North Tour 2013

North Tour 2013 © KOKO & DTK Entertainment GmbH

Letztes Jahr veröffentlichte Astrid North ihr erstes Soloalbum "North". Mit den Songs dieser Scheibe war die ehemalige Frontfrau der Cultured Pearls nun auf Tour, um sie auf der Bühne live dem Publikum zu präsentieren. Den Abschluss ihrer "North Tour 2013" bildete das Konzert in Freiburgs Schmitz Katze am 12. April – nicht nur für Astrid North ein bewegender Abend in familiärer Atmosphäre.

Ausgerechnet mit zwei Titeln, die es nicht auf das Debütalbum North geschafft haben, wird der Abend eröffnet. Trotzdem erweisen sich die Stücke Letzte Hoffnung und Electastrid als die perfekten Opener, um das zunächst noch zurückhaltende Publikum in die richtige Stimmung zu versetzen.

Überzeugend mit schlichter Eleganz, Sympathie und großer Stimmgewalt

Astrid North sitzt hinter ihrem E-Piano am linken Bühnenrand. Begleitet wird sie von ihren beiden Kollegen Benny Glass an den Drums und Sebastian Demmin am Keyboard. Alles ist sehr schlicht gehalten, kein Schnickschnack, keine aufwendigen Roben, nur die Musiker, ihre Instrumente und das gespannte Publikum.

Als die Musik mit einem mysteriös grollenden Synthesizerbass einsetzt, werden die Erwartungen auf das Kommende zusätzlich strapaziert bis der Gesang die Spannung endlich auflöst. Man möchte kaum glauben, mit welcher Leichtigkeit Astrid North das Klangspektrum ihrer Stimme entfaltet. Dies zeigt sich auch in der statischen Zuhörerreaktion. 

Als sich Astrid North für das zweite Stück in die Bühnenmitte begibt, ist das Erstaunen umso größer. Die Erscheinung dieser zierlichen Frau mag so gar nicht mit der eben vernommenen Stimmgewalt in Einklang zu bringen sein. Frau North scheint mit dieser Resonanz aus dem Zuschauerraum vertraut und nimmt sie gelassen hin.

Aber nicht nur in ihrer Stimme steckt enormes Energiepotenzial: auch ihr unprätentiöses Auftreten, ihre subtile Art, das Publikum zum Mitklatschen zu bewegen und ihr zauberhaftes Lächeln lässt den Funken schließlich überspringen und reißt die Zuhörer aus ihrer Lethargie. Immer wieder ist Tuscheln zu vernehmen, wie sympathisch die Sängerin damit ankommt.

Einmal Mama, immer Mama

Spätestens mit dem Song Twang, dem ersten Stück des Albums, hat sich Astrid Norths Tanzwut auf den gesamten Saal übertragen. Dabei ist es unerheblich, ob die Künstlerin frei auf der Bühne agieren kann oder die Songs hinter ihrem Piano zum Besten gibt. Es ist die ausgewogene Mischung zwischen straffen und getragenen Rhythmen, die einem das abwechslungsreiche Repertoire unmittelbar in die Beine treibt.

Live noch besser

Songs wie Honda, Love oder Impossibilities scheinen live noch besser zu funktionieren, als sie es auf der Studioproduktion ohnehin schon tun. Dies mag auch daran liegen, dass dem Zuhörer zu jedem Stück eine kurze Anekdote über Entstehung und Hintergrund mitgeliefert wird.

So beispielsweise auch zum Remix altbekannter Cultured Pearls-Klassiker wie Tic Toc oder Sugar Sugar Honey, die Astrid North im Zuge ihres Soloprojekts eigentlich nicht mehr singen wollte, weil die Sängerin sich von ihrer musikalischen Vergangenheit "nicht so lösen konnte und die Songs nicht 1:1 wiedergeben wollte."

Dass sie diese Klassiker nun doch nach immer wiederkehrender Forderung seitens ihrer Fans ins Repertoire aufnimmt, haben wir laut Astrid North ihren "Jungs" zu verdanken, die ohne eigene emotionale Verbundenheit kurzerhand einen Remix aus den größten Hits zusammengestellt haben.

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Mütterliche Instinkte klingen nicht nur in Bezug auf ihre Bandmitglieder an. Der Song Dither, den Astrid North für ihr "erstes Kind", die wesentlich jüngere Schwester komponierte, behandelt genau dieses Thema, weil man bei so einem großen Altersunterschied "halt doch nicht einfach nur zusammen spielt, sondern einfach immer aufpasst."

Auch während des Konzerts bleibt die Sängerin stets aufmerksam. So ermahnt sie kurzerhand das Publikum, aufgrund der empfindlichen Akustik im Saal während der Songdarbietung bitte nicht zu reden, lächelt dabei wie gewohnt und entschuldigt sich sogleich auf humoristische Weise: "Einmal Mama, immer Mama!"

Abschluss fernab der Heimat

Bewegend sind nicht nur die Songs der "Soulmama", sondern auch der Moment, in dem sie mit Tränen in den Augen erzählt, dass der Abend den Abschluss ihrer "North-Tour" bildet. Dennoch drängt sich die Frage auf, warum Astrid North das Finale wohl an dem von Berlin denkbar entlegensten Zipfel Deutschlands in Freiburg gibt, anstatt dieses vor heimischem Publikum zu bestreiten.

Sie scheint mit Freiburg gute Erinnerungen zu verbinden. Wenn sie fragt, wer denn bereits ihr Konzert im Jazzhaus im vergangenen Jahr besucht hat, heben wenige die Hand: "zwei, drei,..." stellt Astrid North voller Freude fest, nicht ohne den Zusatz "schön, dass ihr so viele Freunde mitgebracht habt" mit einem verschmitzten Lächeln mitanzufügen.

"Berlinert" wird im Dialog mit der Zuhörerschaft dennoch. Das und Astrid Norths Umgang mit ihrem Publikum – sie winkt beiläufig einzelnen Gästen zu und hebt sie somit für einen kurzen Augenblick aus der Masse heraus – schaffen tatsächlich eine familiäre Atmosphäre, in der man das Gefühl nicht los wird, Teil des Ganzen zu sein, anstatt einfach nur zu konsumieren.

Bescheiden und sympathisch

Als das Trio nach Ende der Vorstellung noch einmal auf die Bühne tritt, hat man bisher vergeblich auf die beiden Singleauskopplungen Wishbone und Lightning gewartet. Diese bilden nun als Zugaben den beschließenden Höhepunkt.

Auch wenn sich Astrid North schon einmal vorab für etwaige stimmliche Patzer entschuldigt, da ihre Stimme während ihrer Tour sehr beansprucht wurde und die gefühlvolle Ballade jedoch tonal "sehr hoch" angesiedelt ist, entlässt sie ihre Gäste mit einem berührten Eindruck

Dass sich die Künstlerin später selbst hinter ihren Merchandising-Stand stellt, um ihr Album an den Mann zu bringen und sich somit zu einem persönlichen Smalltalk zur Verfügung stellt, zeigt umso deutlicher, wie bescheiden und sympathisch die Sängerin trotz ihrer musikalischen Größe geblieben ist.  

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