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Impressionen vom Trebur Open Air 2013 © Mario Andreya

Die 21. Ausgabe des Trebur Open Airs vom 2. bis 4. August 2013 war ein voller Erfolg und hat gezeigt, wie wichtig nicht nur ein gutes Line-Up, sondern auch das Drumherum ist, um ein Festival zu etablieren und über viele Jahre hinweg erfolgreich aufrechterhalten zu können.

Seit mittlerweile 21 Jahren zieht es tausende Festivalfans Anfang August in die kleine hessische Gemeinde Trebur, um beim TOA drei Tage lang zusammen mit national und international bekannten Bands, Newcomern und Einzelkünstlern ordentlich abzufeiern. Vor allem die diesjährigen Headliner konnten sich mehr als sehen lassen.

Drei starke Headliner

Mit Yellowcard und Royal Republic standen gleich zwei internationale Topbands auf dem Programm und auch der nationale Headliner am Sonntag stand dem in nichts nach: Madsen kehrten zum Trebur Open Air zurück, nachdem sie erstmals vor fünf Jahren dort auftraten. Jeder der drei Hauptacts schaffte es, dem jeweiligen Abend seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. 

Geigenpower bei Yellowcard

Yellowcard bestiegen am späten Freitagabend die radio BOB!-Bühne. Die US-Pop-Punker mit der Violine (!) sind mittlerweile auch in Deutschland kein Geheimtipp mehr. Schon die Clubtour Anfang dieses Jahres war ein voller Erfolg. Ihr Auftritt beim Trebur Open Air 2013 zeigte einmal mehr, wieso Yellowcard an der Melodic-Punk-Spitze stehen. Voller Energie spielte die Band sich durch ihre acht Studioalben umfassende Bandhistorie und gab sowohl neue Hits aus der aktuellen Platte Southern Air, als auch älteren Schmuckstücke – allen voran die Singles Lights and Sound, For You, and Your Denial oder Way Away  zum Besten.

Leider war die Violine in den ersten Songs zu leise. Dabei ist es gerade die Mischung aus Klassik und Pop-Punk, die Yellowcard ausmacht. Der Livemix wurde im Laufe des Sets jedoch deutlich besser. So war die US-Band zu Recht eines der Highlights am Freitag und eines des gesamten Festivals.

Pures Entertainment mit Royal Republic

"We are the Royals!" hieß es am Samstagabend. Royal Republic waren 2011 schon beim Trebur Open Air und haben vor Kurzem ihr zweites Album Save the nation veröffentlicht. Die vier Schweden machten keine halben Sachen und lieferten eine bombastische Show ab. Egal ob es die druckvollen Rocksongs waren, die lockeren Ansagen oder die Gesten. Hier stimmte alles.

Natürlich erfinden Royal Republic das Rad nicht neu. Zu deutlich hört man hier und da The Hives, Franz Ferdinand und Co heraus – wobei die vier Royals im Vergleich einen viel härteren Rocksound haben. Aber Songs wie Full Steam Space Machine, Underwear oder Tommy-Gun sind vor allem live absolute Granaten und Stimmungsgaranten. Aber wer von denen ist bitte auf die Idee gekommen, Addictive in einer Akustik-Version zu spielen?!...

...wie dem auch sei, die Band rund um Rampensau Adam Grahn weiß genau, was sie tut und was sie kann. Zuerst belächelt man Ansagen wie "You have to prove yourself, because we don't need it. Everybody knows that we fucking rock!", um dann festzustellen: die haben verdammt nochmal Recht! Royal Republic sind pures Entertainment! Und der Funke brauchte nicht lange, um auch beim gesamten Publikum überzuspringen.

Madsen sorgen für den größten Circle-Pit

Da lag die Messlatte für das große Finale mit Madsen am Sonntagabend recht hoch. Ohne Frage zählt die Band aus dem Wendland zu den aktuell erfolgreichsten deutschsprachigen Acts und feiert auch mit ihrem fünften Album Wo es beginnt große Erfolge. Auf Festivals sind Madsen sowieso seit jeher ein gern gesehener Gast.

Routiniert spielten sich Sebastian Madsen und seine Jungs (plus Keyboarderin Lisa) durch ihr Trebur-Set. Schubladendenken ist hier fehl am Platz, denn Madsen waren schon immer ein musikalisches Chamäleon. Hier mal Dance-Pop wie Lass die Musik an, da ein paar Rocknummern wie Du schreibst Geschichte, Perfektion oder Vielleicht oder Metalausflüge à la Baut wieder auf.

