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Trailerpark (live beim Mini-Rock-Festival, 2014) © Jannik Rulitschka

Zwei Tage volles Konzertprogramm von Musikfans für Musikfans: Das Mini-Rock-Festival in Horb am Neckar hat an diesem Wochenende seinem guten Ruf wieder alle Ehre gemacht. Wer nicht dabei war, kann sich jetzt entweder zu Tode ärgern - oder sich hier die Highlights im Schnelldurchlauf zu Gemüte führen. Zurücklehnen und genießen!

Auch wenn das eigentliche Spektakel beim Mini-Rock-Festival erst am Freitag beginnt, ist für die Frühankömmlinge bereits bestens gesorgt: Statt auf dem Campingplatz zu versauern und bereits den Biervorrat für das gesamte Wochenende zu vernichten, starten einige lieber etwas aktiver ins Wochenende und vergnügen sich bei der traditionellen Mini-Rock-Live-Karaoke und dem anschließenden Flunkyball-Turnier.

So richtig füllen sich die Zeltplätze allerdings erst am frühen Freitagmittag, pünktlich zum Fest knallt die Sonne beim Zeltaufbau erbarmungslos vom Himmel – die ersten Nacken färben sich rot.

Dresscode: Mini-Rock

Um 15 Uhr kommt plötzlich allgemeine Aufbruchsstimmung auf: Wer schon mit der liebevollen Einrichtung seines Camping-Domizils fertig ist, macht sich auf den Weg zum Festivalgelände, um den Auftritt von Sierra Kidd anzuschauen.

Viele Herren der Schöpfung haben das Thema "Mini-Rock" übrigens mit Liebe zum Detail umgesetzt – von Schottenröcken bis hin zum knappen Tütü ist alles vertreten, absolutes Highlight ist eine ziemlich große, ziemlich rosane "Zauberfee" mit haarigen Beinen, die zauberstab-schwingend in Richtung Einlass tänzelt (oder auch torkelt).

Dann beginnt Sierra Kidd sein Konzert auf der Hauptbühne, das Gelände ist allerdings noch relativ leer. Die Show des jungen Rappers ist solide, aber ohne große Überraschungen, auch das Publikum ist noch nicht so wirklich textsicher. Das kann man aber niemandem übel nehmen: Er ist mit seinen süßen 17 Jahren ja fast noch grün hinter den Ohren, und spätestens bei seinem ersten Radiohit "Signal" können dann viele auch mitsingen. 

Die erste Konzertsauna der Welt

Alle Bands, die am Freitag auf der zweiten Bühne im Relentless-Zelt spielen, haben leider ziemliches Pech: Die Sonne brennt auch nachmittags erbarmungslos vom Himmel und die Luft im Zelt ist unerträglich – sowohl für die Musiker, als auch für das Publikum. Deshalb müssen Eau Rouge, 65DaysOfStatic und Apologies, I have none leider vor ein paar Hartgesottenen spielen, die es in diesem subtropischen Klima aushalten.

Die Acts auf der Hauptbühne haben es da am Freitag schon besser: Beim Auftritt von OK Kid füllt sich auch der Platz vor der Hauptbühne, das Publikum singt nicht nur die bekannten Songs wie "Stadt ohne Meer" oder "Kaffee warm", sondern auch die neue Single "Grundlos" von der neuen gleichnamigen EP begeistert mit.

Härtere Schiene

Weiter geht es mit 65DaysOfStatic: Wer sich vor die zweite Bühne ins unerträglich heiße Relentless-Zelt wagt, bekommt von den Engländern die volle Breitseite an Progressive-Rock gemischt mit aggressiven Schlagzeug-Samples: Wer hätte gedacht, dass man auch ohne Gesang 50 Minuten lang sehr gut auskommen kann?

Auch die Emil Bulls fahren danach die härtere Gangart auf der Hauptbühne weiter: Laut, heiß, gut! Für die fünf Münchner ist Horb schon fast eine zweite Heimat, denn sie spielen bereits zum fünften Mal auf dem Mini-Rock-Festival. Da versteht sich natürlich von selbst, dass die Zuschauer noch ein Geburtstagsständchen für den Bassisten Jamie zum Besten geben.

Kadavar liefern anschließend im Zelt eine gute Show ab, und auch das Klima ist wieder einigermaßen erträglich, trotzdem strömen ab 22 Uhr die meisten zur Hauptbühne, um sich ihren Platz für den Headliner SDP zu sichern.

Bunt und schrill: Die Rap-Monarchen auf Staatsbesuch

Vincent und Dag bringen gemeinsam mit ihrer Band die Menge zum Kochen: Die bunte Rapublik Deutschpunk wird auch in Horb offiziell ausgerufen! Die Festivalsaison ist zwar noch nicht ganz beendet, trotzdem kann man sich schon so weit aus dem Fenster lehnen und SDP eine Trophäe als eine der besten deutschen Livebands dieses Jahres verleihen.

