Vor einigen hundert Zuschauern im Substage überzeugen die englischen Neo-Bluesrocker The Brew mit einer packenden Liveshow. Auch ihr Support Kizmet Ryding gab einen guten Eindruck ab, so dass die Besucher einen attraktiven Doppelpack serviert bekommen. Was fehlt also noch zum großen Erfolg?

Mit ihrer neuen LP "Control" wollen The Brew aus Grimsby (UK) einen entscheidenden Schritt in Richtung großer Durchbruch gehen. Die Platte ist originell konzipiert – jeder Song heißt wie eine Kontrolltaste eines Audiogeräts. Der Sound geht klar in Richtung Rock-Mainstream, ohne jedoch die Wurzeln des Bluesrock zu verlassen.

Bevor The Brew vielleicht schon in diesem Sommer auf den Festivalbühnen die Chance erhalten, ihr Publikum zu vervielfachen, müssen sie erst noch einmal die Tour durch die Clubs antreten, die sie auch ins Karlsruher Substage führt. Einige hundert Besucher sind anwesend, aber Platz ist noch reichlich vorhanden.

Ambitionierte Luftgitarristen

Als Vorgruppe haben sie eine Band aus ihrer Heimatstadt mitgebracht: Kizmet Ryding spielten acht Songs und stellen unter Beweis, dass sie eine tighte Band sind. Frontman und Sänger Michael Freeman begleitet die Gitarrensoli von Josh Humphreys als ambitionierter Luftgitarrist – eine Rolle, die seit dem Ableben von Freddie Mercury ein wenig verwaist ist und jetzt mit neuem Leben erfüllt wird. 

Bei The Brew wäre das undenkbar, denn das Power-Trio braucht die Hände zum Spielen und ist damit auch gut ausgelastet. Die ungewöhnliche Kombination einer Rhythmusgruppe, die aus Vater (Tim Smith) am Bass und Sohn (Kurtis Smith) an den Drums besteht, wirkt auf den ersten Blick etwas befremdlich.

Eine Band, zwei Generationen

Wenn man die Band live erlebt, fällt zwar auf, dass der Bassist einer anderen Generation entstammt als die beiden anderen Musiker, aber an Power und Show steht er ihnen in nichts nach. Die starken Songs des aktuellen Albums bilden erwartungsgemäß die Basis ihres Livesets, das von dem Karlsruher Publikum begeistert aufgenommen wird.

Lediglich während des Schlagzeugsolos, das in bester 70s-Manier einfach nicht enden will, kommt ein wenig Langeweile auf. Nachdem man all die Stories darüber gehört hat, was bei Bands wie Led Zeppelin hinter der Bühne alles abging, während John Bonham "seine Viertelstunde" hatte, kann man solche Momente nicht mehr ohne gewisse Hintergedanken absitzen.

Auf dem Weg in die Eigenständigkeit

Led Zeppelin sind erkennbar die großen Vorbilder von The Brew. Daher überrascht es nicht, dass Gitarrist und Sänger Jason Barwick Jimmy Page auch an diesem Abend durch ein Geigenbogensolo huldigt, das an das legendäre "Dazed And Confused" erinnert.

Diese Hommage hat die Band eigentlich nicht mehr nötig hat, können doch Songs wie der Opener "Repeat", "Fast Forward",  "Eject" oder "Trouble Free" vollends überzeugen. Zum großen Erfolg fehlt The Brew möglicherweise nur noch die Entschlossenheit, sich vollständig auf die eigenen Füße zu stellen.

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