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The Pointer Sisters (live in Hamburg, 2018) © Falk Simon

Die Night Of The Proms 2018 in Mannheim kann nicht ganz an die herausragende Ausgabe des Vorjahrs anknüpfen, ist aber dennoch unterhaltsam. Besonders zum Ende jedes Blocks steigert sich die Show auf das Maximum. Davor gibt es auch Momente, die nicht durchweg begeistern.

Wie jedes Jahr lautet auch 2018 die Frage: Auf welchem Niveau bewegt sich die Night Of The Proms diesmal?

Es wäre unfair zu erwarten, dass die Konzertreihe das Level der unglaublichen Show des letzten Jahres halten oder sogar steigern kann. Im Vergleich der letzten Jahre bewegt sich die Night Of The Proms aber im oberen Bereich.

Die Kraft des Orchesters

Das erste Ausrufezeichen des Orchesters ist "Mambo" aus dem Musical "West Side Story". Die feurig heißen Uptempo Rhythmen sorgen für erste Action im Publikum. Als Special Guest sorgt zudem Flötist Gabor Vosteen mehrfach an diesem Abend für unterhaltsame Momente. Mit bis zu fünf Flöten und mit Unterstützung der Zuschauer sorgt er für mächtig Wirbel und zahlreiche Lacher. Mal zieht er die Gelbe Karte, wenn ein Musiker falsch spielt. Als eine junge Dame improvisiert, kommt gleich als Antwort die berühmte Melodie aus "Zwei glorreiche Halunken" zurück geflötet. 

Den Anfang der Stars macht Tim Bendzko. Er präsentiert seine Songs durch die Wucht des Antwerp Philharmonic Orchestra so stark wie selten zuvor. Getragen von der Kraft des Orchesters erhält "Keine Maschine" einen besonderen Charme und auch "Wenn Worte meine Sprache wären" klingt durch das Orchester viel opulenter als im Original. Der beste Song ist "Nur mal kurz die Welt retten". Der fette Groove und das etwas höhere Tempo verleihen dem Song mehr Dynamik.

Etwas blass

Die nicht ganz so glanzvollen Momente des Abends liefern Gitarrist Petrit Ceku und Bryan Ferry. Der Gitarrist aus dem Kosovo spielt gut, aber setzt eben keine Glanzmomente wie Emily Bear 2017. Auch Bryan Ferry sorgt bei seinem Auftritt nicht für die besonderen Akzente, für die sonst die Night Of The Proms steht.

Die ersten beiden Songs "Slave To Love" und "Avalon" werden zwar gut aufgenommen, rufen aber nur bei wenigen Zuschauern große Begeisterungsstürme hervor. Mit dem John Lennon-Cover "Jealous Guy" wird es besser, aber erst bei "Let's Stick Together" dreht der Sänger so richtig auf und deutet seine Fähigkeiten als Live-Musiker wirklich an. Insgesamt bleibt sein Auftritt aber vergleichsweise blass.

Party-Time

Ein Garant für gute Stimmung ist Milow. Wie bei jedem Auftritt fängt er das Publikum mit seiner guten Laune sofort ein. Richtig startet die Party mit "You And Me". Die Dynamik des fröhlichen Songs, gepaart mit der Energie des Orchesters lassen das Publikum aufstehen und mittanzen.

Ein Garant für lautes Mitsingen ist "Ayo Technology", der große Hit, den "50 Cent für ihn geschrieben hat", wie er augenzwinkernd anmerkt. Sein Sommerhit "Howling To The Moon" macht sofort wieder Lust auf Sommer und Strand. 

van Halen mal anders

Deutlich gefühlvoller wird Milow im zweiten Teil der Show. Seine neue Single "Lay Your Worry Down" die er im Original mit Matt Simons aufgenommen hat, spielt er jetzt mit John Miles. Perfekt arrangiert ist dieses Doppel ein akustischer Leckerbissen. 

John Miles bleibt und feiert mit "Music" wie jedes Jahr ein Highlight des Abends. Dazu spielt er als Erinnerung an Avicii dessen Hit "Wake Me Up" in einer akustischen Slow-Version, die am Ende nochmal an Tempo und Energie gewinnt. Als rockigen Abschluss feuert er schließlich "Jump" von Van Halen ins Publikum – inklusive gemeinsamem Sprung vom Dirigentenpodest mit Dirigentin Alexandra Arrieche.

Highlight mit drei Ladies

Den grandios gefeierten Schlusspunkt des Abends setzen The Pointer Sisters, die ein seltenes Gastspiel in Deutschland geben. Abgesehen von ganz wenigen Einzelshows in den letzten Jahrzehnten waren sie nur im Rahmen der Night Of The Proms 2002 zu bewundern.

Angesichts der Power, die das Trio immer noch ausstrahlt, ist das fast unglaublich. Das Medley inklusive "Jump (For My Love)" reißt direkt nahezu alle Zuschauer aus den Sitzen. Der Power-Soul und die Rhythmen des Orchesters lassen das Publikum nahezu ausflippen.

Auftakt zur eigenen Tour?

Nach "Fire" lassen es die Ladys mit "I'm So Excited" richtig krachen – vor allem mit der Twerking-Einlage, einem Gewitter energiegeladenen Hüftwackelns. Vielleicht verschafft die Riesenbegeisterung den drei Ladies endlich eine eigene Deutschlandtour.

Mit diesen Hits plus den Ohrwürmern aus den Beverly Hills Cop Soundtracks "Neutron Dance" und "Be There" könnte sie ähnlich wie Peter Cetera endlich ihre zahlreichen deutschen Fans beglücken.

Verpasste Chance

Wie schon 2013 endet die Night Of The Proms mit "Hey Jude". Nach "Let It Be" 2014 beschließt ein Beatles-Song bereits zum dritten Mal eine Show. Kann man machen und es klingt auch nicht schlecht. Aber 2018 hätte es sicher eine bessere Wahl gegeben. 

Ähnlich wie 2016, als die Night Of The Proms mit "Heroes" dem Lebenswerk des verstorbenen David Bowie gedachte, hätte man 2018 vielleicht eher einen Song von Aretha Franklin auswählen sollen. Die Queen of Soul mit einem Song zu ehren, vielleicht sogar einem etwas unbekannteren Stück, wäre sicher kein Fehler gewesen.

Setlist

Ouvertüre NOTP 2018 / Adagio 9. Sinfonie / Mambo (West Side Story) / Cardas / Keine Maschine / Wenn Worte meine Sprache wären / Nur noch kurz die Welt retten / Gabor dirigiert / An der schönen blauen Donau / Babylon Berlin / Cavatina / You Don't Know / You And Me / Ayo Technology / Howling At The Moon

Saint Saens - Bacharele / Tango & Skai / Slave To Love / Avalon / Jealous Guy / Let's Stick Together / Gabor solo / Lay Your Worry Down / Music / Wake Me Up / Jump / Intermezzo Cavalleria Rusticana / Medley Pointer Sisters / Fire / I'm So Excited / Hey Jude