Die Mischung aus einprägsamen Songs gepaart mit intelligenten, humorvollen Texten und jeder Menge Klamauk wertet einfach jedes Festival auf. Absolute Spaßgarantie und der perfekte Abschluss des Freitags.

Im zweiten Teil: der Samstag mit Rap-Chaostruppen, Regenfällen und dem besonderen Flair.

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Monsunregen, Regenbogen und ganz viel Liebe

Der zweite Festivaltag beginnt für viele so gegen vier Uhr Nachmittags, und zwar mit Konvoy auf der Relentless Zeltbühne. Die Gewinner des Play Live-Contest 2013 sind für viele eine echte Überraschung und bringen die Menge schon am frühen Nachmittag zum Toben. Die gute Laune steigert sich bei Moop Mama: Zehn durchgeknallte Musiker im rot-weißen Einheitslook, die vielschichtige Texte in tanzbare Songs verpacken.

Irgendwie ist das Abfeiern auch weiterhin Credo des Mini-Rock-Samstags, denn im Zelt geht die Party dann mit Bilderbuch weiter. Trotzdem bleiben viele vor der Hauptbühne und warten eine Stunde auf den Auftritt der berühmt-berüchtigten Chaostruppe Trailerpark.

"100% sexistische Kackscheiße"

So ganz weiß man ja nie, was einen bei den vier Rap-Rüpeln erwartet, und eine Überraschung haben sie direkt parat: Sie sind nur zu dritt, Basti ist aus unerfindlichen Gründen abwesend. Die Ausreden müssen erst einmal abgestimmt werden: Nach "Er hat Hepatitis" einigen sie sich dann auf die Idee von Alligatoah: "Der arme Basti hat leider einen bösen Hornissenbiss".

Das kompensieren Sudden, Timi und Alligatoah allerdings perfekt und liefern neben den wenigen Songs, die vom ersten Album noch nicht auf dem Index gelandet sind, auch viel neues Material von der bald erscheinenden Platte "Crackstreet Boys 3". Hier haben sie vorgesorgt und betiteln ihr Werk schon gleich mit dem Label "100% sexistische Kackscheiße". An alle sei gesagt: Einfach mal entspannen und nicht alles so ernst nehmen! Auch der mittendrin einsetzende Monsunregen kann die Stimmung nicht dämpfen.

Zugabe!!!

Die Deutschrapserie wird fortgeführt, nachdem sich Trailerpark mit rührseligem Schunkeln zum Klassiker "Caravan of Love" verabschiedet haben: Weekend übernimmt den Staffelstab im Zelt. Er muss sich einige Zwischenrufe aus dem Publikum anhören, irgendein Spaßvogel schreit nach jedem Song ab der 10. Minute "Zugabe". Er nimmt's mit Humor: "Dieses Theater mit dem von der Bühne gehen und wiederkommen geht mir eh auf die Nerven. Dank dir kann ich mir das jetzt sparen."

Zebrahead versuchen anschließend alles, um sich bei ihrem deutschen Publikum beliebt zu machen. Ihr Konzept lautet "Gettin' really really drunk together". Aber mittlerweile macht der Regen doch allen zu schaffen, und auch das Trinken täuscht nicht darüber hinweg, dass der Funke irgendwie nicht so recht überspringt. Das macht aber den Jungs auf der Bühne relativ wenig aus, Sänger Justin vertreibt sich die Zeit mit dem Liedchen "Drink my Germans, drink with me, until you have to pee."

Sein Finale erlebt das Mini-Rock mit dem melancholischen Auftritt von Maxim im Zelt und dem Headliner Anti-Flag auf der Hauptbühne. Viele verlassen aber schon früher das Gelände, und auch der Zeltplatz leert sich merklich, denn der Regen lässt den ganzen Abend nicht mehr nach.

Mini-Rock-Festival 2014: das Fazit

Trotz des verregneten Endes kann man sagen: Das Mini-Rock 2014 war wieder einmal ein voller Erfolg! Die klare Tendenz hin zu deutschen Acts wurde vom Publikum sehr gut angenommen. Mit SDP, OK Kid, Weekend, Trailerpark und den anderen Rabauken hat sich in Horb an diesem Wochenende ein Deutschrap-Mix die Klinke in die Hand gegeben, von dem man in Zukunft noch einiges hören wird.

Gerade die Beschaulichkeit des Mini-Rock macht das kleine Festival zu etwas ganz besonderem: Auch die Bands verschanzen sich nicht hinter der Bühne, viele flanieren den ganzen Tag über das Gelände, reden mit ihren Fans, machen Fotos und hören sich den Auftritt des ein oder anderen Kollegen ganz gemütlich mitten im Publikum an. Dieses Flair findet man auf keinem der großen deutschen Festivals!

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