Rock am Ring lockt jedes Jahr Massen zum Nürburgring

Rock am Ring lockt jedes Jahr Massen zum Nürburgring © Quelle: MLK

Nürnberg, 7. bis 9. Juni 2013: Wie jeden Sommer steht Rock am Ring ganz oben auf der Topliste der Festivalsaison. Manche Dinge haben sich dieses Jahr geändert, anderes wird sich wohl nie ändern – zum Glück. Eine besondere Überraschung gab's auf der Clubstage zu erleben.

Freitag, 1. Festivaltag

Die Sonne scheint und FUN. spielen We are young und Some Nights. Sonne? Ja, richtig gelesen. Auch Veranstalter Marek Lieberberg, der mit einem kurzen Statement das Publikum auf der Centerstage begrüßt, kann es kaum glauben. Nach der Begrüßung spielen Paramore, die das Publikum mit Songs wie Misery Business, Now, Renegade und Still Into You zum ersten Mal zum Springen bringen.

Später am Abend liefern Fettes Brot eine solide Show, die zwar nichts Neues bietet, aber allen Spaß bereitet. Es folgt der Headliner des Abends: Thirty Seconds To Mars.

Jared Leto und seine Mannen haben sich einiges einfallen lassen, denn die Songs einfach nur spielen reicht nicht. Eine kleine Akustikeinlage von Jared Leto, zwei Artisten, Video-/Lightshow, Konfettiregen und die verrücktesten Menschen aus dem Publikum auf der Bühne, so viel muss schon sein.

Die positive Überraschung des Tages: die Broilers aus Düsseldorf. Ska, Punkrock, Spaß, Liebe – den Leuten, die zahlreich erschienen sind, gefällt es.

Schnell wird am ersten Tag auch klar: Der Nürburgring ist die definitive Homebase dieses Festivals. Nicht auszudenken, welche Veränderungen es mit sich gebracht hätte, wäre dieser Standort verloren gegangen.

Samstag, 2. Festivaltag

Es gewittert und regnet, während Airbourne mit Rock á la AC/DC die Menge vor der Center Stage zum Feiern bringen. So kennt man Rock am Ring.

Nach den 4 Australiern kommen zwei Großstadtcowboys mit ihrer Band auf die Bühne: The BossHoss. Da die Berliner fast ausschließlich Englisch sprechen, werden sie vom Publikum mit "Ihr könnt Deutsch"-Sprechchören freundlich auf ihre Sprachkenntnisse hingewiesen. Die TV-Juroren ließen sich davon jedoch nicht wirklich beeindrucken.

Biffy Clyros Sänger Simon Neil macht es genau umgekehrt: Der Schotte spricht deutsche Ansagen während des Sets auf der Alternastage. Ganz unabhängig von der Sprache kommen beide Bands gut beim Publikum an. Wobei sich Biffy Clyro natürlich mit einer ganz anderen Rohheit präsentieren. Zuverlässig liefern sie jede Show ein echtes Brett, beweisen sich auch am Rng als herausragende Live-Band.

Kurz nach neun Uhr betreten Volbeat die Centerstage. Zur selben Zeit gibt es auf der Clubstage einen Überraschungs-Gig: Die Beatsteaks geben sich sehr zur Freude der Festivalbesucher die Ehre – vor der kleinsten Bühne des Festivals wird es immer voller. Auch Volbeat können sich über mangelnden Publikumszuspruch nicht beschweren. Sie schwimmen auf einer Erfolgswelle. Elvis-Metal mit Country-Elementen, eine gute gelaunte Band, auf den Punkt gebrachte Songs, die ordentlich nach vorne gehen - das überzeugte auch diesmal wieder.

Später wandelt sich der Sound, der von der Hauptbühne dröhnt: Eine halbe Stunde vor Mitternacht verwandeln The Prodigy den Bereich vor der Centerstage in einen Punk-Rave erster Güte. Einzig und alleine das Wort "Abriss" ist angesichts der moshenden und springenden Menge als Beschreibung angebracht.

