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Sea + Air (live in Heidelberg, 2013) © Jannik Rulitschka

Hinter Sea + Air verbergen sich die Vollblutmusiker Daniel Benjamin und Eleni Zafiriadou, die aus ihrer langjährigen Ehe die Kreativität für ihr ganz eigenes Soundkonzept ziehen. Am 4. März konnten sie das Publikum des Karlstorbahnhofs restlos überzeugen.

Schon vor dem eigentlichen Auftritt von Sea + Air ließen die Vielzahl der Instrumente auf der Bühne des Karlstorbahnhofs bereits erahnen, dass die Musik des Duos live nichts vom Facettenreichtum des ersten gemeinsamen Albums My Heart’s Sick Chord einbüßen würde. Neben dem Cembalo, das schon auf der Platte für die klassischen Untertöne und den speziellen Sound sorgte, standen da noch E- sowie Akustikgitarren, Keyboard und ein breites Spektrum an Perkussionsinstrumenten.

"Das Beste aus Berlin"?

Während sich die Stuhlreihen vor der Bühne füllten, kündigte Daniel Benjamin den Special Guest des Abends an und lobte ihn als "das Beste, was es aus Berlin gibt". Daraufhin betrat der junge Singer/Songwriter Allie die Bühne, der sich wortkarg seiner Sample-/Effektmaschine und seiner Akustikgitarre widmete und das Publikum auf einem Klangteppich aus leichten Akkorden, elektronischen Samples und seiner zerbrechlichen und doch gefühlvollen Stimme bettete.

Durch seine Liedern avanciert der Musiker zur fleischgewordenen One-Man-Band und füllt den Saal mit seiner emotionalen Präsenz bis in die letzte Ecke aus. Doch nach seinem sechsten Song haucht er schüchtern nur noch ein letztes "Danke" ins Mikro, bevor er ohne Umschweife die Bühne mit gesenktem Blick verlässt.

Ein zweifelsohne talentierter junger Musiker, dem es um der Berliner Singer/Songwriter-Masse zu entsteigen vielleicht noch an der nötigen Kraft fehlt, die dieses Genre erfordert, um sich herauszustellen.

Mal leise, mal ganz laut

Begleitet von chaotischer Streichmusik betreten Daniel und Eleni a.k.a. Sea + Air anmutig die Bühne. Sie entzünden ein Streichholz und nehmen den Zuschauern damit jegliches Gefühl, sich bei einem Pop-Konzert zu befinden. Mit stoischem Glockenspiel, das an ein Ritual erinnert, leiten sie gekonnt zum ersten Song Take Me For A Ride über.

Die einleitenden Barockklänge des Cembalos verbinden sie mit Stimme und Rhythmus zu einer innovativen Indie-Ballade. Getragen werden diese Lieder von den sich perfekt ergänzenden Charakterstimmen des Ehepaares, die vor allem den Balladen einen mythisch-melancholischen Anstrich verpassen.

Doch nicht nur mit den ruhigen Songs wissen Sea + Air zu überzeugen. Dass sie die Stille der ersten Songs durchbrechen können, zeigten sie z.B. mit dem Grande Finale ihrer Singleauskopplung Do Animals Cry? – gegen Ende des Liedes wechseln die Musiker ihre Instrumente und lassen mit Schlagzeug und Keyboards die Fetzen fliegen.

Bewegung auf der Bühne

Multiinstrumentalismus wird bei Sea + Air groß geschrieben und macht die Band zu einer must-see Live-Perfomance. So wird nicht etwa nur von Instrument zu Instrument gewechselt, sondern auch gleichzeitig auf verschiedenen Tonerzeugern gespielt, sodass den Hörern bei all dieser Bewegung fast schon schwindelig werden könnte.

Darüber hinaus wird noch während der Show fleißig an der Konstruktion des Schlagzeugs herumgebastelt, um es an die gespielten Songs anzupassen. In diesen Pausen sorgt Daniel Benjamin durch kleine Anekdoten gerne für allgemeine Belustigung, was zwischen den emotionalen Balladen und den härteren Rockstücken eine angenehme Atmosphäre erzeugt.

Mit dem Song The Heart Of The Rainbow, von dem diverse Rundfunkstationen sagten, die männliche Stimme in diesem Stück sei "zu hoch für das Mainstream-Radio", spielten Sea + Air ihren letzten Song vor der Zugabe, die die Gäste schließlichmit einem wohligen Gefühl in die weitere Nacht entlässt.

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