© Jonathan Mannion

Es ist schwierig, sachliche Kritik an einem Konzert zu üben, wenn das Publikum den Star von Anfang bis zum Ende frenetisch abfeiert - so geschehen bei Drakes Auftritt in Frankfurt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Show erst in der zweiten Hälfte überzeugte.

Als die Show von Drake mit leichter Verspätung beginnt, stehen die rund 12.000 Zuschauer in der Frankfurter Festhalle direkt Kopf. Drake fährt hinten an der Rundlaufbühne hoch und schwingt sich an zwei Haltegriffen auf die Bühne.

Dann rennt er sofort in den vorderen Bereich und performt einen Song, der vom textsicheren Publikum sofort erkannt und mitgesungen wird.

Hauptsache laut

Hier zeigt sich aber die Schwäche mancher Shows nordamerikanischer Künstler. Deren Motto scheint seit einigen Jahren zu lauten: Hauptsache laut und der Bass dröhnt. Die Klangreinheit ist zur Nebensache geworden.

Drakes Stimme geht im Gesamtsound leider völlig unter und für einen Zuschauer, der nicht jeden Song auswendig kennt, ist es zu Beginn nahezu unmöglich zu verstehen, was er da singt oder rappt. Da hilft es auch nicht, dass er sich dann die Unterstützung von seinem Kumpel The Weeknd auf die Bühne holt, der schon den Support gespielt hat.  

(Not) Too Much

Drake bietet zwar in den ersten 45 Minuten eine gute Show mit Nebelwänden und Feuersäulen, die so heiß brennen, dass die Hitze bis in die Zuschauerränge spürbar ist. Aber erst mit der Performance von "Too Much" aus seinem neuesten Album "Nothing Was The Same" wird der Sound in der Festhalle endlich besser.

Der Gesang wird im Verhältnis zur Musik deutlich lauter, die störenden Verzerrungen nehmen ab und Drake beweist, dass er ein richtig guter Sänger ist.

Falsche Prüderie

Dazu sorgt Drake für Verzückung beim weiblichen Publikum: "Hold On" performt er mit einer jungen Frau, die er aus dem Publikum auf die Bühne geholt hat und die er zu ihrer Freude schmachtend "besingt".

Zum Lacher wird der T-Shirt Wechsel auf der Bühne. Denn wo sonst gerne die durchtrainierten, harten Jungs ihren weiblichen Fans den nackten Oberkörper präsentieren, lässt Drake einfach das Licht auf der Bühne ausmachen, um sein durchgeschwitztes Shirt zu wechseln. Jemand sollte ihm sagen, dass er in Deutschland ist und nicht in den USA.

Raumschiff B-Stage

Gegen Ende der Show kommt die an der Decke hängende Rundlaufkonstruktion zum Einsatz. Langsam wie ein Raumschiff schwebt sie nach unten, Drake nimmt Anlauf und springt auf den vorderen Gang.

Zur kreischenden Freude seiner Fans ist er plötzlich mitten im Publikum und kreist über den Stehplätzen. Um jedem Besucher klar zu machen, der er die Zuschauer ansieht, beginnt jeder Satz mit "I See". Er beschreibt die Fans, die ihm auffallen. Da ist das Mädchen mit den Dreadlocks oder das Girl mit dem Pappschild.

Die Bühne fährt dann sogar auf Höhe des 1. und 2. Ranges und auch dort scheint Drake die Zuschauer einzeln begrüßen zu wollen. Wer bei den weiteren Shows von Drake wahrgenommen werden möchte, sollte sich möglichst bunt und verrückt kleiden.

Das Finale eingeläutet

Mit den Glockenschlägen zu "Bell" zeigt Drake nun, wie gut er auch als Rapper ist. Seine fetten Rhymes steigern sich bis zur Ekstase, als die Performance in einem krachenden Feuerwerk endet. Dann geht die Musik aus, Drake bedankt sich beim schreienden Publikum und er verschwindet ohne weitere Zugabe über die Hebebühne nach unten.

Was bleibt letztlich hängen? Der zweite Teil der Show war wirklich gut. Der Anfang hätte gut sein können, wurde aber mal wieder dröhnenden Bässen erschlagen. Spitzenklasse waren hingegen die Fans, die von Anfang bis Ende Vollgas gaben.

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