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Harry und Jakob © Quelle: harry-und-jakob.de

Am 29. Mai 2013 wollte BOOM, der neue Comedy Club in Mannheim, seine Gäste erstmals zum Ausrasten bringen. Dies gelang zwar noch nicht völlig, dennoch schafften es die Comedians, ihr Publikum zwei Stunden lang gut zu unterhalten.

Das Casablanca ist ein kleiner Nebenraum im Capitol Mannheim, der üblicherweise als Garderobe benutzt wird. Stellt man aber einige Stühle hinein, dazu eine Bühne, ein Mikrofon und ein altes Klavier, dann hat man beste Voraussetzungen für einen Comedy Club in wunderbarer Kleinkunstatmosphäre.

Die knapp 60 Plätze waren sehr gut gefüllt, als Moderator Harald Kienzler den Abend eröffnete. Kienzler, mit Harry und Jakob Gewinner des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg 2013, berichtete von seinem Wandel vom schüchternen Rapper hin zum Lyriker, was er mit einer Ballade "im Stile von Schiller und Goethe" auch direkt unter Beweis stellte.

"Männer sind einfach anders als Frauen"

Der erste Gast war im doppelten Sinne die Exotin des Abends: Alicia Helft aus Hamburg hatte nicht nur die deutlich längste Anreise, sondern sie war auch die einzige Frau des Abends.

Fasziniert berichtet sie von ihren Beobachtungen grölender Männer in der U-Bahn, Menschen mit "selbstgestrickten Pullovern aus Fenchelteebeuteln", die auf der falschen Seite der Rolltreppe stehen und ärgerte sich in Bezug auf das Mitleid ihrer Freunde wegen ihres Beziehungsstatus:

"Ich bin solo, nicht behindert."

Seinen ersten großen Auftritt hatte Daniel Aykut erst vor wenigen Wochen beim Mannheimer Comedy Cup. Selbstkritisch gab der Birkenauer zu, dass er Probleme sowohl mit dem Anfang wie auch dem Ende einer Nummer hat (weshalb er schweigend die Bühne verließ), und dass er den Loser-Hattrick erfülle:

"Single, Übergewicht, kleiner Penis – ich kann jede Spam-Mail beantworten."

Der musikalische Gast des Abends war Daniel Helfrich aus dem Odenwald (dem "Hartz für Arme"). Er nutzte die Tatsache, dass er das Publikum in Hörweite vor sich hatte, und konnte so problemlos herausfinden, welche Zuschauer gelegentlich masturbieren, kiffen oder wie eine Zuschauerin in der ersten Reihe zu Kerzen steht.

Man sieht ihm sein Alter nicht an – von weitem

Den stärksten Auftritt lieferte aber Lars Sörensen ab. Der Gewinner des Contests "Bülent & Xavier suchen dich!" beklagte sich über seinen 35. Geburtstag: "So alt wollte ich nie werden!" Dann blickte er zurück in die 80er Jahre und fragte sich: Was bleibt?

Außer den Katastrophen ("Challenger, Tschernobyl, Rick Astley") wohl nicht viel, höchstens der Beginn der portablen Musik in Form der Walkmänner: "Auch ein Koffer ist tragbar."

Selbst von der Generation Umweltschutz sei nicht mehr viel übrig, da man heute bei der Benutzung weißen Papiers nicht mehr gemobbt wird und Milchverpackungen sogar aus Bäumen gemacht werden.

Dass Harald Kienzler den Mikrofonständer nach jedem Auftritt in die Bühnenmitte stellte, nur damit die Comedians ihn direkt danach wieder aus dem Weg räumen mussten, wurde von Sörensen als "Tradition" gewertet, schließlich mache man das "seit Anbeginn des Booms" so.

Das Publikum hat die Premiere des Booms nach verhaltenem Start jedoch sehr gut aufgenommen; spätestens nach der Pause war die Stimmung hervorragend. Und auch wenn noch niemand ausgerastet ist, so verspricht der Boom doch, eine gute Show mit tollen Nachwuchscomedians zu werden.

"Boom – Der Comedy Club" findet das nächste Mal am 18. September statt:

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