem Reunion-Konzert in der ausverkauften Hamburger Markthalle, dass ihre Musik unbeschadet die Zeit überdauert hat. Keine Furcht vor einem Nostalgie-Trip, alles wirkt unglaublich selbstverständlich - und irgendwie absurd.

Sie sind wieder da. Etwas mehr als sieben Jahre sind vergangen, seitdem sich Blumfeld mit einer Abschiedstour von ihrem Publikum verabschiedet hatten, die am 25.07.2007 in Hamburg endete. Jetzt also wieder Hamburg. Eine Reunion? Die Band lässt nur vermelden: Es gibt eine Jubiläumstour zum 20jährigen Jubiläum ihres zweiten Albums "L’Etat Et Moi", dass oft als ein Meilenstein der deutschen Rockmusik bezeichnet wird.

Rückkehr für kurze Zeit?

Für diese Jubiläumstour hat sich nun auch Eike Bohlken mit seinem Bass der Band wieder angeschlossen, die er eigentlich bereits 1996 verlassen hatte, um sich seiner akademischen Karriere zu widmen. Blumfeld in Gründungsbesetzung – das gab es fast so lange nicht mehr, wie das an diesem Abend zelebrierte Album alt ist. Aber bleibt es bei dieser Rückkehr von Blumfeld nur für kurze Zeit? 

An diesem Abend in der ausverkauften Markthalle scheint diese Frage niemanden zu interessieren. Als Jochen Distelmeyer, Eike Bohlken und Andre Ratty um kurz nach 21:00 Uhr zu den Introgeräuschen von "Draußen auf Kaution" die Bühne betreten, ist der Saal brechend voll. Die meisten von ihnen haben vermutlich bereits 1994 Blumfeld-Konzerte besucht. Aber auch einige jüngere Gesichter sind zu sehen, die sich die Chance nicht entgehen lassen wollen. Schließlich gelten Blumfeld als Wegbereiter für viele deutschsprachige Bands, die danach kamen.

Verzücktes Lauschen

Egal, ob jung oder alt, an diesem Abend bilden sie eine große Menschenmasse, die zunächst relativ verkrampft dasteht und erst gegen Ende langsam anfängt sich zu bewegen. Stattdessen stehen sie da, lauschen den bekannten Versen und nicken dabei im Takt, so als wollten sie sagen: So ist das! Selbst gezückte Smartphones sind nur sehr vereinzelt zu sehen.

Währenddessen spielen Blumfeld "L’Etat Et Moi". Das tun sie mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit, die fast etwas absurd wirkt. Schließlich hat diese Band in dieser Formation so seit 18 Jahren kein Konzert mehr gespielt. Man kann ihnen dabei nicht vorwerfen, dass es nur heruntergespielt klingen würde. Aber wirklich unerwartetes passiert eben auch nicht.

Wasser statt Rotwein

Man horcht nur auf, wenn Distelmeyer irgendwelche anderen Songs mit seinen eigenen vermischt und auf einmal über dem typischen Blumfeld-Groove "Blackbird" von den Beatles singt. Danach bedankt er sich artig beim Publikum und betont erneut, was für ein ganz besonderer Abend das für ihn sei. Und doch scheint es, als wären sie nie weggewesen. Distelmeyer spuckt nach wie vor auf die Bühne, raucht beim Applaus eine Zigarette und ruft nach manchen Liedern Sätze wie: "Das ist gerade total Diskurspop hier gerade gewesen!" Nur der Rotwein auf der Bühne wurde inzwischen gegen Wasser eingetauscht.

Wer im Vorfeld befürchtet hat, der Auftritt könne nicht mehr sein als ein wehmütiges Zurückblicken auf die gute alte Zeit, täuscht sich. Denn Blumfeld beweisen, dass man nicht auf die Vergangenheit schauen muss, wenn die Lieder doch eigentlich nie weg waren.

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