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TOTO (live in Offenbach, 2018) © Andreas Defren

Auf ihrem Abstecher in die ausverkaufte Offenbacher Stadthalle im Rahmen ihrer "40 Trips Around The Sun"-Tour lassen Toto mit einem inspirierten Auftritt ein restlos zufriedenes Publikum zurück – und demonstrieren, wie viel Spaß ihnen Konzerte auf dem europäischen Kontinent zu bereiten scheinen.

Seit vierzig Jahren veröffentlichen Toto inzwischen Platten – und in dieser langen Zeit hat die kalifornische Band eine durchaus bewegte Geschichte hinter sich. Nachdem sie bereits eine Weile als Studiomusiker in der hiesigen Szene bei Acts wie Steely Dan aktiv waren, fanden sich Steve Lukather, David Paich, Bobby Kimball, David Hungate und die beiden Porcaro-Brüder Jeff und Steve zusammen, um als Gruppe eigene Songs zu veröffentlichen.

Das Resultat in den Anfangsjahren waren Welthits wie "Hold The Line", "Rosanna" und "Africa", der Soundtrack zu David Lynchs Film "Dune" sowie Aufnahmen als Backing-Band für Michael Jacksons Bestseller "Off The Wall" und "Thriller".

Welterfolge und Krisenjahre

Doch schon bald kriselte es innerhalb des Sextetts. Frontmann Bobby Kimball verließ Toto wegen Drogenproblemen und wurde zunächst von Fergie Fredriksen, Joseph Williams und Jean-Michel Byron ersetzt, bevor Gitarrist Lukather schließlich auch noch den Gesangspart übernahm. Bassist David Hungate und Keyboarder Steve Porcaro stiegen aus, um sich der Studioarbeit zu widmen.

Die tiefen Töne erzeugte ab sofort der dritte Porcaro-Bruder Mike. 1992 starb dann Drummer Jeff Porcaro unter tragischen Umständen an einem Herzinfarkt. Toto machten allerdings mit Simon Phillips und in der Folgezeit häufig wechselnden Besetzungen bis zur vorübergehenden Auflösung im Jahr 2008 weiter.

Fulminante Rückkehr vor ausverkaufte Häuser

Seit 2010 sind Steve Lukather, David Paich, Steve Porcaro und Joseph Williams nun wieder gemeinsam als Toto unterwegs. Mit "40 Trips Around The Sun" haben sie aktuell sogar ein Best-of-Album inklusive neuem Material am Start, mit dem sie derzeit auf großer Welttournee sind, um ihr Jubiläum entsprechend zu feiern.

Nach knapp dreijähriger Abstinenz in deutschen Städten schlagen die vier regulären Toto-Mitglieder jetzt auch hierzulande wieder mit Unterstützung ihrer derzeitigen Live-Mitstreiter Shannon Forrest, Lenny Castro, Warren Ham und Shem von Schroeck zu Konzerten vor vollen Häuser wie der ausverkauften Offenbacher Stadthalle auf.

Langsam in die Vollen

Bei der ersten neuen Nummer des Abends, dem Opener "Alone", gehen Toto dabei noch beinahe stoisch ans Werk. Ab dem zweiten Song "Hold The Line" allerdings kommt Bewegung ins Spiel. Steve Lukather und Bassist von Schroeck rennen geradezu auf der Bühne herum. Jetzt steht auch Frontmann Joseph Williams nicht mehr nur an einer Stelle – und schon ist auch die lautstarke Resonanz der Fans in der prall gefüllten Arena da.

Die acht Musiker verbreiten eine immense Energie, die auf die Zuschauer überschwappt und von dort wieder auf die Band zurückprallt. Nach vier Dekaden wissen die Mannen aus Los Angeles, wie man das Publikum in seinen Bann zieht.

Runderneuertes Repertoire

Anlässlich ihres runden Jubiläums haben Toto die Setlist gegenüber den vergangenen Tourneen gehörig umgekrempelt. Einige Songs, die in den letzten Jahren zum Rückgrat ihrer Shows gehörten, sind dieser neuen Ausrichtung dabei zum Opfer gefallen.

