Heinos aktuelles Album "Mit freundlichen Grüßen" versammelt Cover aktueller Pop- und Rockhits.

Heinos aktuelles Album "Mit freundlichen Grüßen" versammelt Cover aktueller Pop- und Rockhits. © 2013, Christian Brodack

Langer schwarzer Ledermantel und silberne Kette mit großem Kreuz: Heino stand am vergangenen Montagabend in ungewohnter Aufmachung auf der Bühne des Mannheimer Capitols. Kein Wunder, er stellte sein Coveralbum "Mit freundlichen Grüßen" live vor, auf dem der Volksmusiksänger Rock- und Pophits der vergangenen Jahre auf seine spezielle Art und Weise interpretiert.

Los ging es dann auch gleich mit Junge von den Ärzten. Cover von Oomph! (Augen auf), Peter Fox (Haus am See) oder Clueso (Gewinner) folgten, dazu mischten sich später im Set immer mehr von Heinos eigenen Klassikern.

Das alles gab es nicht im Stil der "Frühlingsparade der Volksmusik", wie man sie sonst von den öffentlich rechtlichen Rentnersendern kennt, sondern ziemlich modern mit großer Band und Backgroundsängern.

Heinos bekannter Gesangsstil und seine dunkle Sonnenbrille waren trotzdem dabei und auch durchs Publikum wanderten mehrere Heino-Perücken inklusive Sonnenbrille.

Die Mär vom Rockerkrieg

In einer geschickten Kampagne hatte die Bild-Zeitung vorher vom "Rockerkrieg" geschrieben: Die gecoverten Bands wollten angeblich gegen Heino vorgehen und ihm das Singen der Songs verbieten.

Dass das natürlich Blödsinn und in erster Linie Werbung war, wurde schnell klar. Trotzdem waren sich einige "Opfer" wie Campino von den Toten Hosen am Ende nicht zu dumm, doch noch ihren Senf zum Thema dazuzugeben und sich zu beschweren. Aber so kamen auch die Punk-Rentner aus der Nachbarstadt von Köln wieder ins Gespräch und wie wir wissen ist selbst schlechte Werbung eben auch Werbung.

Durchchoreographiertes Entertainment

Trotzdem oder gerade deswegen war das Capitol proppevoll. Und obwohl Heinos Auftritt von oben bis unten streng durchchoreographiert war – die Ansagen las er vom Teleprompter ab – gab es knapp 90 Minuten lang eine ausgelassene Party. Da zeigte sich die jahrzehntelange Bühnenerfahrung des Volksmusik-Stars, der am Ende wohl jede Menschenmasse mitziehen kann.

Überall zu sehen war das Logo der Tour: Ein Totenkopf mit Sonnenbrille und typischer Heinofrisur hing nicht nur riesengroß über der Bühne, sondern wurde auch von vielen Leuten als auf dem Körper getragen. Wann sonst kriegt man auch so ein skurilles Shirt?

Ende im roten Ledermantel

Glücklich und bierselig ging der Abend seinem Ende entgegen und als sich Heino schließlich doch noch in seinen bekannten roten Ledermantel warf, stieg die Stimmung ein letztes Mal an.

Vielleicht auch mit einem Augenzwinkern, auf jeden Fall aber mit viel Freude, feierten die Zuschauer Heino bis zum Schluss. Wenn das Campino gesehen hätte!

Kein Rocker, aber Entertainer

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Dass aus Heino kein echter Rockstar mit Sexappeal mehr werden wird, sollte ja wohl jedem klar sein. Die Band spielte insgesamt zwar solide, aber stellenweise auch etwas zu kraftlos – statt einer wummrigen Hammond erklingt z.B. müdes Trantütengeklimper aus den Tasten – und verhielt sich zudem sehr rückhaltend.

Den Teleprompter interessierte das Publikum nicht. Wenn man so professionell damit umgeht, wie Heino, und das in seinem stattlichen Alter, kann dafür auch nicht kritisiert werden. Über sein Publikum kann Heino sich freuen.

Ob alt oder jung: Wer hierher gekommen war, wollte einen spaßigen Abend ohne Tiefsinn erleben. Beim jüngeren Gast mischt sich etwas mehr Ironie, beinahe ein Wechselspiel zwischen Ablehnung und Zuneigung ("wie nah lasse ich DAS an mich heran?") in diesen Ansatz hinein, bei den Älteren eher der Ernst ("wann kommt endlich die Haselnuss?") – Heino lieferte beiden Parteien etwas.

Nur ein Besucher ist auf den Rängen des Capitols komplett eingeschlafen. Das muss an Stellen passiert sein, in denen sich der HipHop seinen Platz auf der Bühne suchte, aber nicht fand.

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