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Eros Ramazzotti (live in Mannheim 2019) © Rudi Brand

In der Mannheimer SAP Arena bietet Eros Ramazzotti seinen begeisterten Fans neben Material seines aktuellen Albums "Vita ce n'è" eine inspirierte Werkschau seiner inzwischen knapp 40-jährigen Laufbahn, die mit etlichen Überraschungen aufwartet.

Aus der Welt der größten Popstars in Europa ist Eros Ramazzotti seit etwa 30 Jahren kaum wegzudenken. Obwohl der Römer inzwischen nicht mehr an die riesigen Erfolge seiner Glanzzeiten in den 1990er Jahren anknüpfen kann, erfreut er sich weiterhin großer Beliebtheit.

Daher ist es auch wenig überraschend, dass die Mannheimer SAP Arena fast bis auf den letzten Platz gefüllt ist, als der italienische Frauenschwarm im Rahmen seiner "Vita ce n'è"-Welttournee dort aufschlägt.

Vorhang auf

Zunächst steht Eros völlig im Zentrum der Show: Ein einziges Spotlight ist auf den Sänger gerichtet, der – hinter einem transparenten Vorhang versteckt – den Titelsong seiner aktuellen Platte so unvergleichlich mit nasalem Bariton trällert, wie nur er es kann.

Der Jubel seiner Fans in der Quadratstadt ist dem Italiener bereits ab der ersten Sekunde sicher, während er sich gemeinsam mit seiner insgesamt zehnköpfigen Begleitband und dem Stück "Per il resto tutto bene" weiter neuen Songs widmet. 

Saitenhexer aus der ewigen Stadt

Im Anschluss gehen Ramazzotti und seine Mitmusiker zu teilweise etwas älteren, aber rockigeren Klängen über: Bei gleich drei Stücken in Folge greift Eros selbst zur Stromgitarre und derart beherzt in die Saiten, dass es eine wahre Freude ist, ihm dabei zuzuschauen.

Die Soli, die er zur Freude seines Publikums in der SAP Arena bei "Stella gemella", "Favola" und "Ho bisogno di te" abliefert, können sich wirklich sehen bzw. hören lassen. Für langjährige Fans mag das keine Überraschung sein, aber alle anderen hätten ihm das wohl nicht zugetraut.

Klingt irgendwie anders

Auch das Arrangement des darauffolgenden "Terra promessa" weiß positiv zu überraschen: Anstelle der poppigen Sounds der 1984er Originalversion haben Eros Ramazzotti und seine grandios aufgelegte Begleitband rund um den früheren Suicidal Tendencies-Drummer Eric Moore der Nummer ein jazzig angehauchtes Gewand verpasst, das mit einem unglaublichen Groove aufwarten kann.

Mittlerweile hat der Sänger die Gitarre wieder beiseitegelegt und kann sich voll und ganz dem Mikrofon und den enthusiastischen Zuschauern widmen.

Grandiose Mitstreiter

Die Beschallung rund um seine markante Stimme überlässt er derweil erst einmal seinen illustren Musikern wie dem Saxofonisten Scott Paddock, den Gitarristen Giorgio Secco und Corey Sanchez, Basser Paolo Costa sowie den beiden Keyboardern Luca Scarpa und Giovanni Boscariol.

In dieser Konstellation arbeiten sich Eros Ramazzotti und Co. erst einmal durch diverse ältere Stücke, bevor er schließlich für "I Belong To You", ursprünglich als Duett mit Anastacia aufgenommen, eine der zwei Backgroundsängerinnen nach vorne bittet.

Rhapsody In Blue

Als sich der Römer für "In primo piano" schließlich an einen blau beleuchteten Designerflügel setzt, darf man sich weiter wundern: Würde Eros etwa außer als Gitarrist auch noch als Pianist überzeugen können? Den Anschein hat es zunächst zumindest.

Allerdings stellt sich bald heraus, dass diese Einlage doch mehr Fassade ist. Denn die Klavierklänge gehen genau so weiter, als Ramazzotti sich von seinem Stuhl erhebt und von den Tasten entfernt. Eingebettet ist das Ganze in Videoclips zur Rettung des Planeten.

