The Hives boten im Schlachthof eine sprunggewaltige Show. Fotostrecke starten

The Hives boten im Schlachthof eine sprunggewaltige Show. © Achim Casper

Mit brachialer Energie und wilder Entschlossenheit brachten The Hives das partyfreudige Publikum im Wiesbadener Schlachthof am 27. November zum Ausrasten. Leadsänger Pelle Almqvist erweist sich wie gewohnt als begnadeter Entertainer - und als akribischer Perfektionist.


Fotogalerien: The Hives und The Bronx im Schlachthof Wiesbaden.


Egal, ob man The Hives schätzt oder nicht – ihr Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis genauer Planung und harter, konzentrierter Arbeit. Die schwedische Rockband weiß, wie sie ihr Publikum zum Toben bringt und eine Halle wie den neu eröffneten Schlachthof in Wiesbaden in ein hin- und herwogendes Moshpit verwandelt.

In den Fundamenten verewigt

Kein Wunder, pflegen die Verantwortlichen des Schlachthofs doch ein besonderes Verhältnis zu den Hives. Bei der Grundsteinlegung der neuen Halle wurde neben Lemmys Whiskey-Flasche auch Unterwäsche der Hives vergraben.

"Wenn sie in der Zukunft die Hives klonen wollen, dann finden sie darin genug DNA. Und ich bin mir sicher, dass sie es wollen!", erklärt Sänger Pelle Almqvist in gewohnter Bescheidenheit.

1998 spielten die Hives zum ersten Mal vor hundert Besuchern in der Räucherkammer. Viele der heutigen Zuschauer waren damals "noch nicht geboren", erklärt Pelle lakonisch. In der Tat ist das Publikum jung und entschlossen, den Abend zur Party zu nutzen.

Und Almqvist ist entschlossen, ihnen überhaupt keine Wahl zu lassen.

Applaus als Nahrung

In seinem absoluten Willen auch den letzten Zuschauer zum Applaudieren und Schreien zu bewegen, erinnert er die Anwesenden unablässig daran, dass sie laut sein sollen, wenn die Band leise ist. Um das zu erreichen, läuft er ständig in jeden Winkel der Bühne.

So viel Engagement eines Frontmans kennt man ansonsten nur von Mick Jagger. Aber der würde nie Dinge sagen wie: "Ich esse Geld und trinke Bier, aber ab und zu brauche ich noch etwas Nahrhaftes: Applaus!"

Dazu verzieht sein Bruder, Gitarrist Nicholaus Arson, psychopathisch die Augen und wirft sich in Gitarrenhelden-Posen. Nach jedem dritten Lied fliegen Drumsticks oder Handtücher ins Publikum. Die Hives sind ein Gesamtkunstwerk.

Ein Gesamtkunstwerk

An diesem Gesamtkunstwerk ist alles bis ins kleinste Detail geplant, das Betreten der Bühne, die Lichtshow, die Anzüge, die Ansagen, der Abschied, die Zugaben. (…)

Weiterlesen im 2. Teil ›

Teil 1  Teil 2  

Teil 1  Teil 2  

Als nach einigen Minuten ein Mikro kaputt geht, teilt Pelle das sogleich allen mit. Man kann sich vorstellen, wie sehr ihn – den Perfektionisten – solche Pannen ärgern.

Als Ninjas verkleidete Stagehands huschen über die Bühne, um den Kabelsalat zu entwirren, den die Band bei ihren unablässigen Sprüngen vom Schlagzeug bzw. Monitoren und bei den Ausflügen ins Publikum veranstaltet. Sie entfernen auch in Sekundenschnelle die zahlreichen Bierbecher, die im Verlauf des Abends auf die Bühne fliegen. Es besteht Verletzungsgefahr.

Ewige Jugend?

Die Hives wären eine der größten Bands der Welt, wenn sie Songs besäßen, die mit ihrer unbändigen Energie mithalten könnten.

Aber die meisten ihrer Lieder bestehen nur aus Energie und transportieren bestenfalls einfachste Slogans. Das spricht natürlich diejenigen an, die nur die knallend laute Musik der Hives und einige Biere brauchen, um ordentlich abzugehen.

Sicher, es gibt Unterschiede zwischen den rudimentären Brüllern wie Come On! und den originelleren Stampfern wie Won't Be Long. Nicht alle Songs klingen gleich, aber die Attitüde ist stets dieselbe: Tick Tick Boom: "Gleich explodiert hier alles!" Das Publikum wirft mit Bier nach dem Publikum. Hate To Say I Told You So.

Dass der Abend bei aller Eindimensionalität so unterhaltsam ist, liegt auch an ihrer Fähigkeit trotz zunehmenden Alters immer wieder genug junge Leute dazuzugewinnen, die sich auf das Spiel gerne einlassen.

Solange das funktioniert, können die Schweden gut davon leben. Aber einen Preis müssen sie dafür zahlen: Die Hives haben sich selbst zum Jungsein verdammt.

Setlist

Come On! | Try It Again | Take Back The Toys | 1000 Answers | Main Offender | Walk Idiot Walk | My Time Is Coming | No Pun Intended | Wait A Minute | Die, All Right! | I Want More | Won't Be Long | Hate To Say I Told You So | Here We Go Again | Patrolling Days

Zugabe: Go Right Ahead | Insane | Tick Tick Boom

‹ Zum 1. Teil

Teil 1  Teil 2  

Alles zum Thema:

the hives