Kings of Convenience - "Sommermusik, in der immer ein Hauch von Herbst liegt."

Kings of Convenience - "Sommermusik, in der immer ein Hauch von Herbst liegt." © Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH

Das Duo aus Norwegen verzückte mit seinem Akustik-Folk am 16. Juni die Besucher an der Hamburger Freiluftbühne. Bei ihrem einzigen Deutschlandkonzert zeigten sie ungeahnte Entertainer-Qualitäten.

Mit den Kings of Convenience können sich alle anfreunden: der Marketing-Manager und die Kleinfamilie, das Indie-Mädchen und das Rentnerpaar. Tausende haben an einem kühlen Sonntagabend an der Freiluftbühne im Stadtpark einen nicht unerheblichen Eintritt gezahlt, um zwei Schluffis mit Akustik-Gitarren zuzuhören.

Die Kings of Convenience üben einen Zauber aus, der nicht nur allein von ihrer Musik ausgehen kann

Ihre Geschichte ist märchenhafter, als sie sich je ein PR-Agent ausdenken könnte: Erlend Øye and Eirik Glambek Bøe kommen aus Bergen, einer norwegischen Stadt inmitten von Fjorden und Bergen. Sie kennen sich seitdem sie elf Jahre alt sind, nehmen keine Drogen und brauchen im Schnitt vier Jahre, um ein Album aufzunehmen, weil sie so viel Zeit und Liebe hineinstecken.

Eirik ist mit einem wunderschönen Model verheiratet, das buchlesend eines ihrer Cover schmückt, und nachdem er sein Psychologiestudium abgeschlossen hatte, engagierte er sich im Kampf gegen die Umtriebe eines amerikanischen Medienkonzerns.

Erlend kann da nicht ganz mithalten. Zwischen den Albenveröffentlichungen der Band jobbte er zwar nicht als Kindergärtner in Ruanda, aber auch er machte die Welt ein bisschen besser mit dem wunderbar leichtfüßigen Dance-Pop seiner Berliner Zweitband The Whitest Boy Alive.

Luftgitarre für die Fotografen

Musikalisch hat sich das Duo seit dem Beginn seiner Karriere im Jahre 2001 kaum verändert, doch sind die beiden noch die entspannten Studententypen von damals? Hat der Erfolg sie verändert? Ihre Kleidung scheint schicker geworden zu sein und sie werden sehr ernst, als sie sich gleich zu Beginn des Konzerts irritiert ob der laut klickenden Kameras zeigen.

Das Hamburger Publikum reagiert mit kühlem Schweigen, doch schon können die zwei die Situation auflockern.

weiterlesen: "It will be just like we're playing, only without music"

Weiterlesen im 2. Teil ›

Teil 1  Teil 2  

Teil 1  Teil 2  

"It will be just like we're playing, only without music"

Bereitwillig posieren sie für die Fotografen. "It will be just like we're playing, only without music", sagt Eirik und wirft sich in eine schmachtende Haltung. Erlend springt als Luftgitarrist hinzu und mimt den wehmütigen Troubadour.

Ihr sachter Folkpop ist tatsächlich so leise, dass jedes Geräusch stört. Als Zuhörer träumt man sich bald auf eine efeuumrankte Veranda, von barfüßigen norwegischen Models und bärtigen Gitarristen umgeben.

Die Kings of Convenience machen Musik, die man so ähnlich schon tausende Male gehört hat, doch es ist nicht bloß der betörende Satzgesang und das beiläufig virtuose fingerpicking, das die Band so erfolgreich macht.

Die scheinbar schlichten Texte beschreiben auf elegante Weise eine Wehmut, die sich in Zeilen wie "I could never belong to you" ausdrückt. Sommermusik, in der immer ein Hauch von Herbst liegt, ist das Metier der Norweger. 

Zeitlose Harmonien

Nach einer Dreiviertelstunde wird Erlend Øye langsam unruhig und gibt den Entertainer, dessen Charme man sich schwer entziehen kann. Er regt zum Fingerschnippen an, dirigiert Ah-Laute im Publikum und tänzelt leicht unbeholfen über die Bühne.

Währenddessen zitiert Eirik Glambek Bøe aus seinem Familienstammbaum, einer seiner Vorfahren sei König von Fehmarn gewesen. "Your king is back" ruft Erlend, und nun liegt den beiden das Publikum nicht bloß aus Verzückung über historische Begebenheiten zu Füßen.

Bassist, Drummer und Gitarrist werden als Verstärkung auf die Bühne gerufen und der Sound der Band wird beschwingter, weniger melancholisch entrückt. Fast klingt es, als wären es The Whitest Boy Alive, die nun Songs wie Boat behind oder I'd Rather Dance With You spielen. 

Das Fehlen jeglicher Überraschungsmomente oder gar Abgründe in ihrer Musik kann man den Kings of Convenience nicht vorwerfen. Denn jenseits aller Klischees vom melancholischen Skandinavier bleibt am Ende doch eines: die Musik.

Der gemeinschaftliche Gesang der zwei ist grandios, ihre besten Songs so zeitlos wie die von Simon and Garfunkel, mit denen sie immer wieder verglichen werden. Die Kings of Convenience sind nicht die Könige der Bequemlichkeit, sie sind die Majestäten der sanften Harmonien.

‹ Zum 1. Teil

Teil 1  Teil 2  

Alles zum Thema:

kings of convenience