Meister der sanften Töne

Dass er jedoch tatsächlich weit mehr als passabel sechssaitige Instrumente bedienen kann, demonstriert der Italiener im direkten Anschluss erneut. Vier Nummern gibt er alleine, nur mit Akustikgitarre bewaffnet, zum Besten – darunter "L'Aurora", die Hommage an seine gemeinsame Tochter mit Michelle Hunziger.

Die sanften Klänge beherrschte Eros eben schon immer. An diesem Abend in der SAP Arena präsentiert er sich aber deutlich vielseitiger denn als bloßer, romantische Popklänge darbietender römischer Gott der Liebe.

Mann des Volkes

Die Schlussphase des Konzerts bildet schließlich die zu erwartende Ansammlung der größten (Schmuse-)Hits des Italieners, der das Mannheimer Publikum inzwischen vollkommen in seiner Hand hat. Dabei gibt sich Eros allerdings durchgehend volksnah.

Mehrfach steigt er zu seinen zahlreichen Fans herab, klatscht sie ab und interagiert mit ihnen. Als bei "Fuoco nel fuoco" dann ein Fußball auf die Bühne fliegt, zeigt Ramazzotti seine durchaus vorhandenen Talente am runden Leder und wirft ihn kurz darauf signiert zurück in die Menge.

Das Evangelium nach Eric

Beim Intro zu "Se bastasse una canzone" hat sich der Sänger die kurze Verschnaufpause redlich verdient. Während er sich kurz hinter die Kulissen begibt, feuert Drummer Eric Moore die Massen in der SAP Arena an, mit ihm eine kurze Gospeleinlage anzustimmen.

Die Zuschauer, die es zu diesem Zeitpunkt längst schon nicht mehr in ihren Sitzen hält, gehen auch lautstark mit und lassen in Sachen Resonanz kein bisschen nach, als der Italiener schließlich die ersten Zeilen seines Megaerfolges ins Mikrofon schmettert.

Vielstimmig und vielschichtig

Duette hatten in der Karriere des Eros Ramazzotti immer einen hohen Stellenwert. Daher ist es nur folgerichtet, dass er gleich mehrere davon auf seiner "Vita ce n'è"-Tour präsentiert. Bei "Più che puoi" und "Cose della vita" singen etwa beispielsweise die Backgroundsängerinnen die Parts neben ihm.

Im Rahmen der neuen Nummer "Per le strade una canzone" wird "Despacito"-Star Luis Fonsi allerdings in Auszügen aus dem Videoclip eingeblendet und vom Band eingespielt, während die Musiker die lateinamerikanischen Klänge live darbieten.

Darauf einen...

Den Abschluss eines grandiosen Abends bilden schließlich das epische "Musica è" mit Lasershow sowie die Zugaben "Nati per amare" und "Per me per sempre", bei denen Eros seine Fans auffordert, mit Hilfe ihrer Telefone ein Lichtermeer in der Halle zu kreieren.

Als sich der Römer dann mit dem obligatorischen "Più della cosa" vom Publikum verabschiedet, kann sich wohl keiner der zahlreichen Zuschauer beschweren. Denn Ramazzotti hat ihnen eine hochprozentige Show aufgetischt, die aber kein bisschen bitter im Magen liegt.

Setlist

Vita ce n'è / Per il resto tutto bene / Stella gemella / Favola / Ho bisogno di te / Terra promessa / Dove c'è musica / L'ombra del gigante / Un attimo di pace / Un'emozione per sempre / Quanto amore sei / I Belong To You (Il ritmo della passione) / In primo piano / Adessa tu / L'Aurora / Una storia importante / L'urogano Meri / Siamo / Un'altra te / Più che puoi / Se bastasse una canzone / Per le strade una canzone / Fuoco nel fuoco / Cose della vita / Musica è // Nati per amare / Per me per sempre / Più della cosa

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