Sonntag, 3. Festivaltag

Es herrscht typisches Rock am Ring-Wetter, was heißt: Es regnet und ist kalt. Royal Republic begeistern zu früher Stunde die Fans vor der Centerstage, bevor die Leute später bei Kraftklub richtig steil gehen. Und da Casper eh da ist, weil er nachher selbst auf der Alternastage spielt, kann er ja noch kurz die fünf Chemnitzer bei Songs für Liam unterstützen.

Nach Kraftclub gibt sich Dizzy Rascal auf der Alternastage die Ehre und einen Vorgeschmack auf sein neues Album The Fifth. Vielleicht hat Dizzy ein wenig zu viel Druck gemacht, denn zwischenzeitlich fällt für einige Minuten die PA-Anlage aus. Vor lauter Enthusiasmus bekommen Dizzy und Co. nichts mit, sehr zum Amüsement des Publikums. Dem Auftritt und dem Spaß schadet es nicht.

Es geht rüber zur Clubstage, wo der ehemalige Metallica Bassist Jason Newsted mit seiner neuen Band spielt. Newsted ziehen einige Interessierte an und präsentieren die Songs ihrer aktuellen EP und dem im August erscheinenden Album. Heavy Metal, Leidenschaft und Jason Newsted, der seine Frontmann-Qualitäten unter Beweis stellt – dafür, dass die Band erst seit 4 Monaten existiert, keine schlechte Bilanz.

Nach Newsted erobern Green Day die Hauptbühne. Die Amerikaner holen nochmal alles aus dem Publikum raus und machen zwei junge Menschen sehr glücklich: Sie dürfen auf die Bühne und Sänger Billie Joe Armstrong am Mikrofon vertreten.

Seeed verpassen nach dem Green Day-Gig alten Songs auf der Alternastage neue Gewänder und bringen nochmal einige Besucher zum Tanzen. Dann wird es für viele langsam Zeit, sich auf den Heimweg zu machen und Rock am Ring 2013 neigt sich seinem Ende entgegen.

Das Duchhaltevermögen eines größeren Publikums denn je

Wie auch die Jahre vorher beweisen die 85.000 Ringrocker Durchhaltevermögen und trotzen kaltem Regenwetter. Gut möglich, dass es sie sogar anspornt, erst recht Gas zu geben. Die Bilder der moshenden und springenden Menge ist jedes Jahr beeindruckend, egal, wie oft man es schon sehen durfte.

Und die Menschen vor Ort waren nicht alleine: Durchhaltequalitäten bewiesen auch die Fernseh- und Livestream-Zuschauer: mehr als 25 Stunden wurde gesendet – 1,85 Millionen sahen zu. 100.000 eingeblendete Tweets gingen über die Mattscheibe.

Aus welchem Genre die Musik kommt, spielt für die Rock am Ring-Fans mittlerweile eine untergeordnete Rolle. Cro, Tocotronic und andere wirkten nicht wie Fremdkörper – alle fanden ihr Publikum am Ring.

Die Strategie, zahlreiche bekannte Bands zu buchen, aber auf die ganz Großen der Musikbranche, die in derselben Liga wie z.B. Metallica spielen, zu verzichten, ging eindeutig auf – auch wenn dem ein oder anderen solche Bands aus der obersten Riege gefehlt haben mögen.

Ausblick

Es wird sich herausstellen, wie sich das RaR-Booking im Jahr 2014 gestalten wird. "Wir freuen uns auf Pfingsten 2014" schreiben die Rock am Ring-Veranstalter auf der Webseite. Man munkelt, dass es dann sogar wieder vier Tage werden könnten.

Die Zwillinge Rock am Ring und Rock im Park sind nun vorüber, doch von demselben Veranstalter wird dieses Jahr noch der Enkel zur Taufe gebracht: Das Rock'n'Heim 2013 in Hockenheim wird mit Die Ärzte, Seeed, Tenacious D und vielen mehr vom 16. bis 18. August sein Debüt geben. Bereits zum zweiten Mal findet Rock im Pott am 18. August mit System of a Down, Biffy Clyro, Deftones, Casper und anderen statt.