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Glasperlenspiel (live in Bad Dürkheim, Limburg, 2014) © Akis Konstantinidis

Wenn eine Band wie Glasperlenspiel, die sonst immer mit reichlich elektronischer Verstärkung auftritt, den Schritt zu einem Akustikkonzert wagt, ist das immer ein Risiko. In der Klosterruine Limburg ist das Experiment mit einer Ausnahme gelungen.

Während das Licht der untergehenden Sonne die oberen Mauerreste der Klosterruine Limburg in strahlendes Gold taucht, betreten die Musiker von Glasperlenspiel die Bühne für eine Show der besonderen Art.

Diesmal hilft kein Beatgewitter, um die Fans zu begeistern. Auf die Stimmen und die Instrumente kommt es an bei einem Akustikkonzert. Der Anfang gestaltet sich jedoch schwierig.

Tücken der Technik

Bereits beim Auftaktsong "Grenzenlos" ist fast ausschließlich die Stimme von Carolin Niemczyk zu hören, während Sänger Daniel Grunenberg nahezu komplett untergeht. Das liegt aber weniger an der fehlenden Sangeskunst als an einer falschen Mikrofoneinstellung, denn sein Gesangsmikro ist viel zu leise.

Die Drums geben dagegen auch ohne elektronische Verstärkung einen guten Beat vor und hämmern auf das Publikum ein. So wirbelt Caro über die Bühne und performt "Ich und Ich", bevor sie die Zuschauer begrüßt und ihnen erklärt, wie de Abend verlaufen soll: Es soll alles ganz echt sein.

Mehr Solo als Duett

Wie schon zuvor ist der gesangliche Auftritt mehr ein Solo von Caro als ein Duett. Nach "Alles auf Anfang" wird dies besonders deutlich bei "Unsterblich", denn es ist nur ihre klare, kraftvolle Stimme zu hören.

Dafür bringen sich jetzt die Zuschauer ein als Gesangspartner. Zur Performance des großen Hits "Echt" singen viele Zuschauer mit und die Stimmung verlangt nach einer Extrarunde, in der die Emotionen erstmals richtig hochkochen. Als Caro die Fans zum Mitmachen bei "Risiko" animieren will, gerät das "Aaahhh" und die Fanantwort "Ooohhh" zur Trockenübung mit Belustigungseinlage.

Generation Smartphone

Zu "Das Gleiche" rät Caro, jetzt das Feuerzeug anzumachen oder die Feuerzeug-App am Smartphone zu aktivieren. Genau das geschieht auch, aber gerade die Smartphones mit Flammenanimation wirken in einer alten Klosterruine besonders grotesk. Ein anderer Versuch, ein Streichholz in der recht frischen Zugluft zu schwenken, scheitert gleich mehrfach.

Dann verabschiedet sich das "Jazzquartett Glasperlenspiel" mit dem unerwarteten Jazzklassiker "Girl from Ipanema" und dem Satz "Please Hold The Line" in die Pause.

Aus dem Dunkel ins Licht

Nach der Pause liegt die Ruine komplett im Dunkeln. Jetzt wird die Bühne mit lila Schummerlicht bestrahlt, während Caro ihre Fans zuerst mit Balladen verzaubert. Dann wird es heißer für die langsam frierenden Zuschauer. Zu "Wir Tanzen" lässt Caro das Publikum aufstehen und alle sind dankbar, sich warm tanzen zu können.

Nach der aktuellen Single "Moment" holt Caro drei ganz junge Mädels auf die Bühne, um mit ihnen "Nie Vergessen" zu singen. Die Girls können den ganzen Text und werden vom Publikum stürmisch gefeiert. Es folgt als letzter Song des Hauptblocks "Freundschaft", bei dem auch der letzte Sitzplatz endgültig aufsteht und mittanzt.

Endlich ein echtes Duo

Mit der Zugabe "Herz aus Gold" bedanken sich Glasperlenspiel beim Publikum und präsentieren sich auch endlich als echtes Duo. Das abwechselnde Zusammenspiel des Duos zeigt die Möglichkeiten auf, die sich bei optimalem Sound von Anfang an ergeben hätten.

So war es eine gute, aber keine herausragende Akustikshow. Da ist noch genug Potential für die Zukunft.

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