Fotostrecke starten

© Sven Creuzmann

Es ist fast schon Ironie, dass der Mann, auf dessen Erzählungen die "Bar at Buena Vista"-Show beruht, der einzige ist, der nicht mehr am Leben ist. Dafür sind die Musiker und Tänzer, von denen er erzählte, umso lebendiger. Dies zeigte sich auch bei der Aufführung in Mannheim.

Mit der Bar at Buena Vista erzählt Regisseur Toby Gough nicht nur etwas über die Musik von Kuba, sondern lässt eine der legendärsten Locations der Musikgeschichte vor den Augen der Zuschauer lebendig werden: Die legendenumwobene Bar At Buena Vista mit ihrer Mischung aus Rum, Musik und dem Geruch von Zigarren. Bei der Aufführung in Mannheim weht dieser auch durch den Mozartsaal des Rosengartens und versetzt die Zuschauer in ein fernes Land.

Göttliche Hände

Toby Gough stellt als Erzähler im ersten Teil der Show nach und nach alle Künstler des Abends vor und erklärt ihre Bedeutung für die Geschichte Kubas, gewürzt mit zahlreichen faszinierenden Anekdoten.

Das erste Highlight setzt der 89jährige Pianostar Maestro Guillermo Gonzáles. Der "Mann mit den goldenen Händen" fasziniert bei seiner Interpretation von "Guantanamera" mit einer unglaublich hohen Fingerfertigkeit am Piano. Unterstützung erhält er dabei durch die geniale Improvisation an der Trompete von Elpidio Chappottín Delgado.

Wirbelwind und Schmerzfrei

Im nächsten Showblock zeigen die kubanischen Altmeister des Tanzens ihr Können. Der "Hurrikan" Eric Turro hat seinen Namen dadurch erhalten, dass er sich nicht nur wie ein Wirbelwind um die eigene Achse dreht, sondern dabei auch sich stetig um seine Tanzpartnerin herum bewegt. Als Highlight lässt er sich von seiner Partnerin wie eine knapp über dem Boden schwebende Planke drehen, mit nur einem flach aufgestellten Fuß auf dem Boden. Das ist mal Planking der ganz coolen Art.

Als Kontrast folgt mit Luis Chacón Mendive der Altmeister des Rumba. Seinen Spitznamen "Aspirina" hat er, weil sämtliche Schmerzen bei ihm angeblich sofort verschwinden, wenn er anfängt zu tanzen. Als Tanzlehrer ist er auch heute noch eine Institution auf Kuba.

Der Star und die Diva

Nichts anderes als Ehrfurcht, begleitet von Standing Ovations, erwächst im Saal, als Reynaldo Creagh die Bühne betritt. Dieser Mann ist unglaubliche 95 Jahre alt, steht dennoch mit viel Energie auf der Bühne und ist nicht umsonst der Star des Abends. Als er anfängt zu singen, scheint ein ganzes Jahrhundert an Leidenschaft und Emotion aus ihm zu sprechen. Danach setzt er sich in seinen Schaukelstuhl vor die Band und verfolgt wachsam den Schluss des ersten Showteils.

Zum Abschluss dieses ersten Parts betritt mit Siomara Avilla Valdes Lescay eine echte Diva die Bühne. Sie singt und tanzt wie eine junge Göttin, macht Shackes und Bodyrolls. Als Highlight holt sie noch einen Zuschauer auf die Bühne und vollführt mit ihm unter dem Jubel des Publikums einige sehr pikante Paartanzeinlagen.

Arturo Lucas, der Mann hinter der Bar at Buena Vista

Doch wie kam es dazu, dass es die Show überhaupt gibt? Als Regisseur Toby Rough eines Abends in der Bar at Buena Vista in Kuba auf der Suche nach einer guten Story landete, geriet er mit Arturo Lucas ins Gespräch. Der legendäre Barmixer von Havanna erzählte ihm seine Geschichte und so entstand diese Show. Lucas sprach über Legenden wie Marilyn Monroe und Marlon Brando oder wie er einst Ernest Hemingway beim Heimweg half.

Später verließ Arturo Lucas seine Heimat und arbeitete als Barmixer im Palladium Club in New York. Dort traf er weitere Musiklegenden wie Dizzy Gillespie oder den Jazzdrummer Chano Pozo, der sich für schlechtes Gras im Wert von gerade einmal 20 Dollar erschießen ließ, obwohl er 20.000 Dollar in seinem Strumpf versteckt hatte.

Bis zum Ende

Nach der Kubakrise durfte Lucas nicht mehr nach Hause reisen und musste bis in die 1980er Jahre in den USA bleiben. Erst dann kehrte er zurück und eröffnete in Havanna seine eigene Bar.

Schließlich trafen er und Regisseur Toby Rough aufeinander. Arturo Lucas' Erzählungen wurden zur Basis der "The Bar at Buena Vista"-Show und bis zu seinem Tod vor einigen Jahren spielt er auch den Erzähler auf der Bühne. Erst als Lucas starb und auch sein Nachfolger schwer erkrankte, übernahm Toby Rough den Part des Erzählers.

Ein Tuchtanz, eine Vision und ein legendärer Song

Nach der Pause zeigt Eric Turro, der "Hurrikan", dass er sogar mit drei Damen jonglieren kann. Er packt ein weißes Tuch aus, greift es in der Mitte und zwei der Tänzerinnen halten sich an einem Ende fest. Mit seiner anderen Hand hält er die dritte Tänzerin fest und lässt alle Damen um sich kreisen.

Der großartige Reynaldo Creagh singt unter Standing Ovations zwei weitere große Songs und lässt über Toby Rough ausrichten, er habe fest vor, zuerst 100 Jahre alt zu werden und erst dann wolle er Gott um eine Verlängerung bitten.

Solange es noch die Gelegenheit gibt

Den Abschluss bildet, wie könnte es anders sein, die Performance aller Künstler des Abends von "Chan Chan", dem legendären Song aus dem Soundtrack des Films über den Buena Vista Social Club.

Als das Licht angeht, haben die Zuschauer eine tolle Show mit viel Flair und Gesangseinlagen gesehen und gehört, die man so wahrscheinlich nicht mehr oft erleben kann. Jeder Fan von Salsa und kubanischem Sound sollte die Show besuchen, denn auch diese scheinbar unsterblichen Grandfathers of Buena Vista werden leider nicht ewig unter uns weilen.

Weitere Termine von The Bar At Buena Vista