Vor dem Hauptact spielten allerdings noch zwei Supports: Famp aus Wien, die zuvor schon in Frankfurt Vorband waren und der lokale Nachwuchs in Form der Band Alien Anatomy aus Mannheim.

Letztere eröffnete gegen 20 Uhr den Abend und stand vor einer nicht einmal im Ansatz halbgefüllten Halle. So war es für die Mannheimer Newcomer mit ihrem Mix aus Rock, Pop und Elektro sichtlich schwer, das Publikum in Bewegung zu setzen, geschweige denn zum Mitsingen oder Klatschen zu animieren. Allerdings lag das nicht nur an den äußeren Umständen.

Alien Anatomy existieren erst seit ungefähr einem Jahr – und das hört man auch. Trotz der gesanglichen Qualität von Sängerin Alba, fehlt es den Songs noch an Struktur und an Dynamik. Durch diese Mankos war es sehr schwer, sich auf die Songs einzulassen. Dennoch sind hier und da gute Ansätze festzustellen, wie der Einsatz der Elektroparts von Keyboarder Gavin. Alien Anatomy müssen noch an sich arbeiten, was bei dieser kurzen Bandgeschichte aber völlig normal ist.

Oasis meets Arctic Monkeys

Wesentlich professioneller ging es da bei der nächsten Vorband zu. Famp aus Wien standen gegen 20.45 Uhr auf der Bühne und lieferten eine beeindruckende Show. Mit ihrem energetischen Indie-Rock schafften es die vier Österreicher, die Stimmung deutlich zu heben und einige Leute im Publikum zum Tanzen, Klatschen und Mitsingen zu animieren.

Die siebenjährige Bandgeschichte von Famp war nicht zu übersehen. Routiniert gelang die Interaktion mit dem Publikum ebenso wie das Zusammenspiel der Musiker. So klingt es also, wenn man die Stimme von Oasis-Frontmann Liam Gallagher mit dem Sound der Arctic Monkeys mischt. Damit hatten Famp die Messlatte für den Hauptact relativ hoch gelegt.

Eine Teenie-Band wird erwachsen

Nach einer kurzen Umbauphase legten die Killerpilze mit ihrer aktuellen Single Nimm mich mit aus dem neuen Album Grell los. Auch wenn der Song mit seiner eingängigen Melodie zu gefallen weiß, eignet er sich als Opener leider nicht. Druckvoller ging es mit dem punkigen Drei zu, wobei anzumerken ist, dass die Killerpilze mit dem Bassisten live insgesamt zu viert auf der Bühne stehen.

Bemerkenswert ist, dass es bei den Pilzen im wahrsten Sinne des Wortes keinen Center-Gesang gibt. Die beiden Frontmänner Jo und Mäx stehen jeweils links und rechts, der Bassist meistens in der Mitte.

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Schleppender Beginn

In der ersten Hälfte des Konzerts war das zum größten Teil weibliche Publikum etwas passiv. Ausnahme waren die Hardcore-Fans, die von Anfang bis zum Ende Vollgas gaben und lauthals jeden Song mitsangen. An diesem etwas schleppenden Beginn konnten auch die neuen Songs wie Studieren, die Stadt klingt immer noch nach uns oder Atomic nicht sonderlich viel ändern. Vielleicht waren die Zuhörer noch etwas skeptisch: Immerhin war ungefähr die Hälfte der Leute zum ersten Mal auf einem Konzert der Killerpilze, wie Frontmann Jo durch eine kurze Publikumsbefragung feststellte.

Erst als der Song Grell des gleichnamigen Albums ertönte, taute auch das restliche Publikum auf. Dazu trugen ebenso die Animationen der beiden Frontmänner Jo und Mäx maßgeblich bei. Immer wieder wurde zum Mitsingen und Mitklatschen aufgefordert.

Die Spielfreude und die Energie der Killerpilze entfalteten ihre ansteckende Wirkung und übertrugen sich besonders in der zweiten Hälfte des Konzerts auf das Publikum. Kleinere Anekdoten zu einzelnen Songs und ihrer Bandgeschichte rundeten die Sache ab und unterstrichen das sympathische, ehrliche Auftreten der Band.

Musikalisch überraschend gut

Das gesamte Set umfasste, neben einigen älteren Stücken wie u.a. Egoam Meerich kann auch ohne dich oder Rendezvous, jeden einzelnen Song ihres neuen Werkes Grell. Das war eine gute Wahl, denn die neuen Lieder heben sich insbesondere textlich doch deutlich von den älteren ab. Vor allem im direkten Vergleich zeigt sich die positive Entwicklung der Band.

Musikalisch ist außer kleineren Text-Hängern und technischen Problemen von Jos Gitarre nicht viel auszusetzen. Die Killerpilze sind erfahrene Musiker, beherrschen ihre Instrumente und auch der Gesang steht live dem auf der Platte in nichts nach. Vor allem Mäxs hohe Stimme ist bemerkenswert und verleiht den Refrains in Kombination mit Jos tiefem Gesang eine ungemeine Fülle. Wer also die Alben mag, der wird von der musikalischen Qualität der vier Jungs definitiv nicht enttäuscht sein.

Die Fans der Band kamen jedenfalls ausnahmslos auf ihre Kosten und feierten ihre Lieblinge. Am Ende ließen es sich die Killerpilze natürlich nicht nehmen, nochmals auf die Bühne zu kommen, um vier weitere Songs als Zugabe zu spielen. Mit dem Song Springt hoch als Erinnerung an die Anfangszeiten der Band und einem einem beherzten Sprung von der Bassdrum am Ende verabschiedeten sich die Killerpilze.

Alles viel zu groß

Mit dem Auftritt in der Alten Seilerei haben sie zwar bewiesen, dass sie mehr als nur eine Teenie-Band sind, doch leider hat sich die Anzahl der Leute im Publikum auch während des gesamten Abends nicht sonderlich verändert. Es reichte zumindest, den Platz direkt vor der Bühne zu füllen.

Man wurde das Gefühl nicht los, dass die Veranstalter mit der Auswahl der Location etwas zu hoch gegriffen haben. Mit ihrem eigenen Label und der neuen Platte haben die Jungs jedoch den richtigen Schritt nach vorne gemacht. Ob sie jemals ihr Teenie-Band-Image loswerden, wird die Zukunft zeigen. Zu wünschen wäre es ihnen!

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