Glasperlenspiel überzeugten in Mannheim mit zielgruppengerechter Popmusik

Glasperlenspiel überzeugten in Mannheim mit zielgruppengerechter Popmusik © Ann Buster

"Grenzenlos" heißt das im Mai 2013 veröffentlichte Album der Elektro-Pop-Formation Glasperlenspiel, die am 30.11.2013 im Capitol in Mannheim gastierte. Bei der insgesamt gelungenen Show der Band zeigten sich dennoch Grenzen: Glasperlenspiel fehlt es an Ecken und Kanten, die ihre Musik zu etwas Besonderem machen.

Den Konzertabend eröffnete Max Giesinger. Gut gelaunt und souverän präsentierte der gebürtige Karlsruher zusammen mit seiner Band deutschsprachige Popsongs im typischen Singer-Songwriter-Akustik-Gewand und passte damit stilistisch gut zum Hauptact.

Seine Live-und Medienerfahrung, die er vor allem durch die Teilnahme bei "The Voice of Germany" 2011 sammeln konnte, merkte man Giesinger deutlich an. Das erste Album wird zeigen, ob er sich mit seiner durchaus radiotauglichen Popmusik im Musikbusiness behaupten kann.

Musikalisch einwandfrei

Gegen 21 Uhr war es dann soweit. Mit Grenzenlos, dem titelgebenden Track ihrer aktuellen Platte, legten Glasperlenspiel los. Live wird das Duo um Keyboarder Daniel Grunenberg und Frontfrau Carolin Niemczyk von drei weiteren Bandmitgliedern unterstützt – allesamt Profis.

Damit zeigt sich vor allem eines: musikalisch gibt es aus technischer Sicht bei Glasperlenspiel nichts auszusetzen. Insbesondere Sängerin Carolin überzeugt mit ihrer glasklaren Popstimme, sei es bei Balladen wie Was du nicht weißt oder Unsterblich oder schnelleren Nummern wie Ich bin ich und erinnert nicht selten an Stefanie Kloß von Silbermond.

Als Duo gesanglich schwächer

Glasperlenspiel sind auch gesanglich ein Duo und darin liegt ein Problem. Dadurch, dass Keyboarder Daniel einzig und allein eine Oktave tiefer singt, wirkte sein Gesang an dem Abend häufig monoton.

Der starke Kontrast beider Stimmen war vor allem in den Songs zu hören, die abwechselnd gesungen werden – und das auch nur live, denn auf Platte fällt der Kontrast durch den ausgewogenen Mix nicht sonderlich auf.

Die Frage nach der Zielgruppe

Natürlich ist der deutschsprachige Elektro-Pop von Glasperlenspiel mit den eher weniger tiefgründigen Texten rund um die alltäglichen Wehwehchen wie Trennung, Liebe, Freundschaft etc. ("Werd‘ dich für immer vermissen. Ich werd‘ dich nie vergessen. Jeden goldenen Tag, werd‘ ich für immer vermissen.") nicht jedermanns Sache.

Man könnte meinen, dass Kinder bzw. Teenager die bevorzugte Zielgruppe der Band darstellen und vor zwei Jahren war das auch noch so. Umso überraschender ist es, dass das Publikum im Capitol zu weiten Teilen aus Mitzwanzigern oder Ü-30ern bestand.

Die ganze Bandbreite

Während der rund 90 minütigen Show von Glasperlenspiel wurden so gut wie alle Songs beider Alben gespielt. Es dürfte also kaum einen ihrer Fans geben, der sein Lieblingslied vermisst hat. Das aktuelle Album Grenzenlos wurde sogar fast komplett vorgestellt.

Natürlich durfte ihre Durchbruchs-Single Echt nicht fehlen, die als Zugabe nochmals in einer Art elektrolastigem Remix gespielt wurde. Mit dem letzten Song des Abends, der gefühlvollen Ballade Herzschlag, verabschiedeten sich Glasperlenspiel.

Trotz des insgesamt gelungenen Auftritts der Band, bleibt die Frage offen, wie nachhaltig das Konzept ist, das Glasperlenspiel auf die Bühne bringen. Um wirklich erinnerungswürdige Momente zu bieten, fehlt es ihnen an Ecken und Kanten.

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