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Prinz Pi (live in Karlsruhe, 2014) © Jannik Rulitschka

Mit seinem aktuellen Erfolgsalbum "Kompass ohne Norden" präsentiert sich Prinz Pi reifer denn je. Am Freitag gastierte der Berliner Rapper im Karlsruher Substage und bewies, dass Mainstream und Tiefgründigkeit wunderbar zusammen passen können.

Prinz Pis zwölftes Album schoss direkt auf die Eins und auch live wollen alle den Prinzen sehen. Nach der großen Hallentour im letzten Herbst wurde mit Zusatzkonzerten nachgelegt – und trotzdem ist das Substage restlos ausverkauft.

Anheizer aus Berlin

Auch bei den Zusatzterminen supportet der Berliner Rapper Olson, der Prinz Pi ebenso auf der Herbsttour 2013 begleitet hat und dessen Debüt in diesem Jahr erscheint. Stilistisch passt der Newcomer mit seinen fetten Elektro-Beats jedenfalls gut zum Hauptact. Die Menge springt sich bei Olson warm und reißt fleißig ihre Arme in die Luft.

De Prinz kütt!

Gegen halb neun betritt Prinz Pi unter lautem Geschrei seiner Fans die Bühne und eröffnet die Show mit einem seiner bekanntesten Songs: "Du bist". Bereits jetzt hat der Prinz die Menge fest im Griff, was sich auch in den nächsten 90 min nicht ändern wird.

Für die Liveshows wurden die "samplerlastigen" Tracks umarrangiert. So wird der Rapper von einer fünfköpfigen Begleitband musikalisch unterstützt, inklusive Sidekick E-Rich, der wichtige Zeilen und Hooks zusätzlich mitrappt und beim Track "100X" den Part von Casper durch seinen eigenen ersetzt.

Nicht besser, aber anders

Der Bandsound verleiht den alten und neueren Songs eine neue organische Fülle, doch leidet durch viel zu viele Betonungen und Breaks ein wenig der musikalische Flow. Besonders auffällig ist das bei "Die letzte Ex". Hier folgt gefühlt ein Break nach dem anderen, immer dann, wenn das Publikum alleine den Chor-Part übernimmt.

Hinzu kommt noch, dass durch die Arrangements mit richtigem Schlagzeug, Gitarre etc. die Songs poppiger sind als auf Platte. Dennoch spielt die Band auf hohem Niveau. Vor allem die Rhythmusfraktion ist supertight.

"Macht mal alle so"

Mit seinem Charterfolg hat sich Prinz Pis Fanbase auch um zahlreiche Teenies erweitert, die natürlich – bewaffnet mit ihren Smartphones – an vorderster Front stehen. Der Rapper selbst gibt sich realtiv wortkarg.

So reichten die Ansprachen ans Publikum über das übliche "der nächste Song heißt" oder Aufforderungen zum Klatschen und "Arme-Schwenken" meist nicht hinaus. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, bleibt Geschmackssache, doch ein paar Anekdoten wären vielleicht ganz nett gewesen. Lustlos wirkt Pi jedoch zu keinem Zeitpunkt.

Für Rebell keinen Grund

Auch Prinz Pi wird älter und so erweist sich "Kompass ohne Norden" als Ergebnis eines Reifeprozesses, der mit dem Vorgänger "Rebell ohne Grund" begonnen hat. Musikalische Vorlieben ändern sich und auch die Themen sind mittlerweile andere.

Das fällt vor allem bei den alten Nummern "Du Hure 2009 (Elfenbeinturm)" – man beachte den eloquenten Titel – und der Zugabe "Keine Liebe" auf. Hier blitzt der alte Pi wieder heraus, der seine Karriere mit Battleraps startete.

Die Frauen sind Schuld

Warum der Prinz in letzter Zeit so viele Lieder über die Liebe und all ihre Folgen geschrieben hat, beantwortet er an dem Abend selbst: "Weil ich einfach mehr mit Frauen zu tun hatte als mit whacken Rappern, auch wenns die noch gibt".

Dass der Großteil des Publikums so ziemlich jede Zeile besser beherrscht als die Lateinvokabeln aus der Schule, ist bei so einem Popularitätsschub des Rappers wenig verwunderlich. Doch lieber schreien die Leute tiefgründige Zeilen wie "wir meinten immer nur einander, wenn wir Glück sagten" als jegliche Zeilen seiner whacken Gangsterrap-Kollegen.

Setliste

Du bist | Fähnchen im Wind | Kompass ohne Norden | Du Hure 2009 (Elfenbeinturm) | Frühstücksclub der Toten Dichter | Der neue iGod | Die letzte Ex | 100X | Glück | Wieder und wieder | Dumm | Eifer & Sucht | Laura | Unser Platz | Keine Liebe | Generation Porno | Wir bleiben immer Anti | Gib dem Affen Zucker

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