John Parish bot in Heidelberg einen Auszug seines Werks als Filmkomponist. Fotostrecke starten

John Parish bot in Heidelberg einen Auszug seines Werks als Filmkomponist. © Johannes Rehorst

Der englische Songwriter und Komponist John Parish spielte im Heidelberger Karlstorbahnhof am 16. April Auszüge aus seinem reichhaltigen Werk an Filmmusik, die durch die Einspielung von Filmausschnitten mit Kontext versehen wurden. Der durchaus kurzweilige Auftritt hätte mehr Besucher verdient gehabt.

Bevor John Parish sein Konzert beginnt, tritt Paul Wallfisch, der musikalische Leiter des Dortmunder Theaters und Mitglied der Band Botanica, als Solokünstler auf. Er spielt unbegleitet am Keyboard Eigenkompositionen und einige Cover, darunter Waterloo Sunset von den Kinks und Leonard Cohens I'm Your Man.

Obwohl nicht alle seiner selbst geschriebenen Songs auf gleichmäßig hohem Niveau sind und Wallfischs Hang zur dramatischen gesanglichen Inszenierung manchmal etwas arg erzwungen wirkt, ist das Konzert durchaus unterhaltsam.

Einmal steigt Wallfisch sogar von der Bühne, während das Keyboard im Hintergrund weiterhin Loops spielt, animiert die Zuschauer zum Mitklatschen und singt dazu in ein Megaphon. Man kann sich denken, dass er an einem Theater gut aufgehoben ist.

Livemusik und Film-Projektion

John Parish bietet in seinem knapp sechzigminütigen Auftritt keine derartige Bühnenshow (eine Fotogalerie seht ihr an dieser Stelle). Mit seiner fünfköpfigen Band spielt er seine Kompositionen vor ausschnittsweisen Projektion der entsprechenden Filme. Die ganze Inszenierung trägt den Titel Screenplay.

Zum Gelingen des Konzerts ist ein hoher Grad an Konzentration nötig, um die Synchronität zwischen Film und Musik zu wahren. Allerdings ist nur ein kleiner Teil der Stücke wirklich durch Projektionen unterlegt, deren Qualität nicht immer überragend ist.

Am eindringlichsten wirken die Bilder aus Ursula Maiers hochgelobten Film Winterdieb, die Parish mit kargen, melancholischen Kompositionen unterlegt hat, die die Trostlosigkeit des Lebens der Hauptpersonen nur noch unterstreicht.

Andere Filme lassen sich aufgrund der fragmentarischen Natur der Ausschnitte kaum erschließen, so dass Parishs Musik hier weitgehend für sich selbst stehen muss. Sie ist manchmal verträumt, meistens aber rockig und wird von Parishs vielseitigem Gitarrenspiel dominiert.

Große emotionale Bandbreite

Es ist Parishs Fähigkeiten als Komponist und Arrangeur zu danken, dass er es vermag, die fast gänzlich instrumentale Musik so kurzweilig zu präsentieren, dass keine Langweile aufkommt. Ob dramatisch oder monoton, Parish beherrscht eine große Bandbreite emotionaler Zustände.

Trotz seiner Kollaborationen mit bekannten Künstlern wie PJ Harvey besitzt John Parish aber offensichtlich nur einen geringen Bekanntheitsgrad. Der Einblick in Parishs Werk hätte jedenfalls mehr Zuschauer verdient gehabt als das Häuflein Unentwegter, das sich im Heidelberger Karlstorbahnhof versammelte.

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