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Tito & Tarantula © Dirk Schelpmeier

„Shut up! Stop Talking“ lautet die Ansage von Tito & Tarantula auf ihrer aktuellen Tour quer durch Europa. Den Großteil ihrer Konzerte geben sie dabei in Deutschland. Hier scheint sich die „Tex-Mex Combo“ wohl zu fühlen. So auch im Freiburger Jazzhaus am 31. Juli, wo die Band alle Jahre wieder gern gesehene Gäste sind. Wer sich dabei aber auf schauerliche Vampirtänze leichtbekleideter Mädchen einstellt, hat weit gefehlt – eine humorvolle Ladung „Eier“ übertrifft noch die kühnsten Erwartungen.

Den Einstieg in den Abend gab zunächst die Schweizer T.C.B. Rock N’ Roll Formation The Vibes aus Aarau – guter verzerrter Motorradrocker-Groove à la Motörhead oder Slash. Der Blick auf die Bühne brachte den animalischen Sound dann auch optisch zur Deckungsgleichheit – Haare, nichts als Haare, die in wilder Manier durch den Raum gewirbelt wurden.

Rockerschuppen irgendwo in Mexiko

Bevor die Eidgenossen die Bühne schließlich für den Mann des Abends, Tito Larriva, freigaben, ließ es sich das Trio nicht nehmen, eine "Mr. f***ing"-Bandvorstellung vorzunehmen. Konsequentes Posing im Hinblick auf die Darbietung, konsequent auch im Hinblick auf die Konzertbesucher.

Diese waren größtenteils männlich, wobei die wenigen Frauen an diesem Abend ein nettes Beiwerk abgaben. Sprüche wie "geile Braut" entlarvten die rauen Sitten und verwandelten das Freiburger Jazzhaus kurzerhand auf humorvolle Art und Weise in einen verrohten Rockerschuppen irgendwo in Mexiko.

Tito ohne Tarantula

Dann betritt Tito Larriva die Bühne – allein, was für Verwunderung und somit für Aufmerksamkeit sorgte. Der Mariachi hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Er ist eine "wahre Rampensau, und was für eine..." wie man Stimmen des Abends zu ihm vernehmen konnte.

Bei dem Song When You Cry feixt er mit dem Publikum – "I know it sounds like After Dark but they all do" – und nimmt sich damit selbst auf die Schippe. Indem er kurzerhand den Refrain mit einigen Fetzen Deutsch versetzt – "when you cry it sounds like a Schmetterling" –  bringt der alte Blutsauger das Freiburger Publikum vollends in seine Gewalt.

Als Larriva bereits das vierte Stück This House anspielt, steht er noch immer verlassen vor seinem Mikrofon, sodass man sich allmählich zu fragen beginnt, ob der heutige Abend vielleicht als One-Man-Show bestritten wird. Dass dem nicht so ist verraten bereits eine Vielzahl weiterer Instrumente auf der Bühne. Dann treten schließlich die übrigen Bandmitglieder von Tito & Tarantula ins Rampenlicht und steigen in die Darbietung mit ein.

Titos Tochter beweist Eier

Das Ensemble brilliert mit solidem Rock, der Eier beweist, wobei die junge Dame am Bass scheinbar die größten davon aufzuweisen hat. Lässig und mit geschlossenen Augen steht sie da und lässt den Kopf zur Musik wippen, während sie ihrem Instrument grollende Klänge entlockt. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Musikerin um die Tochter des Frontmanns handelt - Lolita Carroll Larriva.

Diese steuert mit dem Song Pretty Wasted einen Teil zum Repertoire des Vaters bei. Ob sie die Komposition tatsächlich bereits mit elf Jahren verfasst hat, oder ob es sich dabei wieder nur um eine vielleicht nicht ganz ernst zu nehmende Bemerkung Titos handelt, der ohnehin die ganze Show über ein verschmitztes Grinsen zwischen Spitz- und Schnurrbart auf den Lippen hat, sei an dieser Stelle dahingestellt.

Schrei auf der Reeperbahn

Eine kleine Anekdote macht Tito Larrivas besondere Verbindung zu Deutschland deutlich. So lernte er im Hamburger Club "Funky Pussycat" ein ungewöhnlich groß gewachsenes Mädchen kennen, welches sich später als "Helmut" entpuppte. Dabei gibt sich Larriva vollkommen unschuldig, was seine Verwunderung darüber, dass Nachtklubs nach niedlichen Haustieren benannt werden, veranschaulicht.

Wie genau sich die Entdeckung dieses Missverständnisses bezüglich des Geschlechts der Bekanntschaft vollzogen haben soll, lässt Larriva offen. Wichtig ist, dass daraus der erste in Deutschland komponierte Song entstanden ist, My German Fräulein, der an diesem Abend allerdings als "Schrei auf der Reeperbahn" angekündigt wird. Für sich selbst sprechend vervollständigt diese Ankündigung Larrivas Anekdote.

Tito bittet zum Tanz

Als sich das Konzert langsam dem Ende zuneigt, erklingt endlich das wohlbekannte Riff zum Song After Dark, jenes Stück, welches der Band zu internationaler Bekanntheit verholfen hat.

Den Ruhm für seinen Welthit streicht Larriva an diesem Abend nicht alleine für sich ein, sondern teilt ihn mit seinen Zuhörern, die er dafür zu sich auf die Bühne holt bis schließlich, die Grenze zwischen Band und Publikum aufgehoben, eine ganze Meute tanzend auf der Bühne steht. Auch die Jungs von den Vibes treten hier noch einmal in Erscheinung, als Tito sie mit der Frage "You guys wanna dance?" zum Tanz bittet.

Selbst seine Gitarre gibt Larriva bereitwillig aus der Hand, eine bescheidene Geste des Gitarreros, die den Gast, das Geburtstagskind Alex, umso mehr erfreut, da er dadurch seine eigenen Fähigkeiten zur Schau stellen darf. Nach ihm schmettert auch Vibes-Gitarrist Mojo ein würdiges Solo über den Bandklassiker – what a great f***ing show!

Alles nur Spaß

Es überrascht nicht, dass Regisseur Robert Rodriguez die Band für seinen Film From Dusk Till Dawn gecastet hat. Beides, Film und Bühnenshow der Band, persiflieren auf so herrliche Weise das reibeisige Outlaw-Image – Sex, Gewalt und Tequila.

Durch die Liveauftritte von Tito and Tarantula wird der Konzertbesucher selbst zum Hauptdarsteller in skurriler Titty Twister Szenerie, dies aber nicht semiauthentisch plump, sondern erfrischend lustig im soliden Rockgewand mit Augenzwinkern.

Wer dieses Erlebnis einmal selbst erfahren möchte, erhält dazu noch bis zum 10.08. bei diversen Auftritten der Band in Deutschland die Gelegenheit.

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