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Jay-Z und Beyoncé (live in Berlin 2018) © Raven B. Varona/Parkwood/PictureGroup

Schon der Einmarsch von Jay-Z und Beyoncé unter dem angezeigten Motto "The Gangster & The Queen - The Love Story" erzählt die ganze Geschichte. Sie zeigen sich und ihr Leben in allen Facetten in einer Show, die trotz kleiner Schwächen im Konzept durchgängig elektrisiert.

Als die Videowand anspringt, steht das ganze Stadion und erwartet den großen, spektakulären Auftritt. Entgegen dem sonst so explosiven Opening ist der Auftakt diesmal eher innig und gefühlsbetont, als sich die Wand öffnet. Jay-Z und Beyoncé fahren auf einer Liftplattform nach unten und schreiten als Paar wie die Gladiatoren unter immensem Jubel in das Stadion ein.

Beyoncé beginnt das Konzert mit "Holy Grail", immer darauf bedacht, die innige Nähe zu ihrem Mann nicht zu verlieren. Jay-Z steigt ein, während hinten die ersten Leuchtsterne aufsteigen. Das kleine, hautnahe Tänzchen bei "Part II (On The Run)" zeigt ihre Verbundenheit. Aber sie können auch  aus der Distanz ein Paar sein wie bei "Bonnie & Clyde". Endlich hört man den Song wieder, den Beyoncé zuletzt auf ihrer ersten Solotour gespielt hat.

Abwechslungsreich 

Als Duo bringen Jay-Z und Beyoncé eine völlig neue Dynamik in ihre Show. Das zeigt sich zunächst in den unterschiedlichen Stilen. Während Beyoncé ihre Energie eher durch souligen Flow zur Geltung bringt, ist Jay-Z meist hart und zackig. Dieses Wechselspiel hält die Show energetisch permanent am oberen Limit, auch weil die Songs fast durchgängig verkürzt werden oder mit vielen Snippets anderer Songs durchsetzt sind.

Das führt allerdings auch dazu, dass manche Hits wie etwa "Naughty Girl" bei dieser Verkürzung und Geschwindigkeit fast ein wenig untergehen. Die Gratwanderung gelingt letztlich, obwohl Hits wie "Halo" oder "Single Ladies (Put A Ring On It)" diesmal ganz fehlen. 

Highlights

Bei so vielen Hits stechen dennoch einige Songs besonders hervor. So feuert Jay-Z kraftvoll seine Rhymes zu "Big Pimpin'" ins Stadion und heizt das Publikum an, während Beyoncè ihren Flow bei "Mi Gente" spürbar fließen lässt. Sein "99 Problems" ist pure Power, während vier Violinistinnen für Beyoncé das große Drama vorbereiten, als sie bei "I Care/4:44" zu einem Gesangshighlight der puren Gänsehaut ansetzt.

Ungewohnt sanft präsentiert sich Jay-Z mit "Song Cry". Er singt diesmal mehr, der starke Gangster zeigt seinen gut versteckten weichen Kern. Diese Emotion greift Beyoncé auf und liefert mit "Resentment" eine emotionale Ballade. Diese Songs sind nicht nur wegen der Stimmung so angenehm, sondern sie setzen einen wohltuenden Kontrast zu den vielen Short-Versions, weil sie komplett ausgesungen werden.

Die fahrende Bühne

Am Anfang der Show steht die Action rund um die Videowand im Zentrum. Das ist konzeptionell eher ein Schwachpunkt. Denn die vorderen Plätze, deren Blickwinkel eher seitlich zur Bühne ist, erhalten aufgrund der Wand keinen Blick in den Innenraum mit den Boxen, in denen sich die Live-Band in ihren roten Anzügen austobt. So entgehen den Zuschauern viele kleine Details, die nur den Fans zugänglich sind, die möglichst gerade zur Bühne sehen können.

Viel erlebbarer und besser wird die Show, als die fahrende Bühne ins Spiel kommt. Egal ob als Duo oder einzeln, wenn sich die Bühne über den Innenraum zur Stadionmitte bewegt, ist die emotionale Power da. Jay-Z dirigiert das Publikum und peitscht sie hoch mit seinem Hit "Niggas in Paris". Die Zuschauer springen und feiern immer noch, da legt Beyoncé auf der Rollbühne mit  "Formation" eine fette Tanzperformance mit ihren Tänzerinnen hin. Die Stimmung kocht, da setzt Jay-Z mit "Public Service Announcement" noch eins obendrauf. Das Publikum im ganzen Stadion tobt.

Endspurt

Die Bläser dröhnen, geben mächtig Druck, da legt Beyoncé los wie eine Rakete. Mit unglaublich mitreißender Energie ist "Déjà Vu" schon beeindruckend, aber dennoch nur der Anheizer für "Crazy In Love", das man wie "Bonnie & Clyde" endlich mal komplett original hören kann, weil sie jetzt beide auf der Bühne stehen. Kurz vor dem Ende setzt Jay-Z mit "U Don't Know" ein weiteres Ausrufezeichen seiner Rhymes und alles endet mit einem heulenden Gitarrensolo als Höhepunkt.

Das Ende schließt den Kreis zum Anfang. Wieder kommen beide Hand in Hand auf die Bühne – Beyoncé nun im langen, schwarzen Glitzerkleid und Jay-Z im coolen Shirt mit Goldkette. Während hinter ihnen Bilder einer großen Liebe laufen, bewegen sie sich auf der Rollbühne ins Publikum. Bei  der abgewandelten Version des Alpahaville Klassikers, den Jay-Z in "Young Forever" transformiert hat, singt das ganze Stadion. Das Cover von Ed Sheerans "Perfect" wird zur gesungenen Liebeserklärung, die mit einem zarten Küsschen der Inszenierung das i-Tüpfelchen hinzufügt.

Ganz am Schluss, quasi im Abgang, weicht Jay-Z ausnahmsweise vom Konzept ab, mit einem kurzen Gruß: "God bless you, Jesse Owens". Eine Ehrbezeichnung für den großen Läufer, der 1936 an eben dieser Stelle bei den Olympischen Spielen in Berlin vier Goldmedaillen gewann. Eine kleine Geste mit großer Symbolkraft, die im begeisterten Jubel des Publikums fast unbemerkt untergeht.

Setlist:

Intro / Holy Grail / Part II (On The Run) / Bonnie & Clyde / Beach Interlude / Drunk In Love / (Diva/ Clique) / Dirt Off Your Shoulder / On To The Next One / Fuckwithmeyouknowigotit / (***Flawless/Feeling Myself) / Naughty Girl / Big Pimpin' / Jamaica Interlude / Run This Town / Baby Boy / (Mi Gente/You Don't Love Me (No, No, No) / Bam / (Hold Up/Countdown) / (Sorry/Me, Myself & I) / Bar Fight Interlude (with Sun Is Shining/DNA) / 99 Problems / Ring The Alarm / Don't Hurt Yourself / (I Care/4:44) / Song Cry / Resentment / Running Interlude / Family Freud / Upgrade U / Niggas In Paris / Beach Is Better / Formation / Run The World (Girls) / Public Service Announcement / Ballet Interlude / The Story Of O.J. / Déjà Vu / (Show Me What You Got /Crazy In Love) / Freedom / U Don't Know / Baptism Interlude / Young Forever / Perfect Duet / Shining

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