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Casper (live beim Berlin Festival 2013) © Julian Reinecke

Hatte das Berlin Festival 2013 mit Blur und den Pet Shop Boys bereits am Freitag die Fans unterschiedlicher Genres zusammengeführt, war auch der Samstag geprägt von Abwechslungsreichtum auf hohem Niveau – allen voran mit Björk, My Bloody Valentine, Casper und einem Grafen, der einen berühmten Stummfilm-Klassiker live am Klavier vertonte.

Björks Musik ist normalerweise nichts für entspannte Abende. Disharmonien, rätselhafte Texte und verquere Arrangements stellen sich gegen den kommerziellen Einheitsbrei. Am Samstag ist das der isländischen Ikone der experimentellen Spartenmusik egal: sie ist in Partylaune und begeistert zum Abschluss ihrer zweijährigen „Biophilia“-Tour mit einer pompösen multimediale Theatershow.

Die Aufmerksamkeit gilt ganz dem Bühnengeschehen

Während im Hintergrund drei große Leinwände atemberaubende Naturaufnahmen zeigen, mit der Björk auf die ökologischen Veränderungen aufmerksam machen möchte, pfeift sie auf den zurückhaltenden Sound ihrer Alben und bringt das Publikum mit Electrobeats in Wallung, vor denen sich die Techno-Hauptstadt Berlin nur verneigen kann.

Ein in Glitzer- und Lumpen bekleideter Chor bewegt sich hinter Björk dazu in rhytmischen Beats, die wiederum in gelbem Kleid und Pusteblumen-Perücke immer stärker selbst in Ekstase gerät und schließlich Feuersäulen in die Luft schießen lässt.

„Dankeschön“ haucht sie mit zuckersüßer, zerbrechlicher Stimme immer wieder Richtung Publikum. Das ist so elektrisiert, dass sich die meisten sogar Privatfotos verkneifen – vor dem Konzert hatte Björk in einem Textaufruf darum gebeten, sich doch bitte lieber auf die Show zu konzentrieren.

Intensive Atmosphäre

Mehr Handys und Fotoapparate werden da schon bei den Shoegaze-Ikonen von My Bloody Valentine in die Luft gehalten – wenn eine Band 22 Jahre nach ihrem letzten Album eine neue Platte veröffentlicht,  kann man ja auch nicht wissen, ob man Kevin Shields und Co. noch einmal zu Gesicht bekommt.

Doch die Band bietet eine ebenso wuchtige Show wie Björk. Nur Shields Gesang leidet unglücklicherweise an dem sehr breiigen Sound vor der Bühne. Die psychedelisch-illuminierenden Videoschnipsel können die intensive Atmosphäre aber zum Glück noch etwas auffangen.

Externe multimediale Unterstützung braucht der gefeierte deutsche Rapper Casper dagegen nicht – wenn er auf die Bühne tritt, verwandelt sich die Masse vor ihm in eine Hüpfburg. Das nutzt er aus und sorgt wohl für einer der sympathischsten Auftritte des Festivals.

Auch Fritz Kalkbrenner ist die tanzende Menge vor sich gewöhnt. Als letzter Mainact hat er am Samstag jedoch nicht nur unter der knappen Spielzeit, sondern auch am enthusiastischen Auftritt Björks zu knabbern – nach zwei Tagen möchten einige Gäste das Festival lieber entspannt ausklingen lassen.

Die Sinfonie der Großstadt

Eine gute Alternative hierfür bietet ihnen zum Abschluss Graf von Bothmer – er vertont vor dem andächtig auf dem Boden kauernden Publikum den Stummfilm „Die Sinfonie der Großstadt“ von Walther Ruttmann neu.

Das Berlin Festival 2013 – es war eindeutig ein Festival voller Ikonen und Klassiker.

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