Wer hätte gedacht, dass der größte Circle-Pit auf dem Trebur Open Air 2013 ausgerechnet bei Madsen entsteht? – und das bei Mit dem Moped nach Madrid! Das Duett So cool bist du nicht mit Keyboarderin Lisa Who durfte auch nicht fehlen.

Einziges Manko: Die Coversongs zwischendrin von Marvin Gaye (Heard it through the grapevine) oder Daft Punks x-mal nachgespieltes Get lucky hätten sie ruhig raus lassen können. Aber wenn Madsen covern wollen, dann machen sie es einfach!

Stimmungstechnisch konnte ihr Auftritt an diesem Wochenende nicht getoppt werden. Bei keiner anderen Band wurde so laut mitgesungen, getanzt, gepogt, gemosht und gecrowdsurft. Kein Wunder, dass Madsen für eine Zugabe ein weiteres mal die Bühne betraten.

Die Band hatte ja schließlich noch etwas in der Hinterhand: beim letzten Song des Abends, nämlich Nachtbaden, holten sich die Wendländer zur Überraschung aller Unterstützung durch die Jungs von Montreal. Die Punkband spielte direkt vor Madsen auf der Eprimo-Bühne und lieferte das, was man erwartete: deutschsprachigen Punk – nicht mehr, nicht weniger.

Ein Herz für Festivalfreunde

Um den Besuchern das Festivalwochenende so angenehm wie möglich zu gestalten, arbeiten jährlich über 150 engagierte, meist ehrenamtliche Helfer/Helferinnen beim Trebur Open Air und tragen so maßgeblich zu der familiären Atmosphäre bei, die schon beim ersten Besuch zu spüren ist. Für das richtige Festivalfeeling steht der Zeltplatz zur Verfügung.

Doch das Trebur Open Air hat noch mehr zu bieten. Von Bäumen umringt, liegt mindestens die Hälfte des Bühnen-Geländes selbst am frühen Nachmittag im Schatten, was bei so heißen Tagen wie am diesjährigen Festivalwochenende ein großer Vorteil ist.

Dort zog sich dann auch der Großteil der anwesenden Festivalgänger zurück oder stürmte direkt das Freibad nebenan. Mit Campingbändchen ist der Eintritt dort nämlich frei. So füllte sich der Platz vor beiden Bühnen immer erst allmählich im Laufe des Abends.

weiterlesen über die Bands via Backstage PRO, die zahllosen anderen tollen Bands und "die perfekte Mischung" bei diesem Open Air…

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Über Backstage PRO ins Line-Up: Sinew und Dirty Age

Als Sinew zum Auftakt die Bühne betraten, war die Motivation der Besucher wetterbedingt noch etwas verhalten. Am heißesten der drei Tage durften die Jungs aus Marburg das Programm auf der Radio BOB!-Bühne eröffnen.

Die Alternative-Rocker sind wie Dirty Age, die am Sonntag auf der Eprimo-Bühne ihr Trebur-Debüt gaben, durch eine Bewerbung bei Backstage PRO und ein Fan-Voting bei regioactive.de ins Line-Up gerutscht. Mit neuem Sänger und einer Mischung aus Dredg, Muse und teilweise Placebo konnten Sinew trotz der Hitze dennoch ein paar Besucher vor die Bühne locken.

Nach ihrem Auftritt ging es auf der gegenüberliegenden Eprimo-Bühne weiter. Eine Verschnaufspause gibt es beim Trebur Open Air nämlich nicht: während auf der einen Bühne umgebaut und der Sound gecheckt wird, steht auf der anderen schon der nächste Act in den Startlöchern.

Das kann zugleich Vor- und Nachteil sein, da sicherlich nicht jeder Künstler den persönlichen Geschmack trifft. Für den wiederum ist es optimal, da die meisten Besucher zwischen den beiden Bühnen hin und herpendeln – was sich auch auszahlte.

Ein insgesamt abwechlungsreiches Programm

Insgesamt traten auf beiden Bühnen verteilt über 40 Acts auf. Vielfältig und multikulturell war das Programm und bot für jeden Genreliebhaber das Passende. Die Ska-und-Reggae-Fraktion wurde u.a. von Karamelo Santo, The Bandgeek Mafia und Le Fly versorgt.

Besonders Le Fly aus Hamburg entwickelten sich mit ihrer energiegeladenen Show und ihrem sympathischen Auftreten schnell zum Publikumsliebling und ließen mit ihrem Cover von Peter Wackels Kenn Nicht Deinen Namen - Scheißegal (Besoffen) kurzzeitig Ballermann-Stimmung aufkommen. Kein Wunder, dass die selbsternannte St. Pauli-Tanzmusik diesen Sommer von so einigen Festivalbühnen schallt.

