Gleich sieben Zugaben spielte Funny van Dannen auf seinem Konzert in der Alten Feuerwache in Mannheim.

Gleich sieben Zugaben spielte Funny van Dannen auf seinem Konzert in der Alten Feuerwache in Mannheim. © Sven Hagolani

Auf seiner aktuellen Tour performte Funny van Dannen in der Alten Feuerwache in Mannheim. Neben neuen Liedern aus seinem neuen Album "Fischsuppe" gab es natürlich auch Altbekanntes auf die Ohren. Der Wahlberliner lief zu seiner absoluten Topform auf. Gekrönt wurde der Abend mit ungewöhnlichen sieben Zugaben.

Dem Mann gehen einfach die Ideen nicht aus, wie ein Konzertbesucher treffend beschrieb. Funny van Dannen ist im Moment mit seinem mittlerweile fünfzehnten Album Fischsuppe auf Deutschlandtour. In der Region um Mannheim kursiert Funny meist als Geheimtipp, in Berlin sind seine Konzerte fast immer fix ausverkauft. Wer ihn nicht kennt: Seine Texte für die Toten Hosen-Songs, wie Bayern und Kein Alkohol, sind legendär.

Berlinflair

Und so fand sich am Sonntagabend die eingeschworene Fangemeinde des Rhein-Neckar-Kreises ein, um sich von Funny unterhalten zu lassen. Die besondere Atmosphäre, die ein typisches Funny van Dannen-Konzert umgibt – beschreiben wir es mal als angenehme, gepflegte Unterhaltung –, baute sich schon vor dem Konzert in der Alten Feuerwache auf. Für die Besucher war es ein kleines Mekka für alle van-Dannen-Fans im Süden, die nun endlich ihresgleichen gefunden hatten. Ein wenig Berlinflair lag in der Luft und dem Wahlhauptstädter gelang es, die ihm entgegengebrachte Sympathie in Energie umzusetzen.

Zur Begrüßung der "netten Mannheimer", wie er zu Beginn sagte, gab's erstmal typische Funny Fragen: "Mögt ihr Fußball?" und "Wann wart ihr denn das letzte Mal Meister? Vorm Krieg?" Für manch einen Künstler wäre der Abend damit gelaufen gewesen. Nicht für van Dannen, nicht an diesem Abend.

Die Symphatiefunken springen über

Bei Ich in China und Nana Mouskuri gab sich das Publikum noch schüchtern. Aber spätestens als Funny zugab, er könne noch nicht alle seine neuen Songs so richtig, sprangen die Sympathiefunken über. Er ging an diesem Abend immer stärker in seinen Texten auf. Mit kleinen Anekdötchen führte er in gewohnter Manier zu seinen nächsten Songs. Da berichtete er, dass Dirk Bach jetzt die verlorenen roten Schühchen des Papstes trage oder erklärte vor Mikado, ihm fehlten jetzt die Spaghettibündel der Trachtengruppe, die er sonst bei Konzerten bekäme.

An diesem Abend hat er ganz tief in die Unterhalterkiste gegriffen. Wenn er beispielsweise den Text zu Eckig erneut sang, aber mit der Umwandlung aller "eckig"-Wörter in "dreckig". Da musste er selbst stark lachen, so als hätte er sich das ganze gerade erst ausgedacht. Dass er und das Publikum zu diesem Zeitpunkt längst zu einer Einheit verschmolzen sind zeigte sich, als Funny beim Lied Kapitalismus kurz unterbrach, um den Text nachzuschlagen. Das Publikum sang weiter und er kicherte spitzbübisch: "Na, ihr kennt den Text vielleicht." Vor Wladimir Putins Cousine fragte er das Publikum dann auch, ob seine Frisur noch in Ordnung sei. Er bekäme nämlich Locken.

Scharfsinnige Gesellschaftskritik mit humoristischem Unterton

Egal, ob Funny seine Songs einleitete oder gerade sang, stets ist er Unterhalter. Mit ihm ist es wie in einer lustigen, geselligen Runde mit ein paar guten Freunden. Seine scharfsinnige Gesellschaftskritik legte er mit einem humoristischen Unterton aus. Dabei schien es, als nehme er sich selbst nie allzu ernst, sondern erweckte immer den Eindruck, er wolle spontan eine lustige Geschichte erzählen.

Das gelang ihm an diesem Abend besonders gut. Die Sprünge zwischen den Songs seines neuen Albums Fischsuppe, wie Fang den Pudding, Der Fahrradfahrer, Eimer weiße Farbe, Mikado und Erleuchtet und seinen altbekannten Hits wie Lesbische schwarze Behinderte, Homebanking und Schilddrüßenunterfunktion verlief reibungslos. Man fühlte sich wie in eine kleine lauschige Berliner Kneipe eingeladen und Funny erzählte und sang so authentisch und kraftvoll, als würde er die Songs zum ersten Mal vortragen.

Ernstere Töne

Ein paar ernstere Töne schlug er dann noch an. Einen Abbruch der lauschigen Stimmung bewirkten diese aber nicht. Seinem neuen Fischsuppen-Song Was Krieg ist stellte er passend Vaterland nach und auch den deutschen Patriotismus hinterfragenden Bundesadler legte er noch auf. Für seine kritischen Songs erntete er Applaus und bestätigende Zurufe.

Er wollte ja eigentlich nur kurz bleiben...

Funny van Dannen blieb länger als der ein oder andere Gast – ein paar wenigen ging das Stehvermögen am Ende einfach aus. Der Wahlberliner, der normalerweise nach drei Zugaben immer von dannen zieht, ließ es sich diesmal nicht nehmen, nicht weniger als sieben Zugaben zu spielen. Da kamen Songs wie Saufen, Plastikball und Rod Weiler. Spätestens jetzt hatte jeder Zuschauer seinen Lieblings-Funny-van-Dannen-Song bekommen. Das Publikum nahm das kleine Extrakonzert dankend an.

Der ein oder andere Zuschauer wird sich danach eine kleine Freudenträne aus dem Auge gewischt haben. Und danach Funny van Dannens Waldhof-Mannheim-Spitze zu Beginn des Konzerts vergeben und sich gefragt haben, ob er den Verein überhaupt noch braucht, wenn der Funny aus Berlin bei den netten Mannheimern selbst in der Verlängerung noch Vollgas geben kann.

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