Stattdessen greifen die Kalifornier tief in die Trickkiste und zaubern mit Nummern wie "Holyanna", "Miss Sun", "No Love" oder dem "Desert Theme" aus dem David Lynch-Film “Dune“ gleich mehrere Überraschungen aus dem Hut. Dass mit "Human Nature" auch ein Michael Jackson-Stück zum Repertoire gehört, ist nur folgerichtig. Immerhin stammt der Song aus der Feder von Keyboarder Steve Porcaro.

Geschichten aus dem Musikerleben

Der Acoustic Storytellers-Mittelteil erweist sich dabei als echtes Highlight: Toto nehmen sich etwas zurück, kramen in den Untiefen ihrer langen Laufbahn und geben im Verlauf dieses Zwischenspiels zudem noch ein paar Anekdoten zum Besten.

So erfährt das Publikum vom augenzwinkernden Joseph Williams, dass David Paich als Produzent ein richtig harter Hund sei. Steve Lukather hingegen erzählt, er habe vor seinem allerersten Leadgesangspart in "George Porgy" tierisch Muffensausen gehabt. Steve Porcaro wiederum erläutert, "Human Nature" sei aus einem Gespräch mit seiner Tochter entstanden, als die Kollegen gerade den Megahit "Africa" abgemischt hätten.

Vielstimmiges Geschehen

Toto präsentieren sich auf dieser Tour nicht nur musikalisch als Einheit. Auch die Aufteilung, wer an welcher Stelle singen darf, ist demokratisch gelöst. Mal übernimmt Lukather, dann ergreift Paich das Kommando. Hin und wieder dürfen Bläser Warren Ham und Bassist Shem von Schroeck ebenso ihren Teil beisteuern.

Frontmann Joseph Williams wird dabei streckenweise geradezu zum Statisten deklariert. Seine Einsätze sind wohldosiert – vermutlich auch, um sein Gesangsorgan zu schonen. Schließlich war seine überstrapazierte Stimme der Grund, warum er Ende der 1980er Jahre Toto verlassen hatte. In den Parts, bei denen er gebraucht wird, sitzt dafür jeder einzelne Ton.

Gute Miene zum guten Spiel

Überhaupt präsentiert sich die Band bei ihren aktuellen Shows äußerst spielfreudig. Ob nun bei dem fulminanten, von einem dynamischen Schlagabtausch zwischen Drummer Shannon Forrest und Percussionist Lenny Castro eingeleiteten Instrumental "Jake To The Bone", bei "Rosanna" mit seinem jazzig angehauchten Intermezzo oder bei "Africa" mitsamt seinen vom schwarzen Kontinent geprägten Gesangseinlagen wissen Toto zu jeder Sekunde zu überzeugen.

Man merkt ihnen die Routine alteingesessener Profimusiker an, ohne dass sie dabei jedoch zu abgebrüht wirken würden. Das Gegenteil ist der Fall: Die Kalifornier haben gute Laune – und das Publikum mit ihnen.

Umjubelte Jubilaren

Als das Oktett aus Los Angeles mit "The Road Goes On" langsam, aber sicher zum Schlusspunkt eines grandiosen Abends kommt, werden sie von den Zuschauern lautstark gefeiert. Über zwei Stunden lang haben die anwesenden Fans auf allerhöchstem musikalischem Niveau unterhalten.

Beim Offenbacher Konzert schallt außerdem der Sound, der bei anderen Shows der Tour des Öfteren bemängelt wurde, äußerst transparent aus den Boxen. In dieser Form dürfen Toto auch gerne noch bis zu ihrem halben Jahrhundert oder womöglich sogar noch länger weitermachen. Im Gegensatz zu manch amerikanischen Kollegen scheint sie Europa nämlich regelrecht zu revitalisieren.

Setlist

Alone / Hold The Line / Lovers In The Night / Spanish Sea / I Will Remember / English Eyes / Jake To The Bone / Lea / Rosanna // Acoustic Storytellers: Miss Sun / George Porgy / Human Nature / Holyanna / No Love / Mushanga / Stop Loving You // Girl Goodbye / Angela / Lion / Dune (Desert Theme) / While My Guitar Gently Weeps / Make Believe / Africa // The Road Goes On

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