Francis Rossi, hier rechts im Bild, war in Hamburg ein Freund weniger Worte

Francis Rossi, hier rechts im Bild, war in Hamburg ein Freund weniger Worte © Christie Goodwin

Der Schachzug des Veranstalters, Uriah Heep als Very Special Guest von Status Quo anzukündigen, hatte wahrlich Stil. Schließlich handelte es sich bei den beiden britischen Bands um Weggefährten und sicherlich auch veritable Konkurrenten - jedenfalls in den 70er Jahren.

Gerechterweise hätte der Abend auch unter dem Motto eines Doppelkonzertes stehen können, aber zumindest durfte Uriah Heep als Opener eine geschlagene Stunde spielen.

Das taten sie dann auch. Nach vier Stücken war der Mischer mit dem Sound zufrieden: Er zog den Lautstärkeregler hoch, sodass es endlich anfing, in den Ohren zu dröhnen. Die Jungs um Urgestein Mick Box an der Gitarre und Sänger Bernie Shaw konnten nun echten Rock spielen.

Alte Leute alt aussehen lassen

Vor allem Shaw, der immer noch fantastische Höhen erreicht, zeigte sein Können. Neben Hits wie Easy Livin', Look At Yourself oder July Morning brachten Uriah Heep auch Klassiker wie Traveler In Time oder Gypsy.

Der jugendliche Bassist Dave Rimmer ließ den Rest der Band so alt aussehen, wie sie sind. Mit seinem überlangen Bass wirkte er dennoch etwas deplatziert.

Nach einer guten halben Stunde sangen und tanzten einige Männer im Publikum mit, und beim unvermeidlichen Lady In Black hatte Uriah Heep den kompletten Saal auf seiner Seite.

Genug der Werbung, lasst uns Musik spielen

Eine knappe halbe Stunde und einen kurzen Ab- und Umbau später kam der Headliner Status Quo auf die Bühne. Eine spärlich bestückte Bühne, eine weiße Wand aus Marshallamps, unterbrochen nur vom Schlagzeug, musste reichen.

Ohne Ansage ging es los, wie gewohnt mit Caroline, gefolgt von Paper Plane, Hold You Back und Rain, bevor schließlich doch die erste Ansage von Frontmann Francis Rossi kam.

Der kommentierte gewohnt trocken, dass Status Quo, ja, eine neue Platte haben, und, ja, zwei Lieder spielen müssten, und, ja, sie hätten auch einen Film gedreht. Aber genug der Werbung, und weiter ging es.

Alter Keyboarder spitze, neuer Schlagzeuger eher weniger

Und zwar mit Klassikern aus den guten 70er-Zeiten, wie What You're Proposing, Down The Dustpipe, Roll Over Lay Down und dem zeitlos genialen Down Down. Zeitweise wechselte Andy Bown vom Keyboard an die dritte Gitarre, und dann wurde im Publikum gewippt und gemosht wie früher.

Der neue Schlagzeuger Leon Cave, seit Mai 2013 dabei, wusste nicht so recht zu überzeugen. Blues und Boogie begleitete er anständig, sein Drumsolo fiel allerdings unterdurchschnittlich aus; gar keins wäre vermutlich sogar besser gewesen. Das Publikum klatschte trotzdem anständig.

Nach all den Wechseln und Soli griff Status Quo in die Hitkiste und packte mit In The Army Now, Whatever You Want und Rockin' All Over The World nochmal alles aus, was früher in den Charts gelandet war. Der Boogie der Anfangsjahre wirkte dabei im direkten Vergleich sogar um einiges rotziger und schmissiger.

Selig dank Boogie

Die heiseren Kehlen der Zuschauer dankten der Band nach dieser Packung Hits, sodass schließlich noch eine kurze Zugabe gespielt wurde. Den Heimweg leitete Bye Bye Johnny ein.

Am Ende standen über 90 Minuten leidenschaftlicher, krachiger Bluesrock, und das schnörkellos gespielt. Das macht Status Quo lange keiner nach und so konnte das Hamburger Publikum boogieseelig nach Hause gleiten.

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