Geburtstagsständchen, Hommage und Konzert: Phoenix in Berlin

Geburtstagsständchen, Hommage und Konzert: Phoenix in Berlin © MLK

Phoenix gelten nicht nur als einer der beliebtesten Indiepop-Bands, sondern trugen den französische Indiepop Anfang der 2000er Jahre in den Mainstream. Derzeit befindet sich die Band auf Tournee zum aktuellen Album "Bankrupt" - und feierte in Berlin den Geburtstag von Sänger Thomas Mars.

"Happy birthday to you / Happy birthday, dear Thomas / Happy birthday to you" – als zum Ende des Gigs Phoenix-Gitarrist Laurent Brancowitz den Zuschauern die frohe Kunde überbringt, dass mit Sänger Thomas Mars heute ein Geburtstagskind unter ihnen weilt und die Band mit den Zuschauern lautstark ein Lied anstimmt, ist die Stimmung am Kochen.

Verlegen lächelnd bedankt sich Thomas Mars mehrfach artig, etwas verlegen angesichts der ganz allein auf ihm lastenden Blicke in diesem Moment und des kleinen Ständchens, das ihm Band wie Zuschauer bringen.

Spaziergang statt Crowdsurfing

Als Leadsänger der Band ist Mars Aufmerksamkeit gewöhnt, doch auf der Straße würde man ihn wohl nicht erkennen. Zu unauffällig smart erscheint er mit seinem weißen Business-Hemd und eng sitzenden Jeans, zu bodenständig wirken seine Gesten, zurückgenommen seine Posen. Statt überheblichem Stargehabe sucht er die Nähe zum Publikum.

Das geschieht gleich zu Beginn während des Openers Entertainment, später bei einem Crowdsurfing-Versuch und gegen Ende bei einem ausführlichen Spaziergang durch die Menschenmenge im Saal und dankt schätzungsweise jedem einzelnen Besucher persönlich für das Ständchen und die Treue.

Rockiger und elektronischer als auf dem Album

Diese Lässigkeit äußert sich auch immer wieder auf den Alben von der für Wolfgang Amadeus Phoenix mit dem Grammy ausgezeichneten Band. Auf If I Feel Better, Run, Run, Run oder 1901 erklingen die Songs von Phoenix auf ihren Alben meist locker-leicht, live werden sie an diesem Abend rockiger, elektronischer, gitarren-und synthielastiger präsentiert.

Als die Band einen extrem tiefen Bass-Part in einen Song einbringt, wünscht man sich Ohropax in den Ohren: der Boden zittert, dass dem Zuhörer der Atem stockt.

Die farbig illustrierten Visuals verwandeln die Band mit ihrer Leuchtkraft in Schattenfiguren und hypnotisieren die Zuschauer mit ihrer Kombination aus Linien und Kreisen. Höhepunkt ist eine schwindelerregende Kamerafahrt über die Champs-Elysseé der französischen Hauptstadt Paris.

Hommage an Lou Reed

Als Phoenix nach gut 90 Minuten die Bühne verlassen und die Lichter wieder angehen, dann erweist Phoenix noch einem anderen Meister des Rock'n'Rolls die Ehre, als der blutjunge Lou Reed Coca-Cola trinkend auf der Leinwand erscheint.

Mit dieser schönen Hommage an den vor kurzem an einem Leberleiden erlegenen Velvet-Underground-Star, der sich in diesem Video während eines Screen-Tests von Andy Warhol ablichten ließ, entlassen Phoenix die Zuschauer in die Nacht.

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