Auch die Rap-Rock-Combo Middleman hatte die Crowd schnell im Griff. Das Quartett aus Leeds hatte sichtlich Spaß und bedankte sich in Form ihrer demnächst erscheinenden Single, die Middleman kostenlos gegen einen Eintrag in ihren Newsletter als Download anboten.

HipHop, Ska, Rock, Punk, Metal…

Wer mit HipHop und Ska nichts anfangen konnte, der stand vor den diversen Rock, Punk- bzw. Metalbands. Hier gaben sich ebenso international bekannte und national aufstrebende Acts die Klinke in die Hand. Vor allem Rock n' Roll scheint bei den Bands beliebt zu sein. Gefühlt jede zweite Band hatte mindestens eine Rock n' Roll-Nummer im Gepäck oder bewegte sich nur in diesem Genre.

Etwas frischer kam da der Auftritt von Not Called Jinx rüber. Die Alternative-Rock-Band aus Berlin spielte am frühen Freitagabend nach Sinew auf der Radio Bob!-Bühne und punktete mit eingängigen Hooklines, fettem Sound und bemerkenswert guten Backvocals. Leider war die Motivation der Leute zu dieser Zeit nicht wirklich gestiegen. Bei gefühlten 40 Grad saß der Großteil noch immer im Schatten auf der Wiese – irgendwie auch verständlich.

Überraschend war auch der Auftritt der Pickers. Wer die Combo nur von ihrem Bundesvision Song Contest-Autritt im letzten Jahr kennt, der merkte schnell, dass die vier Berliner mehr als nur den Song Tausend Meilen in petto haben – übrigens einer der schwächeren. Und wenn eine Stimme in diesen Indie-Rock-Bereich à la Oasis passt, dann ist es die von Leadsänger Lutz Rodenbüsch. Einzig die Ausstrahlung und das Auftreten könnte noch etwas mehr, sagen wir, Energie haben. Rodenbüsch bewegt sich kaum, redet kaum und bleibt bis auf seine Stimme so recht unscheinbar.

Wem das alles immernoch zu soft war, bekam von His Statue Falls und Dead by April brachialen Metalcore auf die Ohren. Doch von den selbsternannten Techcore-Pionieren His Statue Falls hätte man durchaus mehr Innovation erwarten können. Der Elektropart stand jedenfalls meist im Hintergrund. So blieb nach dem Auftritt der fade Beigeschmack, dass His Statue Falls doch "nur" eine gute Metalcoreband mit ein paar Elektro-Samples sind.

ein neues Genre: der Boybandcore

Dead by April aus Schweden hingegen haben wohl ein neues Gerne erfunden, ohne davon zu wissen: den Boybandcore. Auf der einen Seite die Shouts vom Fronter Christoffer Andersson, auf der anderen Seite der schmalzige Popgesang vom Frontmann Nummer zwei, Zandro Santiago.

Dazu klischeehafte Texte à la "Every little beat within my heart, It's still beating for us" oder "All I have is you, It is all that I'm breathing for All I need is you". So klingen also die Backstreet Boys in der Metalcore-Version. Danke für diese Erkenntnis!

"Habt ihr Bock zu tanzen? Wir nämlich auf gar keinen Fall!". Gott sei Dank nahmen sich nicht alle Bands so ernst, denn musikalisch bietete das Pack aus Hamburg außer ein paar Metal-Riffs nicht sonderlich viel. Muss es aber auch nicht. Die Stärken des Comedy Duos liegen – wer hätte es gedacht – im Comedy-Bereich.

Das Pack sind sozusagen der Helge Schneider im Metalbereich. Aber wer erwartet schon etwas anderes bei Songs, die von Pferdeäpfeln oder dem eigenen Geschlechtsteil handeln?

Die Mischung macht's

Mit einem so vollgepackten Programm vergingen die drei Tage Trebur Open Air wie im Flug. Das Festivalwochende hat vor allem eines gezeigt: die bereits erwähnte Mischung stimmt.

Durch die familiäre Atmosphäre, die erstklassigen Verpflegungsmöglichkeiten, das abwechslungsreiche Line-Up – inklusive der dicken Headliner – und den nicht zu unterschätzenden Schattenplätzen hat das Festival im Laufe der Jahre seinen ganz eigenen Charakter entwickelt.

Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Trebur Open Air 2014. Der Termin steht schon: 1. bis 3. August 2014.

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