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Miss Platnum (live im Heidelberg, 2014) © Jannik Rulitschka

Kreuzberg trifft Rumänien: Miss Platnum geht mit der Zeit und präsentiert ihren neuen Stil aus erstmals deutschen Songs, verzerrten Stimmeffekten und elektronischem Fundament, jedoch ohne dabei ihre rumänischen Wurzeln ganz zu vergessen. Wie das neue Ich live klingt, zeigt die Berlinerin auf ihrer "Glück und Benzin"-Tour auch im Karlstorbahnhof in Heidelberg.

"Miss Platnum ist tot. Es lebe Miss Platnum". Mit diesem Spruch und dem Megahit "Lila Wolken" kündigte die gebürtige Rumänin Ruth Maria Renner ihren aktuellen Stilwechsel an.

Nach drei Alben englischsprachigem Balkan-R'n'B lässt Miss Platnum die Maske fallen und verabschiedet sich von Pauken und Trompeten. Neue Sprache, neues Ich, neuer Stil. Nur der Künstlername Miss Platnum ist geblieben.

Bühnendeko mit Stil

"Heidelberg, ich freue mich sehr, bei euch zu sein!". Miss Platnum erscheint zum Intro von "Mein Kleid". Auch Heidelberg ist in Feierlaune, was sich in Jubel und Beifallsstürmen äußert.

"Der Mercedes verkauft, hab' ihn nie gebraucht" heißt es bei "99 Probleme". Als Überbleibsel und Symbol für die alte Miss Platnum wird die Forderfront des Fahrzeugs als Schlagzeugverkleidung genutzt. Sehr stylische Bühnendeko. Während den Songs kommen auch die Scheinwerfer und Blinker zum Einsatz.

Zwischen Balkan und Berlin

Miss Platnum wird von ihrer vierköpfigen Band begleitet, die den Songs den nötigen Groove verleiht. Im Laufe des Abends präsentiert die Berlinerin ihr komplettes Album "Glück und Benzin". Auch die Tracks der "Lila Wolken"-EP wie "Kreuzberg am Meer" oder "Autoboy" passen optimal zum neuen Stil. 

Der Fokus liegt ganz klar auf diesem neuen Material. Die markanten Balkan-Beats, mit denen Miss Platnum bekannt wurde, sind in den Hintergrund gerückt und blitzen nur noch bei "Letzter Tanz" und natürlich bei den alten Stücken wie "Mercedes Benz" oder "Pappa" auf. Bei "She Moved In" kehren auch die Bläser für kurze Zeit zurück, wenn auch live mit dem Synthesizer gespielt.

Zwischen Party und Melancholie

Nicht nur musikalisch hat sich einiges verändert. Auch thematisch zeigt sich die einstige Balkan-Queen durch den Wechsel zur deutschen Sprache von einer völlig anderen Seite. Melancholische Nummern wie "Frau Berg", "Letzter Tanz" oder "Kleiner Schmerz" zeigen eindrucksvoll das Stimmvolumen der Berliner Power-Frau.

Doch leider wirken zwei bis drei Songs von dieser Sorte hintereinander live ziemlich ermüdend. Vor allem der Anfang des Konzertes ist schleppend. Wirkliche Partystimmung kommt erst während "Hüftgold" und dann ab "Autoboy" auf. Ersterer Song klingt live sogar organischer und rockiger als auf Platte. Dafür haben bei "Glück und Benzin" Gitarre und Bass Pause.

Miss Platnum 2.0

Die Zusammenarbeit mit Marteria, den Krauts und Yasha, die in die EP "Lila Wolken" gemündet ist, hat deutliche Spuren hinterlassen. Miss Platnum hat den Neustart gewagt. Die deutsche Sprache steht der gebürtigen Rumänin sehr gut und verleiht den Songs mehr Tiefe und Substanz.

Nur sollte die einstige Balkan-Queen auch in Zukunft ihre Wurzeln nicht gänzlich vergessen. Miss Platnum könnte sich ruhig mehr trauen, das Neue mit dem Alten zu kombieren, um live die Stimmungslöcher zu füllen und nicht im 08/15-HipHop-Brei zu enden.

Ein Paradebeispiel dafür gibt es ja schon, nämlich "Gläser an die Wand": deutscher Text, ein elektronisches Fundament und ein Hauch von Balkan-Style. Zusammen mit den verschiedenen Stimm-Effekten, die auch live genutzt werden, besetzt Miss Platnum ihre ganz eigene Nische.

Setliste

Mein Kleid | Perfekte Illusion | Kleiner Schmerz | Spiegelschrift | Hüftgold | Frau Berg | Autoboy | Mercedes Benz | Pappa | She Moved In | Glück und Benzin | Gläser an die Wand | Nur die Liebe | 99 Probleme | Kreuzberg am Meer | 1000 Jahre telefonieren

Zugabe: Letzter Tanz | Lila Wolken

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