© Sebastian Bürg/Clustermanagement

Großer Andrang herrschte im Jugendkulturzentrum Forum, das sich OB Dr. Peter Kurz und das Management-Team bestehend aus Rainer Kern und Julia Strysio als Ort der "Vollversammlung" zur Bewerbung der Stadt Mannheim zur UNESCO "City of Music" ausgesucht hatten. Am Ende des Abends herrschte das prägende Gefühl: "Wieso eigentlich nicht?"

Das Interesse der Musikschaffenden aus Stadt und Region war groß. Neben Vertretern der Stadt und der Region erschienen zur "Vollversammlung" auf Einladung des Clustermanagement Musikwirtschaft zahlreiche Musiker und Veranstalter von der Subkultur bis zur Hochkultur.

Die Vollversammlung, durchaus programmatisch abgehalten im Jugendkulturzentrum Forum, sollte die Bewerbung Mannheims für den Titel "UNESCO City of Music" näher vorstellen, aber auch die Teilnehmer zur Unterstützung aufrufen.

Die Uhr tickt

Viel Zeit bleibt nicht, denn schon im Oktober wird die UNESCO entscheiden, ob Mannheim zusätzlich zu Sevilla, Gent, Bolonga, Glasgow, Bogota und Brazzaville den Titel City of Music erhält und in das UNESCO Creative Cities Network aufgenommen wird. Mit dem Titel sind keine Fördergelder verbunden, stattdessen ist die Mitgliedschaft im Netzwerk Chance und Verpflichtung zugleich.

Wie Rainer Kern als Vertreter des Bewerbungsteams erläuterte, zielt die Mannheimer Bewerbung darauf ab, den Austausch mit anderen Cities of Music einzuleiten und gemeinsame Projekte zu realisieren. Diese können alle musikalischen Stilrichtungen und alle möglichen Formen umfassen, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Mehr Netzwerk – weniger Titel

Was als Chance erscheint, führte in der Vergangenheit dazu, dass die Cities of Music sich wohl zu sehr mit dem Titel zufrieden gaben und aus Sicht der UNESCO zu wenige gemeinsame Projekte realisierten. Die UNESCO habe vor, das zu ändern, so Kern.

Auch aus diesem Grund begab sich mit Julia Strysio das zweite Mitglied des Bewerbungsteams auf Reise durch die Cities of Music und berichtete, dass diese allesamt die Mannheimer Bewerbung unterstützten – eine Voraussetzung für die Bewerbung. Strysio sieht Mannheim im Übrigen auf Augenhöhe mit den Städten, die bereits Mitglieder des Netzwerks sind.

Beharrlichkeit ist gefragt

Als zweite deutsche Stadt bewirbt sich dieses Jahr Hannover. Obwohl der Aufnahme zweier deutscher Städte in der Theorie nichts entgegensteht, wäre eine solche Entscheidung überraschen, da die UNESCO die Stärkung des Creative City Networks außerhalb Europas anstrebt. Dennoch muss die Doppelbewerbung nicht zum Nachteil Mannheims sein.

Ein negativer Bescheid der UNESCO würde aber nicht zur Aufgabe des Projekts führen, so Rainer Kern. Stattdessen sei man entschlossen, die Bewerbung gegebenenfalls im nächsten Jahr zu erneuern.

Aufruf zur Unterstützung

Zum Abschluss rief Rainer Kern die Teilnehmer dazu auf, sich mit Ideen und Vorschlägen an ihn zu wenden, um die verbleibende Zeit bis Oktober gut zu nutzen. Wer bereits Projekte mit Musikschaffenden aus anderen Cities of Music umsetzt, solle sich ebenso bei ihm melden.

Das Ziel bestehe aber nicht darin, große oder teure Aktionen im Zusammenhang mit der Bewerbung zu starten. Stattdessen gelte es die anstehenden Ereignisse der nächsten Monate in Mannheim zu dokumentieren und der UNESCO zu vermitteln, "was in Mannheim passiert".

Ein Titel als Ansporn

Eine Umwälzung der Mannheimer Musiklandschaft ist von der (möglichen) Aufnahme in das Netzwerk sicher nicht zu erwarten. Der Titel UNESCO City of Music würde sicherlich die Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte um die Musikbranche in Mannheim würdigen. Außerdem entstünde daraus eine Verpflichtung, das Geschaffene zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Viel entscheidender wäre allerdings, den Titel City of Music mit Leben zu erfüllen, entweder durch Kooperationsprojekte oder durch die konsequente Weiterführung der Internationalisierung des Mannheimer Musikgeschäfts.

"Wenn wir es nicht machen, finden wir es nie heraus"

Was sich einfach anhört, ist in der Praxis gar nicht leicht umzusetzen: Musikkulturen, Verantwortlichkeiten und Förderungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Ländern sind sehr unterschiedlich. Es wird nicht geringe Mühe bereiten, dort auf einen Nenner zu kommen.

Demgegenüber stehen Chancen, deren genaue Abschätzung zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist. Aber wie Joachim von Hunnius, Mitveranstalter des Brückenawards, treffend formulierte: "Wenn wir's nicht machen, werden wir nie erfahren, ob es etwas bringt."