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Impressionen (Mannheimer Brückenaward 2013) © Anna Martin

In diesem Jahr ging der Mannheimer Brückenaward, das unkommerzielle Underground-Musik-Festival der Rhein-Neckar-Region, bereits in seine vierte Runde. Harte Gitarrenklänge direkt am Wasser und eine einmalige Atmosphäre trotzten dem herbstlichen Wetter.

Ein Schiff arbeitete sich den Neckar hinauf. Die Passagiere winkten den Menschen am Ufer zu, diese winkten natürlich zurück. Plötzlich durchzuckte der Sound einer Gitarre die Menge auf dem Festland, die sich wie ein Körper zu bewegen anfing. Das Schiffervolk wunderte sich, aber es war wieder einmal diese Zeit des Jahres: Brückenaward.

Das Mannheimer Underground-Festival fand am letzten Wochenende statt. Wie in den drei Jahren zuvor hatte es sich das "Liebhaberprojekt von Musikern und Kulturschaffenden zum Wohle und zur Freude der allgemeinen Öffentlichkeit" (O-Ton auf der Webseite) unter der letzten Neckarbrücke, bevor der Fluss in den Rhein mündet, bequem gemacht.

Nach wie vor ein besonderer Veranstaltungsort

Allein dieser Veranstaltungsort machte das Festival, wie in den Jahren zuvor, wieder aufs Neue erlebenswert. Denn Mannheim zeigte sich hier von allen Seiten: Direkt gegenüber des aufstrebenden Szeneviertels Jungbusch und dem Stadthafen zogen die Schiffe vorbei. Über dem Kopf eilten Züge aus der Stadt hinaus oder in sie hinein. Wer seine Nase in die Luft hielt, bekam einen Hauch des süßlichen Geruchs der nahen Schokoladenfabrik ab. Und am Horizont ragten die Neckarhochhäuser mit der typischen Betontod-Architektur der 60er Jahre in die Höhe.

Solch Arbeiterstadtcharme wurde auf dem Brückenaward seit eh und je mit Gitarrenmusik untermalt. In diesem Jahre taten das Aethernal, die über Backstage PRO auf die Bühne unter der Brücke gekommen waren, das Electro-Gitarren-Duo Life Preserver, die Punk-Combo Jaz33, die Post-Rocker von Trottoir in Tanzbegleitung, die 90s-Hardcore-Formation French Nails und WALL.

Letztere waren auch beste Band des Abends: Ihr hammerharter "Doom-Pop", gepaart mit einem Plüsch-Einhorn am Bühnenrand, brachte nicht nur die Menge in Bewegung, sondern auch unser Herz zum Beben. Das Quintett aus Köln und Bonn macht Musik zwischen Godflesh und Jesu, sprich Post-Irgendwas-Metal. Bei dem wippt man zum einen mit dem ganzen Körper, starrt gleichzeitig aber auf seine Schuhe. WALLs langsamer, fast schon meditativer Aufbau, geparrt mit tonnenschweren Gitarrenklängen, machte diese körperliche Verrenkung möglich.

Aber auch die anderen Bands wussten zu überzeugen. Uns gefiel natürlich der Start mit Aethernal sehr gut, wenngleich auch das Publikum beim Festivalopener noch etwas dünn gesät war. Wer nicht da war, verpasste Songs, die ein wenig an Evanescence erinnerten, aber voll mit eigenen Ideen waren.

Bauchtanz und Projektor Pearson

Ein kurzes Intermezzo gab darauf das Duo Life Preserver (welch schöner Bandname) mit handgeklöppelten Elektrosounds, durchzogen von einer amtlichen Gitarre. Weiter ging es mit Jaz33, die ordentlich Punk auftischten, und mit Trottoir. Der Frontmann der rein instrumentalen Truppe veralberte die Brückenaward-Besucher und stellte sich als Sänger vor.

Die Band musste als Ausgleich für diesen flachen Witz noch besser als sonst spielen, sehr zum Vergnügen des Publikums. Als schließlich noch eine Bauchtänzerin auf der Bühne erschien, konnten auch wir den Kalauer endlich vergessen. Letzte Band vor dem inoffiziellen Headliner WALL waren schließlich French Nails aus Landau. Die Jungs erinnerten uns an die gute alte Dischord Records-Zeit und Fugazi.

Untermalt wurde der Abend von Projektionen, die direkt aus den 60ern hätten stammen können. Wie auch in den Jahren zuvor war dafür wieder ein Mann verantwortlich: Projektor Pearson. Mit bunten Folien und gefärbten Flüssigkeiten warf er überdimensionale Muster auf den grauen Pfeiler der Neckarbrücke, die auch ohne musikalische Begleitung ein Programmpunkt des Festivals hätten sein können.

Spenden fürs Forum

Bei soviel geballter Kraft aus Stadt, Kunst und Fluss konnt nur das Wetter die ehrgeizigen Pläne der Festivalmacher durchkreuzen. Aber selbst an dieser Front blieb es, bis auf kurze Schauer und etwas kühle Temperaturen, ruhig. So konnte sich der Brückenaward entspannt über den Samstagabend ausbreiten und nebenbei gehörig Spenden sammeln, die wie in den Jahren zuvor wieder einem guten Zweck dienen sollen.

Diesmal wurde der Geldstrahl auf das Mannheimer Jugendkulturzentrum Forum gerichtet, das damit eine neue Soundanlage finanziert.

Im Forum findet auch am 4. und 5. Oktober das vom Brückenaward-Team betreute This Charming Man Festival statt. Neben WALL sind hier Messer, Tidal Sleep, Die Nerven und viele andere dabei, präsentiert natürlich von regioactive!

In unserer Galerie findet ihr Bilder von den Auftritten von Aethernal, Life Preserver, Jaz33, Trottoir, French Nails und WALL.